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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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wie Ähren wogenden Stängeln erhoben.
    In hypnotischem Einklang wiegten sie sich über Lenk und
fletschten die Zähne. Ihre Augen leuchteten golden vor dem grünen Feuer der Fackeln. Sie glitten anmutig durch das Wasser zum Rand des Felsvorsprungs und waren sichtlich entzückt, als Lenk zögerte, ihnen zu folgen.
    »Was«, brachte er schließlich keuchend heraus, »im Namen aller Götter seid ihr?«
    »Wir«, antworteten sie in gespenstischem Gleichklang, »sind deine Barmherzigkeit.«
    Der goldhaarige Kopf schoss plötzlich ruckartig vor, und seine Lippen waren nur eine Haaresbreite von Lenks Gesicht entfernt.
    »Und hier unten wird dich kein Gott hören.«
    Dann warf der Dämon seine drei Köpfe zurück und stieß ein grauenvoll kreischendes Gelächter aus, das durch Mark und Bein ging. Lenk widerstand der Versuchung, sich die Ohren zuzuhalten, und umklammerte Hilfe suchend sein Schwert. Er betrachtete die schlanken Stängel, auf denen die Köpfe saßen; sie sahen auf den ersten Blick recht dünn aus, wie Maisstauden.
    Mais lässt sich leicht schneiden. Er packte das Schwert mit beiden Händen, kniff die Augen zusammen und holte zu einem Schlag aus.
    Der goldhaarige Kopf zuckte erneut vor; seine Augen waren unnatürlich weit geöffnet, und er hatte den Mund weiter aufgerissen, als es eigentlich möglich sein sollte. Lenk sah entsetzt, dass selbst die Luft vor dieser Bestie erzitterte.
    Eine große Beule lief durch den fleischigen Hals hinauf. Der Dämon öffnete den Mund noch weiter. Die beiden anderen Köpfe lächelten strahlend, und dann stieß Machtwort die Luft aus und schrie.
    Der Schrei raubte Lenk den Atem, als er ihn wie eine Faust mitten auf die Brust traf. Das Blut drohte ihm aus den Ohren zu schießen, und er wurde von der Wucht des Schreis gegen die grobe Felswand der Kammer geschleudert.
    Sein Schwert fiel ihm aus der Hand und versank im Wasser. Er spürte es nicht, ebenso wenig wie er spürte, dass sein
Herz langsam aufhörte zu schlagen, und dass sein Körper von der Felswand ins Wasser rutschte.
    Alle Furcht war vergessen, jede Wut vergangen. Der Schrei der Kreatur hatte ihm sämtliche Sinne geraubt; er besaß nicht einmal mehr genug Willenskraft, um zu schreien, bevor sein Kopf unter die schwarze Wasseroberfläche glitt.
    Dann sah er im düsteren Wasser, wie der Fisch auf ihn zuschoss wie ein grauer Pfeil. Seine Haut hatte, bis auf seinen knochenweißen Bauch und das gefleckte Maul, die Farbe von Gestein. Drei biegsame Stängel krönten seine Stirn und zuckten wie Schlangen durch das Wasser. Irgendwo weit über sich hörte er das Gelächter von drei Stimmen.
    Er sah den weit aufgerissenen Schlund des Fisches, die auseinanderklaffenden Kiefer, die zahllosen Reihen scharfer, spitzer Zähne und fragte sich beiläufig, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn diese Kreatur ihm den Kopf abbiss.

Erst nachdem Gariath sich aus dem Wasser und in die klaffende Bresche im Wall von Eisentrutz gezogen hatte, spürte er, wie ihm der Atem stockte. Er hatte die Ohrenfalten weit aufgefächert und die Augen aufgerissen, und er wagte nicht einmal zu blinzeln, aus Furcht, auch nur einen Moment von dem zu verpassen, was sich ihm darbot.
    Er hatte sich schon damit abgefunden, dass er es nie mehr sehen würde, hatte begonnen zu glauben, dass er zu einem elenden, friedlichen Tod verurteilt wäre, dass er möglicherweise im Schlaf verscheiden oder von einer besonders hartnäckigen Erkältung niedergestreckt würde. Er hatte sich dem Gedanken ergeben, dass er niemals erblicken würde, was zu sehen alle Rhega sich innigst wünschten, bevor sie von dieser Welt in die der Geister wechselten.
    Einfach wunderschön.
    Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ihn andere möglicherweise für morbide halten würden, weil er das Gemetzel, das sich ihm darbot, mit solchen Worten beschrieb. Andererseits, sagte er sich, ist das genau der Grund, warum sie dumm und tot sind und er ein Rhega war, der bald sterben würde.
    Das Massaker, eine Sinfonie aus klirrendem Metall und Schreien, erfüllte die riesige Halle. Schmerz und Ruhm ergossen sich auf salzigen Fluten aus dem klaffenden Loch in der Mauer von Eisentrutz.
    Dass er den Anfang verpasst hatte, störte ihn wenig. Der Kampf entwickelte sich noch, als er eintraf, ähnelte einem kleinen Kind, das auf dem Weg war, ein wilder Erwachsener zu werden, ein Erwachsener, dessen Leidenschaft das Gemetzel war. Gariath erkannte ganz klar, wie es inmitten der Masse aus Purpur und Weiß im

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