Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Metall.
»Leise«, flüsterte das Große hinter diesem hier, legte ihm eine behandschuhte Hand auf den Mund, während es das Messer tiefer in seine Seite bohrte. »Schreien bringt nichts.« Das Große drehte das Messer um. »Schlaf.«
Dann glitt dieses hier zu Boden.
Denaos verzog das Gesicht, als er sich bückte und den Dolch aus den Nieren des Eindringlings zog. Der letzte hat nur halb so viel Lärm gemacht, dachte er grimmig, während er die Waffe an dem pechschwarzen Lendenschurz der Kreatur säuberte. Dann schob er sie in die Scheide an seinem Handgelenk, packte die Beine des fahlen Fischmannes und zog ihn hinter einen Stapel Kisten, wo sein Kumpan bereits in einer klebrigen roten Pfütze lag. Mit einem Grunzen hievte der Assassine die frische Leiche auf die andere.
Insgeheim gab er bewundernd zu, dass es geschickte Eindringlinge waren; er hätte niemals für möglich gehalten, dass sich auch nur ein Kind durch ein Bullauge hätte quetschen können, geschweige denn ein Wesen von dieser Größe. Hätte er sich nicht entschieden, ausgerechnet diesen Teil der Fracht zu bewachen, hätte er sie niemals entdeckt.
Er lachte alles andere als fröhlich. »Ha … die Fracht bewachen, von wegen!«
Doch, sagte er sich, genau das hast du gemacht. Während die Männer von den Piraten getötet und die Frauen auf unvorstellbare Weise geschändet werden, hast du die Fracht bewacht, du elender Feigling. Wenn jemand dich fragt, warum du nicht wie jeder anständige Mann gekämpft hast, kannst du ja behaupten, dass du dir um die Sicherheit der Gewürze Sorgen gemacht hättest.
Er entdeckte sein Spiegelbild in der Wasserpfütze vor sich auf dem Boden und bemerkte seine finstere Miene. In dem zitternden Wasser sah er die Zukunft: Spott und Hohn von seinen Gefährten und Flüche von den Seeleuten, die er im Stich gelassen hatte …
Und Asper … Seine Selbstverachtung verwandelte sich langsam in Zorn. Er würde eine weitere Predigt von dieser selbstgefälligen, salbadernden Hexe zu hören bekommen. Nachdenklich betrachtete er sein Spiegelbild. Wahrscheinlich würde es nicht dazu kommen, weil sie sicher längst tot war, genau wie alle anderen. Falls sie so viel Glück gehabt hatte.
Ihm fiel etwas ins Auge. Auf dem ekelhaft blassen Oberarm des Eindringlings befand sich ein blutroter verschmierter Fleck. Denaos hob eine Braue. Er konnte sich nicht erinnern, dass er eine der Kreaturen am Arm verletzt hatte.
Er kniete sich hin und untersuchte das dürre, fahle Fleisch. Es war eine Tätowierung, wie er aus der Nähe erkannte; zwei skelettartige Kiefer, die zu irgendeinem grauenhaften Fisch gehörten und von einem verzerrten Ring aus Tentakeln umgeben waren. Und die Tätowierung war, Denaos schüttelte sich unwillkürlich, nicht sonderlich sorgfältig ausgeführt, als hätte man sie mit einem Messer statt mit einer Nadel gemacht.
Eine morbide Neugier zwang ihn, die Leichen genauer zu untersuchen, und er stellte fest, dass die Tätowierung noch das am wenigsten Unerfreuliche an ihrem Äußeren war.
Sie wiesen keine Körperbehaarung auf, kein einziges Härchen, das den schwarzen Lendenschurz daran gehindert hätte, wie eine zweite Haut an ihnen zu kleben. Er konnte in den toten Augen weder Pupillen noch Iris erkennen, sondern nur schwarze Kreise in ergrauendem Weiß. Sein Blick fiel auf etwas Knochenartiges in dem Gesicht einer der beiden Leichen. Gegen seinen Instinkt zückte er einen Dolch und schob mit der Spitze die Lippe der Kreatur hoch.
Dahinter verbargen sich Reihen von nadelscharfen, gezackten
Zähnen, die in dem schwarzen Kiefer blendend weiß leuchteten.
»Süßer Silf!« , entfuhr es ihm, und er zuckte zurück.
Ein panischer Schrei hallte durch den Frachtraum und erregte seine Aufmerksamkeit. Er sprang in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf und zur Tür. Als er nach dem Schloss griff, hielt er kurz inne und warf einen Blick auf die toten Froschwesen zurück. Er zögerte, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass er einer dieser Kreaturen und ihren scharfen Zähnen von vorn begegnen könnte.
Langsam ließ er die Hand wieder sinken.
Erneut schrie jemand, und Denaos spitzte die Ohren. Es war eine Frau.
Er stieß die Tür auf.
Vielleicht war ja eines dieser appetitlichen jungen Dinger durch den Korridor geschlichen, auf eine dieser Kreaturen gestoßen und hockte jetzt furchtsam in einer Ecke, während der Eindringling es bedrohte. Es gab das ungeschriebene Gesetz, dass Damen in Not verpflichtet waren,
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