Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
schnüffeln?«
Als er nicht antwortete, trat sie herausfordernd vor. Sie bemerkte nicht einmal, wie leise das Geräusch ihrer Schritte im Vergleich zu dem seiner gewaltigen roten Sohlen auf dem Sand war. Vielleicht machte es sie so kühn, dass er ihr den Rücken zukehrte, oder aber sie wollte sich nur beweisen, dass sie aus härterem Holz geschnitzt war, als er angedeutet hatte.
»Wenn Menschen nur Kriege gegen Menschen gewinnen«, schrie sie ihm nach, »warum gibt es dann keine anderen Rhega mehr?«
Sie wusste einfach nicht, was sie dazu getrieben hatte. Als er sich umdrehte und auf sie zuging, mit einer Gelassenheit, die ihr klarmachte, dass sie nicht weit kommen würde, wenn sie versuchte wegzulaufen, nahm sie all ihren Mut zusammen. Du hast das Thema aufgebracht, sagte sie sich, und jetzt musst du dafür geradestehen.
»Schlag mich.« Er sprach beunruhigend leise.
»Was?« Sie zuckte vor Verblüffung zusammen.
»Du willst kämpfen lernen, also lerne«, antwortete er ruhig. »Schlag mich, so fest du kannst.«
Ein ungewohntes Angstgefühl überkam Asper, ein ungewohnter
Kampf zwischen Furcht und Stolz tobte in ihrem Inneren. Es war weder in Theorie noch Praxis eine gute Idee, eine Kreatur zu schlagen, die mit Hörnern und Klauen und Krallen gespickt war, selbst wenn sie danach verlangte. Nein, ermahnte sie sich, stehe zu deiner Herausforderung.
Als sie sie äußerte, hatte sie nur nicht bedacht, wie klein sie gegen seine rote hünenhafte Gestalt war. Trotzdem, sie biss die Zähne zusammen, ballte eine Hand zur Faust und hämmerte sie auf die Brust des Drachenmannes.
Sie prallte mit einem hohlen Knall auf, und sie hätte schwören können, dass es metallen hallte. Asper zog jedoch keine Faust zurück, sondern eine pulsierende, geschwollene Masse aus Fleisch, Haut und aufgeschlagenen Knöcheln.
Es kam ihr gar nicht in den Sinn, vor Schmerz zu stöhnen oder zusammenzuzucken, denn als sie hochsah, erblickte sie eine gewaltige rote Klaue, die auf sie zuraste. Die Klaue erwischte die Seite ihres Gesichts mit dem Handrücken. Sie segelte rücklings zu Boden, und jeder Laut, den sie ausgestoßen haben mochte, ging in dem Geräusch unter, mit dem Fleisch und Knochen auf Sand prallten.
Sie drückte ihre rot geschwollene Hand auf ihre rot geschwollene Wange, setzte sich langsam auf und sah den Drachenmann an. Der Schock war ihr wegen der gewaltigen Schwellung ihres Gesichts kaum anzusehen.
»Was …« Selbst das Sprechen schmerzte, also musste sie ihre kochende Wut kürzer fassen. »Warum?«
»Du hast mich geschlagen.«
»Weil du das wolltest!«
»Und was hast du dadurch gelernt?«
Jeder Laut, den er ausstieß, schien sie weiter schrumpfen zu lassen. Seine Schritte vibrierten in ihrem schmerzenden Kiefer, und sein Schweif, der den Boden peitschte, verschlimmerte das Pochen in ihrer Hand nur. Aber sein Rücken, den er ihr gleichgültig zukehrte, trieb ihr die Tränen in die Augen und brachte sie dazu, sich zu erheben.
Obwohl eigentlich ihre rechte Hand brennen sollte, war es ihr linker Arm, der sich so sehr verkrampfte, dass Wogen von Schmerz sie durchströmten, die alle anderen Empfindungen ausschalteten und ihr die Fähigkeit verliehen, hinter dem Drachenmann herzugehen. Ihr Arm hing wie eine Keule herunter. Und sie stellte sich vor, wie sie ihn wie eine mit Stacheln gespickte und gnadenlose Keule gegen Gariath schwang.
Sein Hals wirkte so verlockend und verschwamm vor ihren Augen, als sich ihr Blickfeld mit jedem Atemzug weiter rötete. Sie konnte sich in diesem roten Nebel sehen, sah, wie sie ihn packte, die pulsierende rote Ader, die sie nur zudrücken musste, und dann …
»NEIN!« Sie presste ihre schmerzende Hand unter ihren linken Arm, und sofort verbreitete sich der Schmerz wie aufbrechende Blüten in einem Garten. »Nein… nein. Denk das nicht einmal. Es ist nicht richtig. Hör auf.« Sie schlug sich mit der rechten Hand gegen die Schläfe. »Hör auf!«
»Ist das wirklich schlau?«
Sie widerstand dem Drang, herumzuwirbeln, und wischte sich erst die Tränen aus den Augen. Dreadaeleon wirkte bekümmert, als er ihre rote Wange und die rote Hand sah, obwohl er nicht ganz so entsetzt schien, wie er es ihrer Meinung nach ruhig hätte sein können.
»Was ist Euch denn passiert?«
»Kampf«, nuschelte sie, »nichts Schlimmes. Hab was gelernt … weiß nicht. Gariath hat mich geschlagen.«
»Oh.«
In zivilisierten Ländern wäre der Ruf zu den Waffen ertönt, hätte ein Mann gewagt, eine Frau zu
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