Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten?«
Lenk hob eine Braue. Wo auch immer der Sprecher steckte, er schien ihn sehen zu können.
»Du hast seit einer Weile auf den Quader eingeschlagen.« Die Stimme seufzte. »Hast du denn immer noch nicht begriffen, dass er sich nur mit der Kraft des Willens bewegt? Unseres Willens?« Die Stimme kicherte und sprach gleichzeitig. »Alles bewegt sich nur durch unseren Willen, durch Ihren Willen, sowohl Erde als auch Wasser.«
»Du hast mich nicht bewegt.« Er spie ins Wasser.
»Haben wir nicht? Du hast dein schreckliches Eisenstück gezogen, als du unser Lied hörtest.«
»Zugegeben«, murmelte Lenk. »Aber das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn allein der Klang deiner Stimme in mir den Wunsch weckt, dir etwas Scharfes in den Leib zu rammen.« Er hob die Waffe, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Zeig dich, dann bringen wir es hinter uns.«
»Seltsam. Was treibt dich dazu, kämpfen zu wollen? Oder zu glauben, dass wir gegen dich zu kämpfen wünschen?«
»Ich bin schon lange genug in meinem Gewerbe, um zu wissen, dass jeder, der von sich selbst als ›wir‹ spricht, für gewöhnlich ein Verrückter ist, den ich umbringen muss.«
»Wie scharfsinnig.«
»Für Komplimente habe ich keine Zeit.«
»Man sollte annehmen, dass Zeit das Einzige ist, was du hast, bis wir beschließen, den Stein zu bewegen.«
Lenk ignorierte das hallende Gelächter, das diesen Worten folgte, und suchte das Wasser nach einem Anzeichen des Sprechers ab.
Es begann langsam; ein Kräuseln der Wasseroberfläche, ein Wogen des Wassers, das stärker war als an anderen Stellen. Er sah in dem Dunkel einen noch dunkleren Schatten,
den schwarzen Umriss von etwas, das sich unter der Oberfläche bewegte. Es wurde größer, stieg nach oben und umkreiste den Rand des Felsvorsprungs.
Erst als er es sah, so dunkel, dass sogar das Nichts neben ihm verblasste, dämmerte es ihm.
»Machtwort …«
»Die Diener der sorglosen Götter und die Blinden nennen uns so«, antwortete die Kreatur aus dem Dunkel. »Für andere sind wir Stimme und Prophet Ihres Willens. Die Landgeborenen haben jedoch diese Bezeichnungen schon vor langer Zeit vergessen.« Ihre Stimme klang fragend. »Sag uns, mit welchen grünhaarigen Jungfrauen hast du dich verbündet?«
»Das spielt hier keine Rolle.«
»Keine Rolle? Keine Rolle?« Die Kreatur wurde zornig, ihr Kreischen wühlte das Wasser unmittelbar unter der Oberfläche auf. »Was für ein Heide bist du, mit einer solchen Gleichgültigkeit gemeinsame Sache mit Blasphemikern zu machen? Mit einer solchen Abgestumpftheit?«
»Oh, ja, das höre ich häufiger.«
»Sprich zu uns.« Der schwarze Schatten glitt zu dem Vorsprung. »Was hat sie dir im Austausch für ihre Rache versprochen? Schätze der Tiefe vielleicht? Das verfluchte Gold der Ertrunkenen? Oder hat dich das Mitgefühl bei ihrem Flehen überwältigt? Vielleicht hat sie ja an deine Liebe zu falschen, gleichgültigen Gottheiten appelliert.« Die Stimme wand sich wie ein Tentakel gehässig aus der Tiefe. »Oder gehörst du zu der Rasse Zweibeiner, denen danach gelüstet, Fisch-Frauen beizuschlafen?«
»Ich bin wegen der Fibel hier.«
Der Schatten erstarrte mitten im Wasser. Die Stimme verstummte, und ihr alles durchdringendes Echo glitt in die Tiefe zurück.
Als sie wieder sprach, tat sie es mit unterdrückter Wut. »Du kannst sie nicht besitzen. Landgeborene … ihr alle begehrt Dinge, ohne davon lernen zu wollen, und versucht
dennoch, sie den rechtmäßigen Besitzern zu stehlen.« In dem Echo schwang ein spürbar scharfer Unterton mit, der seine Haut durchdrang und sich zwischen seine Muskeln und Sehnen zu quetschen schien. »Weißt du überhaupt, welche heiligen Riten dieses Buch enthält?«
»Das kümmert mich nicht«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Ich habe mein Wort verpfändet, es zurückzubringen.«
»Dein Wort ist ein bleiernes Gewicht in tiefem Wasser. Was ist der wahre Grund, aus dem du mit einer solchen Häresie im Herzen hierhergekommen bist?«
»Eintausend Dublonen Gold«, antwortete er, ohne zu zögern.
»Welch dürftiges Vermögen!«, brüllte Machtwort. »Flüchtig! Unbedeutend! Sie schenken dir Vergnügen, das du vergessen wirst, und verweigern dir dafür Reinheit und Keuschheit. Du würdest die Macht, der Krakenkönigin wieder zu ihrem rechtmäßigen Thron zu verhelfen, gegen glänzendes Metall eintauschen? Diese Macht? Es gibt unendliche Welten goldenen Tands in den Tiefen, die
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