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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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er hervor.
    »Es kommt!«
    »Was?«
    Er spürte den Schatten über sich, hörte das Knallen eisenbeschlagener Stiefel auf den Planken. Er wirbelte herum und starrte in die Augenschlitze eines eisernen Helms, der umringt war von wirrem grauem Haar, das einen auffallenden Kontrast zu den jungen Händen bildete, die über einer mit Eisen gepanzerten Brust gefaltet waren.
    »Ach, zum Teufel«, flüsterte er. »Du hinterhältiger Hunde…«
    »Was für schlechte Manieren«, unterbrach ihn Rashodd.
    Eine riesige junge Hand klatschte in Lenks Gesicht.
     
    Es war sehr bitter, diese Worte auszusprechen, aber dennoch kamen sie ihr ganz leicht über die Lippen. Sie hatte vor vielen Jahren gelernt, dass nicht jeder die Gnade des Heilers verdiente. Auf dieser Welt gab es Grausamkeit, die auf zwei Beinen ging und sich hinter der Maske der Menschlichkeit verbarg. Sie hatte viele sterben sehen, die es verdient gehabt hatten, und wusste von vielen, die dieses Schicksal vermutlich gerade an Deck ereilte.
    Während sie, dachte sie niedergeschlagen, unter Deck saß und gelassen wartete, während andere bluteten und diesen verdienten Tod verteilten.
    »Ich heile Wunden«, erneut sprach sie mehr zu sich selbst als zu dem Priester, »nehme mich der Kranken an und schicke sie lächelnd und munter wieder fort. Dann kehren sie zu mir zurück, kalt und leblos, auf Leichenkarren. Ich heile meine Patienten, und wenn sie sich nicht aufmachen, um selbst jemanden umzubringen, werden sie von jenen getötet, die sich nicht einen Deut darum scheren, was ich tue.«
    Sie zögerte und ballte die Fäuste.
    »Lenk, Kataria, Dreadaeleon, Gariath«, sie verzog das Gesicht, »selbst Denaos … Sie töten einen schlechten Mann, und damit ist die Sache erledigt. Ein böser Mann weniger, der jenen Schaden zufügen will, auf die Talanas sein Licht scheinen lässt, ein Pirat weniger, ein Bandit, ein Brigant, eine Monstrosität oder ein Heide weniger.«
    »Und dennoch wird die Zahl der Verwundeten und der Bösen nicht kleiner«, merkte Miron an.
    Darauf wusste Asper keine Antwort.
    »Sag, hast du jemals selbst ein Leben genommen?« Die Stimme des Priesters klang ernst, und seine Worte waren eher provozierend als nachdenklich.
    Asper erstarrte. Sie spürte in ihrem Inneren das Echo eines Schreis, während das Schiff um sie herum ächzte. Ihr stockte
der Atem, und sie rieb sich den linken Arm, als würde er schmerzen.
    »Nein.«
    »Wäre ich ein geringerer Mann, würde ich jene, die andere um die Fähigkeit beneiden, so achtlos Leben zu nehmen, dumm nennen.« Er schlürfte genüsslich einen Schluck Tee. »Angesichts meiner Stellung jedoch genügt es, das einfach nur anzudeuten.«
    Sie blinzelte.
    Er lächelte.
    »Das war ein Scherz.«
    »Oh … ja … es war ziemlich komisch.« Sie blickte ihn mit einem zitternden Lächeln an, bevor sich ihre Miene wieder verfinsterte. »Aber, Lord Emissär, ist es nicht natürlich, wenn ich mir wünsche, ich könnte helfen?«
    Seine Gesichtszüge schienen durch die Tiefe seines Seufzers zu zerfließen. Er stellte die Teeschale zur Seite, faltete die Hände und blickte dann aus dem Fenster der Messe.
    »Ich habe mich oft gefragt, ob ich nicht zu früh für diese Welt geboren wurde«, sinnierte er laut. »In der vielleicht der Wille und die Weisheit von Talanas nicht wirklich geschätzt werden können, weil hier so viel Blut vergossen werden muss. Letztlich, wie viel Gutes können die Anhänger des Heilers schon tun, wenn wir nur den Arm heilen, welcher das Schwert führt? Was bewirken wir, wenn wir das Bein heilen, dessen Fuß den Unschuldigen zerquetscht?«
    Die Frage hing in der Luft und schien alle Geräusche zu ersticken.
    »Vielleicht«, er sprach so leise, dass seine Stimme über dem Rauschen des Meeres kaum zu vernehmen war, »würden wir aufhören, zu tun, was wir tun, wenn wir die Antwort kennten.«
    Er blickte weiter auf das tosende Meer hinaus, auf das Schimmern der Sonne in der weißen Gischt des Kielwassers. Sie folgte seinem Blick, aber nicht weit genug; seine Augen
waren dunkel und blickten in die Ferne, wo sie am endlosen blauen Horizont eine Antwort zu erschauen schienen, die sie nicht erkennen konnte. Sie räusperte sich.
    »Lord Emissär?«
    »Ungeachtet dessen«, er drehte sich zu ihr herum, als hätte er die ganze Zeit zu ihr gesprochen, »schlage ich vor, du ersparst dir den Kummer, darüber zu grübeln, wer wen tötet, und erfüllst nach besten Kräften den Willen des Heilers.« Er nahm die Teeschale vom

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