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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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zweifellos eine aufstachelnde Wirkung versprach. »Sagt doch bitte, aus welcher Kabinenjungenvereinigung hat der gute Kapitän Euch denn gezerrt?«
    Denaos antwortete nicht. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, die Lippen waren fest zusammengepresst.
    »Irgendwo aus dem Norden, aye? Ich meine aye ?« Rashodd presste das Wort heraus und sprach es mit einem vorgetäuschten Akzent aus. »Aus der Gegend von Saine?« Er ließ sich auf den Stuhl zurücksinken, ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. »Große Männer kommen aus Saine, große Männer. Die Klippen liegen direkt vor der Küste. Wir haben mal zu den Königreichen gehört. Allerdings kann ich wohl kaum von einem Mann Eurer Herkunft erwarten, dass er so etwas weiß.«
    Denaos’ Antwort bestand in einer Handbewegung, mit der er vorsichtig die Handfessel des Piraten aufnahm und sie auf seiner Handfläche hielt, wo er sie betrachtete, als würde er ein besonders schwieriges, brandneues Lyrik-Werk lesen.
    »Ah.« Rashodd riss in gespielter Überraschung die Augen auf. »Stumm, ich verstehe. Armer Junge.« Er blickte über den Kopf des großen Mannes zu dem Kapitän, der langsam zur Tür ging. »Und auch eher schlichten Gemüts, so wie er mich behandelt. Sagt mir, Kapitän, ist das die Unterhaltung, die Ihr mir schickt? Ich würde wirklich die Shict vorziehen, falls sie noch da ist.«
    Rashodd sah, wie Argaol eine bissige Erwiderung unterdrückte und sich mit einem Zusammenpressen der Lippen begnügte, als er die Tür seiner Kajüte öffnete. Dann trat er ruhig hinaus, und die Tür schloss sich mit einem quälenden Quietschen hinter ihm. Argaols sang- und klangloses Verschwinden veranlasste Rashodd, kurz eine Braue zu heben. Sein Blick war so konzentriert auf die dunkelhäutigen Finger gerichtet, die als Letztes hinter der Tür verschwanden, dass er das Schimmern von Stahl an der Hüfte des großen Mannes nicht bemerkte.
    Die Tür fiel ins Schloss. Man hörte ein raues Flüstern, der Geruch von Kupfer und rohem Fleisch zog durch den Raum, und etwas fiel mit einem leisen Ploppen auf den Holzboden.
    Rashodd hatte Zeit, dreimal zu blinzeln. Zuerst bemerkte er den blutigen Dolch in der Hand des Mannes, dann den zuckenden rosa Knubbel auf dem Boden, und als Letztes den roten Fleck, der einmal sein Daumen gewesen war. Als er den Mund öffnete, um zu schreien, legte sich eine in Leder gehüllte Hand über seine trockenen Lippen, und zwei kalte, dunkle Augen starrten über die schwarzen Finger ausdruckslos in seine.
    »Leise«, flüsterte Denaos. »Keinen Mucks.« Er legte die blutige Waffe behutsam zur Seite, als wäre sie eine Blume, und bückte sich, um den Daumen aufzuheben. Dann hielt er ihn dem Piratenkapitän vor die Augen. »Der gehört jetzt mir. Er wird mich an unseren gemeinsamen Abend erinnern.«
    Er drehte ihn langsam zwischen den Fingern und betrachtete jede Pore, jede Rille, jedes glänzende Haar und den sauberen Rand des Schnitts.
    »Wir werden uns unterhalten«, fuhr er dann fort und hielt den Daumen einen Fingerbreit vor seine Lippen. »Und zwar leise. Ihr werdet mir sagen, was heute hier passiert ist. Argaol hat Euch höflich gefragt. Er möchte es wirklich gern wissen.«
    Rashodd entledigte sich mit einem Ruck seines Kopfes der ledergekleideten Hand vor seinem Mund. Er biss die Zähne
zusammen, während er den blutigen Stumpf mit der anderen Hand fest umklammerte. Obwohl ihm Tränen in die Augen stiegen, zwang er sich, Härte zu zeigen.
    »Und was hat das mit dir zu tun, Mistkerl?«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Wie kommst du darauf, dass ich mehr weiß, als ich gesagt habe? Ich weiß nicht das Geringste über diese Kreatur!«
    »Lügner.«
    Das Wort war ebenso kurz und bündig wie das Aufblitzen der Waffe. Auf dem Dolch in seiner Hand schimmerte frisches Blut, als ein zweiter Finger auf den Boden fiel. Es geschah so schnell, so plötzlich, dass Rashodd es nicht einmal bemerkt hatte, bis der Mann den Finger aufhob. Er öffnete den Mund, um eine Flut von Flüchen auszuspucken, aber wieder presste sich die Hand auf seine Lippen, und von seiner Nase tropften Tränen auf das Leder der Handschuhe.
    »Ich sagte, keinen Mucks«, stieß Denaos zwischen den Zähnen hervor. »Das regt mich nur auf.« Behutsam legte er den Finger neben den anderen. »Ihr lügt mich an, Rashodd. Das mag ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Und mir gefällt auch nicht, was Ihr heute getan habt. Ihr habt meinen Lebensunterhalt gefährdet, meinen Ruf.« Er blinzelte und

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