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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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flüsterte sie und trat zur Tür der Messe. »Vergebt mir meine Verfehlungen.«
    »Geh, wenn du musst.«
    Sie zuckte zusammen; es wäre einfach gewesen, hierzubleiben, wenn er zornig auf sie gewesen wäre. Stattdessen packte sie den Stab noch fester, trat durch die Tür und schlich in den dämmrigen hölzernen Bauch der Gischtbraut.
    Miron wandte sich von der Tür zu dem getönten Glas des Fensters. Das Froschwesen war verschwunden, hatte sich vermutlich seinen Artgenossen an Deck angeschlossen.
Doch das spielte keine Rolle. Ein schwarzes Nichts breitete sich unter der Wasseroberfläche aus, ein beweglicher Tintenfleck, der dem Schiff träge folgte, als es durch das Wasser pflügte.
    »Sie hat dich geschickt, habe ich recht?«, murmelte er der Schwärze zu. Zerstreut fuhr er mit der Hand an seine Brust und strich über das Symbol des Phönix. »Dann komm, wenn du willst. Du wirst es niemals bekommen.«
    Er drehte sich um und verließ die Messe in Richtung der dämmrigen Frachträume, um sich in seine Kabine zu begeben. In seinem Bewusstsein brannte ein Umriss: ein Viereck aus makellos schwarzem Leder, Pergament, in rotes Leder gebunden, fest versiegelt und vor der Welt verborgen.
    »Sie werden es nicht bekommen«, flüsterte er.
    Ein Geräusch drang aus den Schatten, der überraschte Schrei eines Mannes, in den sich eine Stimme mischte, die vor Bosheit troff. Jemand schrie, jemand rannte, jemand fiel.
    Der Mann taumelte aus den Schatten. Das Weiß seiner Augäpfel hob sich kaum von den Bandagen ab, die sein Gesicht bedeckten. Er krächzte etwas zwischen schwarzen Lippen hervor und starrte zu Miron auf, der ausdruckslos auf ihn herabsah.
    Ein mit Schwimmhäuten besetzter Fuß tauchte aus der Dunkelheit auf, gefolgt von einem fahlen, dürren Körper. Zwei dunkle, knopfartige Augen in einem runden, haarlosen Kopf betrachteten ihn genau. Dann öffnete das Wesen den Mund und zischte durch lange, nadelscharfe Zähne.
    »Priester.« Es hob den blutigen Dolch. »Buch.«
     
    Das Wesen spähte durch das zersplitterte Loch im Schiffsrumpf, das einmal ein Bullauge gewesen war. Nur Schatten boten sich seinen schwarzen Augen dar, als es in der Dämmerung nach einer anderen fahlen Gestalt suchte, nach einem anderen Ding, ihm selbst ähnlich. Lautlos schob es zwei dünne Arme durch das Loch, und ein haarloser Schädel
folgte, als es den feuchten Oberkörper durch die Lücke im Holz zog.
    Das Loch war kaum größer als sein Kopf. Beiläufig kam ihm der Gedanke, dass es eigentlich nicht hätte hindurchpassen dürfen.
    Es trat auf die Planken, und Salzwasser sammelte sich um seine zarten mit Schwimmhäuten besetzten Füße. Langsam bückte es sich und betrachtete eine ähnliche Pfütze auf dem Boden, wo ähnliche Füße wie die seinen nur Augenblicke vorher gestanden hatten. Dennoch war von diesen jetzt nichts zu sehen, auch nicht von den Beinen, zu denen sie gehörten, oder von der ganzen Kreatur.
    »Es ist dumm!«, zischte das Wesen. Es erinnerte sich vage an eine Zeit, in der seine Stimme nicht so heiser geklungen und sich nicht bei jedem Atemzug ein Sack unter seinem Kinn aufgebläht hatte. »›Diese hier bleiben zusammen‹, wurde diesen hier gesagt. Das da hätte nicht weglaufen dürfen.«
    Dieses hier erinnerte sich einen kurzen Augenblick daran, dass es einmal einen Namen gehabt hatte.
    Aber diese Erinnerung gehörte einem anderen. Dieses hier kniete nieder und betrachtete die Spuren von Feuchtigkeit auf dem Holz. Das da hatte zwei Schritte vorwärts gemacht, das erkannte dieses hier an den beiden Pfützen. Es legte den Kopf auf die Seite. Das da war da stehen geblieben … nicht stehen geblieben, nein. Es hatte aufgehört zu gehen und angefangen zu rutschen. Das kam diesem hier merkwürdig vor, weil man denen hier erlaubt hatte, aufrecht zu gehen wie Menschen.
    Die nassen Fußabdrücke von dem da wurden zu einer einzigen breiten feuchten Spur, die aus dem Salzwasser zu den Schatten im Bauch des Schiffes führte. Dieses hier folgte der Spur und sah, dass in ihrem Verlauf aus klarem Salzwasser eine stinkende kupferrote Flüssigkeit wurde. Am Ende entdeckte es etwas in der Dunkelheit: ein Durcheinander von fahlen Gliedmaßen zwischen Kisten.
    Das da war tot, das erkannte dieses hier; es erinnerte sich an Tod.
    Es richtete sich auf und spürte etwas in seinem Rücken. Es erinnerte sich an den Geruch der Menschheit. Es wollte herumwirbeln, das Messer in Fleisch bohren, aber dann erinnerte es sich an etwas anderes.
    An

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