Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
lehnte sich an die Wand der Kapitänskajüte, die zum Verhörraum umfunktioniert worden war, und machte es sich im Schatten bequem.
All das war sehr dramatisch, wie er zugeben musste. Sämtliche Gegenstände waren zur Seite gerückt worden, und über dem Stuhl, auf dem der Klippenaffe saß, baumelte eine einzige Öllampe. Aber es war Argaols Stuhl und folglich viel zu bequem, als dass ein Gefangener, der darauf saß, sich gezwungen fühlen konnte, etwas zu gestehen. Trotzdem kam es ihm heuchlerisch vor, den Kerl einer Sache zu beschuldigen, von der er eindeutig nichts wusste.
Dann zog er einen Dolch aus der Scheide und machte sich daran, die Schmutzränder unter seinen Fingernägeln zu entfernen.
»Ungeachtet dessen, werter Herr«, sagte Rashodd, »täuscht kein Interesse an meinem Wohlergehen vor. Ich weiß sehr gut, dass Ihr vorhabt, Eure Verluste mit dem Kopfgeld auszugleichen, das Ihr bei meiner Auslieferung einstreicht.«
»So wenig das auch sein mag«, antwortete Argaol höhnisch. »Euer Schiff ist beschädigt, Rashodd. Wir haben so gut wie nichts von Wert an Bord gefunden. Selbst das Beiboot wurde gestohlen.« Er verzog feixend das Gesicht. »Anscheinend haben Eure Männer das Schiff verlassen, lange bevor
wir an Bord gehen konnten. Offenbar haben sie nur sehr geringes Vertrauen in Eure Sache gehabt.«
Nicht schlecht, dachte Denaos. Ein billiger Tiefschlag gegen das Selbstwertgefühl eines Mannes war zwar nicht immer der beste Weg, etwas zu erreichen, aber in diesem Fall könnte es funktionieren. Rashodd wirkte nicht wie ein Mann, der es vertrug, herabgesetzt zu werden.
»Klug von ihnen«, antwortete der Piratenkapitän und nickte. »Wenigstens haben sie es mir erspart, auch noch für ihre Bestattungskosten aufkommen zu müssen.« Er musterte Argaol prüfend. »Ihr genießt immer noch Ansehen bei den Zünften, richtig? Ihr habt doch vor, diese besondere Geste der Zuvorkommenheit den Familien Eurer gefallenen Seeleute zuteilwerden zu lassen, Kapitän. Ich würde ja einspringen, aber wie gesagt, es gibt nicht viel von Wert an Bord der Kettenhexe .«
Der große Abenteurer zuckte bei diesen Worten zusammen. Vernichtend, dachte er. Das war ein echter Schlag. Der Kapitän wird sich heute Nacht zweifellos in den Hintern beißen.
»Das werde ich tatsächlich«, schnarrte Argaol und beugte sich zu dem Gefangenen vor. »Ich werde für die Bestattung der braven Männer zahlen, die gefallen sind.« Er stieß mit dem Finger wie mit einer Waffe auf den Klippenaffen. »Abgeschlachtet von Euren Monstern. Schämt Ihr Euch nicht, Rashodd? Diese … diese Kreaturen zu rufen, um für Euch zu kämpfen? Und meinen Männern selbst die Würde zu versagen, von jemandem ihrer eigenen Rasse getötet zu werden?«
Das war schwach. Denaos schüttelte den Kopf. Rashodds Erwiderung bestätigte sein Urteil.
»Bei aller Fairness, Herr, Ihr habt Euer Monster«, sein Blick streifte Denaos neben der Tür, »pardon, ich meinte Eure Monster, zuerst auf meine Männer gehetzt. Meine … Geschäftspartner hatten einfach ebenfalls Geschäftspartner. Ihr könnt mich schwerlich für ihr Verhalten verantwortlich machen.«
»Und doch wollt Ihr mir nichts über sie verraten, obwohl sie Euch hier sterben lassen?«
Rashodd zuckte mit den Schultern. »Freundschaften sind ein unbeständiges und mutwilliges Feld; sie erfordern ständige Pflege, und zwar mit ihrem eigenen Anteil an Kräutern.«
»Ich …« Argaols Miene verfinsterte sich. »Was?«
»Ich erwarte schwerlich, dass Ihr mich versteht, guter Kapitän. Immerhin sind die meisten Eurer kostbaren Blumen tot und nach den heutigen Vorfällen in den Staub getrampelt.«
Es war vorbei. Ohne Fanfarengeschmetter oder Prahlerei war dieses verbale Kräftemessen zu Ende gegangen. Argaol zeigte seine fassungslose, verletzte Miene jedoch nur einen Moment lang, dann drehte er sich um, um zu verbergen, dass er sich vor Wut fast die Unterlippe zerfleischte. Rashodd sah ihm ohne jeglichen Ausdruck von Verachtung oder Selbstgefälligkeit nach. Das Einzige, was er für Argaol übrig hatte, war ein Gähnen.
Denaos starrte den Piraten eine Weile an, bevor Argaol neben ihm auftauchte. Der Kapitän stützte einen Arm an die Wand und betrachtete den Assassinen mit einem finsteren Blick.
»Und?«, knurrte er.
»Und was?«
»Hast du vor, etwas zu unternehmen, oder willst du nur hier herumlungern?«
Der Abenteurer strich nachdenklich mit der Schneide des Dolches über seine Wange. »Eigentlich hatte ich vor,
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