Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
Lenk ließ das Ende des Satzes in der Luft schweben, während er nach seinem Schwert griff. »Jedenfalls verteilen wir uns.« Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. »Kat, du kommst mit mir.«
    »Was?« Sie hatte nicht gewollt, dass ihre Stimme so schockiert klang. »Warum?«
    »Was soll das heißen, ›warum‹?« Lenk sah sie verblüfft an. »So machen wir es immer.«
    »Egoist«, murmelte Denaos.
    »Ja, schon, aber …« Ihr Blick zuckte suchend über den
Strand, wie der eines Tieres, das in die Enge getrieben worden war. »Es ist nur so, dass …«
    »Wenn du nicht mit mir gehen willst, gut!«, fuhr Lenk sie barscher an, als er vorgehabt hatte. »Dann geh mit Gariath oder wem auch immer, von dem du gern hinterrücks überfallen, niedergestochen oder beleidigt werden willst.« Er packte den Griff seines Schwertes und zog heftig daran. »Ich will nur verhindern, dass jemand getötet wird.«
    Kaum war der Stahl aus dem Kadaver des Abysmyth geglitten, als der Himmel unter der Gewalt eines Schreis aufzureißen schien.
    Lenk taumelte zurück, landete auf dem Hintern und kroch wie eine betrunkene Krabbe von der Kreatur weg, die zuckend zum Leben erwachte, als wäre sie besessen.
    Augen, die ebenso ausdruckslos waren wie zu Lebzeiten, blickten in den Himmel, als das Abysmyth den fischartigen Kopf in den Nacken warf, das Maul öffnete und Ströme schwarzer Brühe aus seinen Mundwinkeln flossen. In einem Sprühregen aus glänzendem Schwarz stieß es ein Heulen aus, das anders klang als alle Laute, die es zu Lebzeiten von sich gegeben hatte. Das Geräusch schien eine Ewigkeit anzudauern, und die Gefährten wussten nicht, ob sie ihre Waffen fester packen oder sich die Ohren zuhalten sollten. Der Schrei schien von jedem verbrannten Blatt und jedem rußigen Sandkorn widerzuhallen.
    Die Brühe, die sich aus dem Maul ergoss, verwandelte sich in schwarzes Blut, das aus jeder klaffenden Wunde im Leib der Kreatur rauschte. Es strömte mit so viel Kraft heraus, dass der Körper des Abysmyth wie eine große, halb geschmolzene Kerze wirkte. Während die Monstrosität weiterschrie, wurde deutlich, dass noch etwas aus ihrem Körper strömte.
    Gariath grunzte überrascht, und als die Gefährten zu ihm hinsahen, bemerkten sie, dass der abgetrennte Arm ebenfalls zuckte, als wäre er lebendig. Der Drachenmann grollte und warf das Glied auf den Kadaver, als würde es dann aufhören zu leben.
    Stattdessen reagierten Kadaver und Arm synchron. Schwarzes Fleisch wurde zu Wachs, Wachs zu Brühe, Brühe zu Blut. Die Haut schälte sich von dem Kadaver, dann fiel das Fleisch herunter und entblößte graue Knochen, während es einen Haufen um die Knie des Dämons bildete. Der Schrei wurde bei jedem Zentimeter Haut, die sich abschälte, lauter, und das Fleisch sackte immer schneller herab, während das Abysmyth unaufhörlich kreischte.
    Erst als die letzten Spuren der Fratze herabgetropft waren und ein Fischschädel in der gleißenden Sonne lag, verstummten die Schreie endlich.
    Aber die Pfütze, die das Abysmyth gewesen war, ließ niemandem Zeit, ein Gebet an irgendeinen Gott zu richten. Sie bewegte sich, zuckte einmal, kräuselte sich wie Wasser und begann dann wie ein schwarzer Tintenfleck langsam in Richtung Meer über den Strand zu kriechen. Ein Windstoß strich über den Strand; das Skelett fiel vornüber und sackte klappernd zu einem Haufen Knochen zusammen.
    Die Spannung hielt so lange an, wie die Echos des Schreis brauchten, um zu verhallen. Erst als nur noch das Rauschen der Wogen zu hören war, die das geschmolzene Fleisch des Dämons aufnahmen, ergriff Lenk das Wort.
    »Verteilt euch«, flüsterte er. »Sucht Dread. Kat, du kommst mit mir!«

Gariath hob witternd die Schnauze und nahm dieselben Gerüche wahr, die er schon zuvor wahrgenommen hatte: Salz und Bäume. Der Gestank von Papier und Tinte, der diesem Menschen-Jüngling folgte, war vom Wind und vom Staub verwischt. Obwohl er Spuren getrockneter tierischer Exkremente wahrnahm, gab es in der Luft keinerlei Spuren des speziellen Exkrements, das der Magus so schätzte.
    Gariath musste lange darüber nachdenken, warum er überhaupt suchte.
    Es war nur ein weiteres Wunder, das er in die aktuelle, endlose Liste aufnehmen konnte, die er führte, seit er beschlossen hatte, den Menschen zu folgen. Der wichtigste Punkt auf dieser Liste war im Augenblick der Grund, aus dem sie darauf bestanden, auszuschwärmen und nach diesem Winzling zu suchen. Ihnen musste doch klar sein, dass

Weitere Kostenlose Bücher