Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
sind, theoretisch jedenfalls, Kreaturen des reinen Bösen.«
»Und?«, setzte der Kapitän nach.
»Und das Böse, so wie wir es kennen«, antwortete der Jüngling mit herablassender Selbstzufriedenheit, »oder vielmehr, wie wir es zu kennen glauben, existiert nicht. Es gibt den Instinkt, das Gesetz, Religion. Diese definieren Taten, und die Absicht dahinter kann nicht durch subjektive Definitionen klassifiziert werden. Außerdem können Dinge nicht aus dem Bösen gemacht sein.«
»Lassen wir moralphilosophische Einwände einmal außer Acht«, meinte Asper mit einem kurzen Seitenblick auf den Jüngling, »selbst die Hohen Priester bestreiten die Existenz von Dämonen, Lord Miron.«
»Was sie auch tunlichst sollten.« Der Unparteiische nickte. »Es ist schon viele Zeitalter her, seit jemand ihren Namen auch nur gedacht, geschweige denn, einen zu Gesicht bekommen hat. Selbst sich ihre Existenz nur vorzustellen ist zu schrecklich, und sie sind zu lange vergessen, als dass sie noch Erwähnung fänden. Aber ich versichere Euch dennoch, dass sie existieren und dass Ihr einen von ihnen gesehen habt.«
»Ich glaube ihm.«
Alle sahen Kataria an, in einer Mischung aus Entsetzen und Argwohn.
»Mein Volk kennt Legenden über sie«, fuhr sie fort. »Einige der Ältesten meines Stammes behaupten, dass Urahnen noch am Leben waren, als die Dämonen über die Welt streiften.«
»Du wusstest also davon?«, fragte Lenk vorwurfsvoll. »Warum zum Teufel hast du nichts gesagt?«
»Oh, komm schon, du Schwachkopf!«, fuhr sie ihn an, »wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass das überhaupt zur Sprache kam?«
»Im Interesse der Vermeidung weiterer Verzögerungen«, Miron räusperte sich, »darf ich vielleicht fortfahren?«
»’Tschuldigung«, murmelte Lenk.
»Das kannst du ruhig laut sagen«, setzte Kataria schneidend hinzu.
»Das Leid, welches die Dämonen bewirkten, blieb den Göttern jedoch nicht verborgen, und auch die Sterblichen nahmen es nicht widerspruchslos hin«, nahm Miron seine Geschichte wieder auf. »Die Himmlischen sprachen mit den wildesten und entschlossensten Männern und Frauen, denjenigen, die noch nicht von den Dämonen unterjocht waren, und gewährten ihnen die Gnade göttlicher Macht.
Diese Götter, die sich an die Sterblichen wandten, waren die Gottheiten der Rechtschaffenheit: Talanas, der Heiler, Galataur, der Herrscher, und Darior, der Richter.«
»Wer?«, erkundigte sich Denaos.
»Dariorismus. Ein alter Glaube, der kaum noch praktiziert wird«, antwortete Asper.
»Allerdings«. Miron nickte. »Einige Glaubensrichtungen haben in jenen Zeiten viele Anhänger verloren. Diese Götter statteten nun also die Sterblichen mit ihrer Macht aus, und dadurch wurde das Haus der Bezwingenden Trinität geboren, eine Organisation, die sich der Vernichtung der Dämonen verschrieben hatte.
Der Kampf verlief ausgesprochen blutig, und für jeden Dämon, der fiel, erhoben sich mehr Paladine, inspiriert von ihren Rettern. Viele gingen unter, wurden in einem Atemzug
ausgelöscht, aber am Ende obsiegten die Sterblichen. Die Dämonen wurden zurückgedrängt und in die Hölle gestoßen, verdammt, auf alle Ewigkeit im Schatten zu vegetieren.
Das Haus existierte danach jedoch nur noch kurze Zeit, beschämenderweise«, fuhr Miron fort. »Ohne einen gemeinsamen Unterdrücker vergaßen die Völker das Leiden sehr schnell. Groll wurde gesät, Rivalitäten drängten ans Licht, und Kriege zwischen den Rassen und Völkern zerstörten die Einheit. Das Haus wurde aufgelöst.«
»Aufgelöst?« Kataria hob eine Braue. »Warum dann seid Ihr als…?«
»Die Schlüsselpositionen blieben erhalten«, fiel Miron ihr erklärend ins Wort. »Bedeutende Pflichten, deren Bürde auf Generationen von Frauen und Männern lastete. Ich selbst trage eine solche Verantwortung. Ich stehe in der Pflicht, die Artefakte zu hüten, die aus dem Leiden geboren wurden, damit sie nicht in … in weniger würdige Hände fallen.«
Lenk war der Erste, dem es dämmerte. »Das Buch«, stieß er bedeutungsschwer und mit leuchtenden Augen hervor. »Das Buch, das die Froschwesen gestohlen haben.«
»Es hat einen Namen«, antwortete der Priester bestätigend. »Das Buch der Dämonen. Diese Fibel wurde von den grauenhaftesten Dämonen und ihren sterblichen Sklaven in den letzten Tagen des Krieges verfasst. Sie waren keine Narren und sahen ihre Verbannung voraus. Dies wissend legten sie auf den Seiten dieser Fibel die Rituale und Riten dar, welche notwendig
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