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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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er, ein Rhega, den Jüngling zuerst aufspüren würde.
    Warum also machten sie sich überhaupt die Mühe zu versuchen, ihn auf eigene Faust und ohne Gariath zu finden? Selbst wenn sie allein suchten, wie er, hatten sie keine Chance, auch nur den Hauch eines Furzes vor ihm zu wittern. Sie waren zu langsam, zu dumm, ihre Nasen waren zu klein, und ihr Gesuchssinn war unterentwickelt.
    »Dumme, kleine …« Seine Flüche gingen in wortloses Gemurmel über.
    Von allen zweibeinigen Kreaturen zollte er nur Lenk mürrischen, unausgesprochenen Respekt. Trotz der Schande, dass er keine Familie besaß, und der Demütigung, noch kleiner zu sein als die meisten anderen Menschen, war der junge Mann kühn, diszipliniert und der Einzige dieser ansonsten nutzlosen Rasse, der fast so etwas wie eines Lobes würdig war.
    Bedauerlicherweise hatte er sich entschieden, mit diesem langohrigen Menschenweibchen zu gehen. Sie war stark und schnell, besaß eine gesunde Verachtung für ihre rundohrigen Kameraden und hätte fast so viel Respekt verdient, wie er Lenk entgegenbrachte, hätte sie nicht das Hirn eines Eichhörnchens besessen.
    Die beiden großen Menschen waren schon von Natur aus unfähig; sie konnten weder richtig noch klug kämpfen und vermochten selbstverständlich nicht, irgendetwas zu finden. Die braunhaarige Frau war zu stolz in dem Glauben an ihre falschen Götter, um die Erde zu riechen. Die Ratte würde beim ersten Duft von Gefahr weglaufen und eine gelbe Spur hinterlassen.
    Und natürlich war der Menschen-Junge über die Gefahr gestolpert. Er war mit einer dunklen Wolke über dem Kopf geboren, einem Fluch des Geistes und des Körpers, hineingeboren in eine ehrlose Familie und erzogen in einem noch beschämenderen Leben. Dieser dürre Menschenjunge war seinem Vater und seiner Mutter entfremdet, was allein schon ein böses Omen war, und er war viel zu schwach, um eine solche Entbehrung durch die einzig angemessene Art zu überwinden, durch Blutvergießen.
    Schließlich, wie sollte jemand töten können, um seiner Familie Ehre zu erweisen, wenn diese Familie es gar nicht wert war, dass man dafür tötete? Allerdings teilten die meisten Menschen dieses Schicksal.
    Zu ihrem Glück liebten ihre elenden Götter sie wenigstens genug, dass sie ihnen das Privileg gewährten, auf den Spuren eines Rhega zu wandeln. Auserkorene der Geister,
geboren aus rotem Fels, der von reißenden Strömen geformt worden war, waren die Rhega die einzigen wohlgeratenen Geschöpfe auf dieser Welt. Nur deshalb, so rief Gariath sich ins Gedächtnis, erlaubte er ihnen, hinter ihm zu wandeln. Sie brauchten ihn, so wie Schafe Böcke brauchten. Wie sonst sollten sie überleben?
    Sie würden einen Weg finden, dachte er seufzend. Glück und Dummheit, beides ihrer Meinung nach erstrebenswerte Eigenschaften, besaßen sie im Überfluss.
    Er seufzte erneut, hob seine Nase und atmete tief ein. Kein Gestank von Menschen.
    Dennoch senkte er diesmal die Schnauze nicht.
    Stattdessen schnüffelte er noch einmal. Sein Herz pochte schneller, und seine Ohrlappen fächerten sich aufmerksam auf. Der Geruch in seiner Nase weckte Erinnerungen und beschwor Visionen und Geräusche; Klauenabdrücke in der Erde, Schwingen, die knatternd die Luft peitschten, Regen auf dicker Lederhaut, Mahlzeiten aus rohem Fleisch auf dem Gras.
    Felsen und Flüsse.
    Der Junge war vergessen, und alles Interesse an den Menschen schwand, als er auf alle viere hinuntersank und über den Boden rannte, dem Geruch folgte, der ihn über Wurzeln hinweg, unter Ästen entlang, um Felsen herum und durch Büsche hindurch führte. Er folgte ihm, während der Geruch sich hundertmal in ebenso vielen Atemzügen schlängelte und wand und jedes Mal schwächer wurde.
    Nein, nein, nein, wimmerte er innerlich.
    Er folgte seiner eigenen Fährte zurück.
    Nicht jetzt!
    Das Geräusch von schlagenden Schwingen wurde zum Flüstern der Wellen.
    Ich habe dich fast gefunden …
    Der Regen roch plötzlich salzig.
    Bitte, geh noch nicht!
    Felsen und Flüsse wurden Sand und Brandung.
    Er fand sich plötzlich am Strand wieder. Hinter ihm lag der Wald, und der Geruch war verschwunden, wand sich wie eine kaum wahrnehmbare Schlange um die Baumstämme. Er erhob sich, drehte sich um und reckte erneut die Schnauze in die Luft. Nichts. Er roch nichts. Er inhalierte, bis seine zitternden Nüstern wund waren und ihm der Gestank des Salzwassers Übelkeit verursachte.
    Salzwasser. Das war alles, was er bekam.
    Die Empfindung von Schwäche

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