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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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so genau an sie wie an Lenks eigene Stimme. Und jetzt sprachen sie gleichzeitig, unisono, und jede mit einer kalten Klarheit, die sich wie Raureif auf ihre Haut legte.
    Sie spürte, wie ihr der Mut sank. Was auch immer auf der anderen Seite der Staubwolke stand, war nicht nur Lenk. Vielleicht, dachte Kataria, ist es auch gar nicht Lenk.
    »Was?« Das war seine eigene Stimme, aber sie klang verängstigt und schrill, wie die eines Kindes. »Nein, ich meinte nicht … Hör auf! Schrei mich nicht an!«
    Das war das Zeichen, auf das sie gewartet hatte. Er war jetzt endgültig wahnsinnig geworden, vollkommen dem ausgeliefert, was ihn plagte. Das war der Moment, an dem sie hätte weglaufen sollen, statt ihn durch diesen Schleier aus Staub anzustarren. Das war der Augenblick, in dem
sie sich hätte umdrehen und diesen Menschen  – alle Menschen  – hinter sich lassen und Riffid dafür danken sollen, dass er ihr die Klarheit schenkte, sich von ihrer Schande zu befreien.
    »Hör auf!« Er wimmerte, doch seine Stimme schwoll zu einem Brüllen an. »Ich sagte HÖR AUF!«
    Er würde ihre Schritte nicht hören, wenn sie sich davonschlich. Daran dachte sie, damit beruhigte sie sich, als sie sich zum Wasser umdrehte. Er würde das alles für ein Traumgespinst seines fiebernden Verstandes halten, würde glauben, sie wäre tot. Er würde niemals argwöhnen, dass sie ihn zurückgelassen hatte.
    Obwohl … Sie verwünschte sich. Sie sollte den Mut aufbringen, sollte in der Lage sein, dieser menschlichen Plage zu trotzen, dieser gewaltigen Krankheit, welche die Welt heimsuchte, und ihm einen shictischen Fluch ins Gesicht spucken. Ihr Vater hätte das gewollt. Ihr Volk hätte es gewollt.
    Kataria ihrerseits wollte nur das Bedürfnis unterdrücken, sich umzudrehen.
    »Kat …«
    Verdammt! Sie blieb stehen. Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    Sie drehte sich um und sah sich einem weiteren Zeichen gegenüber. Die Schleier aus Rauch teilten sich, Schicht um Schicht, und gaben einen deutlicheren Blick auf die Gestalt dahinter frei. Bei dem Anblick gefror ihr das Blut in den Adern. Die gekrümmte Gestalt des jungen Mannes, sein mitgenommenes Äußeres und das helle, eisige Blau seiner leuchtenden Augen.
    Er reichte ihr eine zitternde Hand, die viel zu groß für seinen Körper war.
    »Bitte«, flüsterte er.
    Das war das letzte Zeichen, Riffids letzte Gunst. Sie sollte sich umdrehen, davongehen, davonlaufen, diesen Menschen und das, was aus ihm in den Schatten auch geworden sein mochte, hinter sich lassen. Ihre Abstammung verlangte es.
Ihr Stolz als Shict verlangte es. Ihre eigenen Instinkte verlangten es.
    Kataria lauschte ihnen aufmerksam. Dann reagierte sie, holte tief Luft und trat in die plötzlich dichter gewordene Staubwolke.
    »Ich bin hier.« Sie redete wie zu einem verletzten Welpen und tastete sich blindlings mit den Händen durch den Staub. »Ich bin hier, Lenk.«
    Sie fand ihn, und es traf sie wie ein Schock, als sie die Hände um Haut schloss, die so kalt war wie die eines Fisches. Sie schluckte und ignorierte auch dieses Zeichen, wie alle davor, und hörte das schwache Wispern Riffids, die sie für ihre Torheit verwünschte.
    Eine Hand packte die ihre, und sie erstarrte. Durch das Leder ihrer beider Handschuhe spürte sie es, eine Empfindung, die ihr den Atem raubte, als er ihre Finger drückte.
    Wärme.
    »Du bist am Leben«, sagte er.
    Er hat gesprochen, dachte sie, unfähig, das Lächeln zu unterdrücken, das sich auf ihre Lippen stahl. Lenk hat gesprochen. Niemand sonst.
    »Komm her«, forderte sie ihn auf, zog ihn zu sich.
    Sie stolperten aus der Staubwolke in die muffige Luft und das ersterbende Licht der Fackeln. Kataria holte noch einmal tief Luft, bevor sie ihn ansah, voller Furcht, dass ihr Blick auf graue Haut fallen würde oder pupillenlose Augäpfel zurückstarren würden.
    Stattdessen sah sie einen Mann, der kaum noch lebendig war. Sein Hemd hing zerfetzt und blutbefleckt um seinen Körper. Sein Bein wies eine tiefe Fleischwunde auf und schien das Gewicht seines drahtigen Körpers kaum noch tragen zu können. Er hatte dunkle Ringe um die Augen, und als er müde lächelte, zuckte er heftig zusammen.
    Er sieht so schwach aus, dachte sie, wie ein kranker Hund. Warum das ihr Herz erwärmte, wusste sie nicht. Doch ihr zögerndes Lächeln erlosch, als ihr Blick auf das von schwarzem
Blut befleckte Schwert und den abgetrennten Kopf mit den goldenen Locken in seiner Hand fiel.
    Sie räusperte sich. »Viel zu tun da

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