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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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bisschen … verwirrt.«
    Denaos blieb einen Moment stehen, dann seufzte er. Er machte eine mutlose Handbewegung, drehte sich herum und ging zu seinen achtlos abgelegten Kleidungsstücken.
    »Vergiss deinen Gedanken nicht. Aber das klingt nach einem Gespräch, für das ich eine Hose brauche.«
     
    Es hängt herunter wie eine hässliche Falte alternden Fleisches, dachte Dreadaeleon, während er auf sein Spiegelbild in einer Pfütze am Ufer starrte. Die schmutzig graue Haarlocke, die ihm in die Stirn hing, schien ihn unablässig zu verspotten, ihn für seine Dummheit zu rügen.
    Er hatte vermutet, dass dies passieren könnte, deshalb achtete er sorgfältig darauf, sich von seinen Gefährten fernzuhalten. Sie würden das nicht verstehen, wie auch? Keiner von ihnen besaß die Gabe, und keiner von ihnen hatte die geistige Fähigkeit, auch nur einen Bruchteil der Gesetze und Größe der Magie zu begreifen, ganz zu schweigen von dem Preis, den man dafür zahlte.
    Die Archive des Venarium quollen über von warnenden Geschichten über jene, die sich selbst überanstrengt hatten; Fleisch, das von Knochen fiel, Körper, die in Flammen aufgingen, weil ein Wort falsch ausgesprochen wurde, junge Damen, die zweiköpfige Kälber gebaren, weil sie zu nah an einem Magus gestanden hatten, als dieser während einer Beschwörung niesen musste.
    Schnelles, konzentriertes Altern war jedoch die gewöhnlichste und auch die mildeste Strafe. Vermutlich konnte er dankbar sein, dass er mit einem entstellten Aussehen davongekommen war.
    Trotzdem, er hob sein Hemd an und suchte seinen Oberkörper nach Leberflecken, Falten oder hervortretenden Adern ab. Nichts, stellte er erleichtert fest. Wie er auch schon kein Zeichen des Alterns hatte finden können, als er vor zwanzig Atemzügen nachgesehen hatte.
    Die graue Haarlocke war jedoch Warnung genug, und er beschloss, sie als eine Mahnung an sein Versagen zu betrachten. Seine Gefährten würden das natürlich nicht verstehen, warum auch? Sie waren nicht so wie er. Sie waren unbedeutender, dümmer, klammerten sich immer noch an den Glauben, dass Götter oder Geister ihnen helfen würden.
    Die Vorstellung, dass Wesen im Himmel einfach so Berge versetzen und Tote erwecken können, ist einfach lächerlich, dachte er. Macht hatte ihren Preis, das war jedem klar, der logisch denken konnte. Nichts konnte erschaffen werden, ohne dass man woanders etwas fortnahm, ob man nun Feuer aus einer Handfläche entspringen ließ oder Eis aus der Feuchtigkeit eines Atemzugs. So lautete das Gesetz der Magie, das Gesetz des Venarium.
    Jedenfalls, dachte er, als er in seine Manteltasche griff, war das bis jetzt Gesetz.
    Er zog das rote Juwel aus der Tasche, ließ es an der schwarzen Kette herunterbaumeln und betrachtete es. Es war vollkommen rund und makellos, bis auf eine einzige deutlich sichtbare Kerbe. Der Edelstein schien das Sonnenlicht in sich aufzusaugen, statt es zu reflektieren. Und das, sagte sich Dreadaeleon, war das Zeichen dafür, dass dies das Artefakt sein musste, mit dem das männliche Langgesicht die Gesetze der Magie zu umgehen pflegte.
    Was sonst hätte es sein können?, fragte er sich. Er hatte den Leichnam sorgfältig untersucht, sowohl äußerlich als auch innerlich, mittels einer improvisierten Obduktion. Bis
auf die purpurne Haut hatte sich das Langgesicht nicht von ihm unterschieden; bis auf die Haut … und dieses winzige Schmuckstück.
    Dieser Häretiker war zwar tot, aber wie viele von seiner Sorte gab es noch? Woher kamen diese »Niederlinge«, und was hofften sie durch ihren Kampf gegen Dämonen zu gewinnen? Und wer war dieser »Sheraptus«?
    Und vor allem, fragte er sich mit plötzlich aufflammender Wut, wieso starren sie Asper so an, wie dieser eine es getan hat?
    Die Erinnerung an das Langgesicht, an sein breites Grinsen und seinen gierigen Blick brannte immer noch in seinem Gedächtnis, und er empfand größeren Zorn darüber als über jede Häresie, die dieser schwarz gekleidete Hexer begangen haben mochte. Die Erinnerung an die purpurne Hand, die sich nach ihr ausstreckte, nach seiner Gefährtin, brodelte in seinem Hirn. Sein eigener Gestank drang ihm bei dieser Erinnerung in die Nase.
    Dreadaeleon seufzte und presste die Hände vor das Gesicht. Die Anstrengung war zu groß gewesen, das wusste er, und zweifellos wusste sie das ebenfalls. Trotzdem, selbst nachdem er so viel Kraft aufgesogen hatte, dass seine Blase das Wasser nicht mehr halten konnte, hatte er sie nicht retten können.

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