Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
gerettet.«
»Ja, ist das nicht interessant?«, bemerkte Denaos, während er davonging. »Die Gewalt hat wieder einmal ein Problem gelöst.«
»Das bedeutet nicht, dass sie mir gefallen muss.«
»Natürlich gefällt sie dir nicht«, entgegnete er, »aber was hättest du anders gemacht?«
Sie senkte den Blick und rieb sich den Arm. »Nichts, nehme ich an.«
»Dann sollten wir uns mit der Gegenwart zufriedengeben, so blutig und mit Leichen gespickt sie auch sein mag.«
»Tu nur nicht so, als wärst du ein großer Krieger!«, rief Kataria seinem Rücken nach. »Du warst mehr als bereit wegzulaufen, als sich noch die Möglichkeit dazu bot.«
»Das war ich«, antwortete er, ohne sich umzudrehen. »Und wären wir meinem Vorschlag gefolgt, gäbe es weit weniger Tote, und wir alle wären glücklich.« Er winkte schlaff mit der Hand, als er zum Niedergang ging. »Behalten wir das für das nächste Mal im Gedächtnis, wenn alle zu dem Schluss kommen, dass man nicht auf mich hören muss.«
Asper murmelte etwas Unverständliches und betastete ihr Medaillon, als sie zu den Seeleuten ging, die bereits die Toten einsammelten. Sie seufzten, wenn sie einen toten Kameraden fanden, und warfen ihre gefallenen Widersacher über die Reling. Dreadaeleon machte Anstalten, Asper zu folgen, taumelte jedoch und lehnte sich Halt suchend an die Reling.
»Ich kann …« Er holte tief Luft, während ihm der Schweiß auf die Stirn trat. »Ich kann helfen. Ich bin nur … ein bisschen erschöpft. Die Belastung und so weiter. Gebt mir … gebt mir einfach nur einen Moment.«
»Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst«, erwiderte Asper kalt. »Es werden viele Gebete gesprochen werden müssen. Ich möchte nicht, dass du dich dieser Art von Prüfung aussetzt, Heide!«
Er unternahm erneut einen unbeholfenen Versuch, ihr zu folgen, nachdem sein noch unbeholfenerer Versuch einer schlagfertigen Erwiderung gescheitert war. Stattdessen blieb er mit gerunzelter Stirn stehen und sah ihr spöttisch nach, bevor er in die entgegengesetzte Richtung davonging, wobei er sich schwer auf die Reling stützte.
»Als wäre es mein Fehler, dass ich von ignoranten Massen umgeben bin.« Er blieb stehen und starrte Lenk finster an. »Du schwingst einfach nur ein großes Stück Metall, richtest an Deck eine Riesenschweinerei an und wirst dafür mit einem Lächeln belohnt.« Er pochte mit dem Daumen auf seine Brust. »Ich habe drei Männer so human wie möglich gegrillt, und deshalb bin ich der Heide?«
»Tja.« Lenk musterte bewundernd sein Schwert. »Du musst zugeben … es ist wirklich ziemlich groß.«
Der junge Magus lief ebenso rot an, wie seine Augen zuvor geglüht hatten, als er an Lenk vorbeistolperte und in einer Ecke des Schiffes verschwand. Dabei murmelte er leise vor sich hin.
Lenk achtete nicht weiter darauf, während er zu der Stelle an der Reling trat, wo die Mutterkralle gesessen hatte und von der sie gelöst worden war. Die Kettenhexe beherrschte immer noch den Horizont, obwohl sie kaum größer als ein Käfer wirkte. Obwohl ihre Beute ihr entkam, bemerkte er keine aufgeregte Aktivität an Bord, keine hastigen Bewegungen, die vermuten ließen, jemand hätte den Befehl zu einer Verfolgung gegeben. Das Schiff wurde immer kleiner, bis er an Deck keinen Mann mehr erkennen und keine Stimmen mehr hören konnte.
Aber er hörte immer noch, sah immer noch. Das Singen der Glocke ertönte weiter, hallte ebenso laut in seinem Kopf, als schlüge sie noch neben ihm. Und als stände er vor ihm, sah er die knochenweißen Lippen des schwarz gekleideten Mannes, die sich zu einem breiten, wissenden Lächeln verzogen.
Und hinter alldem lauerte, wie sacht fallender Schnee, das Geräusch eines Stimme gewordenen Gedankens, der leise murmelte …
»Ist dir eigentlich aufgefallen, dass wir gewonnen haben?«
Er wirbelte herum. Kataria stützte sich lächelnd auf ihren Bogen. Ihre Augen waren sanft, zwei Smaragde, die träge unter schweren Lidern glänzten.
»Wenn du feiern willst«, sagte sie, »werde ich keineswegs schlechter von dir denken, als ich es bereits tue.«
»Wenn jemand sich erniedrigen sollte, das hier zu feiern, dann du«, gab er zurück und warf einen Blick auf die Säuberungsaktion an Deck. »Jede Menge toter Menschen … das muss ein guter Tag für dich sein.«
»Nur ein paar Dutzend«, antwortete sie gleichgültig. »Das ist bei ihrer Zahl noch nicht einmal eine winzige Lücke. Und sicher nichts, was man feiern muss.«
»Dir ist schon klar,
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