Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
gebietend die Hand. »Aber zuvor muss ich mich … sammeln.« Er warf Lenk einen Seitenblick zu. »Ich rate Euch, das ebenfalls zu tun. Was ich Euch zu sagen habe, ist nicht leicht zu verstehen.«
»Lord Miron«, sagte Asper ehrerbietig, »Ihr braucht Euch uns nicht zu erklären. Wir wissen, dass Ihr nicht mit dieser Kreatur … zusammengearbeitet habt.«
»Danke, mein Kind«, sagte Miron und schüttelte gleichzeitig den Kopf, »aber auch du musst mich anhören.« Er sah sich in der Messe um. »Ihr alle müsst mich anhören.«
»Das genügt.« Lenk trat herausfordernd einen Schritt vor. »Ich bin sicher, dass Ihr diese kryptischen Äußerungen sehr dramatisch findet, aber mir reicht es jetzt. Bevor sich irgendjemand auf irgendetwas vorbereitet, werdet Ihr uns Folgendes sagen: Wie habt Ihr diese Kreatur vertrieben?«
»Wenn es Euch beruhigt, werde ich es Euch mitteilen.« Miron seufzte ergeben.
Dann griff er unter seine Robe und zog ein Amulett hervor. Im Vergleich zu dem strahlenden Silber des Medaillons, das den Phönix Talanas’ darstellte, wirkte dieser Anhänger matt und geheimnisvoll, fast wie ein nur grob geschmiedetes Stück Eisen. Als die Gefährten es jedoch genauer betrachteten,
entdeckten sie das Symbol in dem Metall: einen schweren grauen Panzerhandschuh, der in seinen stählernen Fingern dreizehn schwarze Pfeile hielt.
»Das ist das Symbol meines Amtes. Das heißt, des Amtes, das nicht das des Lord Emissärs der Kirche des Talanas von Muraska ist.«
»Wie bitte?« Kataria verzog verwirrt ihr Gesicht. »Hat Lenk Euch nicht eben gebeten, nicht in Rätseln zu sprechen?«
»Ihr meint, Ihr seid gar nicht der Lord Emissär?«, stieß Asper atemlos hervor. Sie wirkte, als hätte sie gerade einen Schlag in die Magengrube bekommen.
»Das bin ich«, erwiderte Miron gelassen und ohne auf den Schock zu achten, den er gerade bei allen im Raum ausgelöst hatte. »Aber ich habe auch ein Amt und einen Auftrag, die über denen des Lord Emissärs stehen. Für Euch bin ich Miron der Unparteiische, Lord Emissär der Kirche des Talanas von Muraska.«
Er hob den Anhänger hoch und ließ das Licht der Laterne auf das kalte Eisen fallen, während die Gefährten das Symbol betrachteten, entsetzt, schockiert, und einige noch argwöhnischer als vorher.
»Für Talanas jedoch bin ich Miron der Unparteiische, Beauftragter des Hauses der Bezwingenden Trinität.«
»Zunächst einmal«, begann Miron, während er sich auf den Stuhl am Kopfende des langen Tisches niederließ, »erlaubt mir, Euch für Eure Geduld zu danken.« Er schenkte eine dampfende braune Flüssigkeit aus einer mit Ornamenten verzierten Teekanne in eine irdene Tasse. »Ich hoffe, dass die kurze Zeit, die ich mit meiner Vorbereitung verbracht habe, Euch die Möglichkeit gegeben hat, die Ereignisse zu reflektieren, derer Ihr Zeuge geworden seid.«
»Reflektieren ist wohl nicht das richtige Wort dafür!«, fuhr Lenk ihn unverhohlen feindselig an, während er sich einen Stuhl an den Tisch heranrückte. »Wessen wir jedoch Zeuge geworden sind, war …« Er sah seine Gefährten, die ebenfalls am Platz Tisch nahmen, der Reihe nach an. »Also, wie würdet ihr das nennen?«
»Entsetzlich«, antwortete Kataria.
»Widerlich«, stimmte ihr Asper zu.
»Geheimnisvoll«, bemerkte Dreadaeleon.
»Sonderbar.« Denaos hüstelte. »Jedenfalls soweit ich es gesehen habe.«
»Furcht einflößend«, brummte Argaol, der am anderen Ende des Tisches saß.
Einen Moment lang machte sich erwartungsvolles Schweigen am Tisch breit. Alle sahen zu Gariath, der es vorzog, sich in eine Ecke zu kauern, auch wenn es noch so
eng sein mochte. Er erwiderte ihre Blicke und schnaubte verächtlich.
»Genau.« Lenk nickte.
»Zweifellos habt Ihr Fragen«, erwiderte Miron.
»Verständlicherweise«, warf Argaol ein, »ist meine Mannschaft vollkommen verängstigt, Lord Emissär. Sie fragen sich, was zum Teufel diese Kreatur war, die uns da heimgesucht hat.«
»Und wenn sie zurückkommt?« Lenk sah den Priester finster an. »Außerdem, wie habt Ihr sie eigentlich vertrieben?«
»Zunächst einmal«, sagte Miron langsam und trank einen Schluck Tee, »wird das Abysmyth nicht zurückkehren. Es weiß um meine Anwesenheit und hat die Worte von Talanas vernommen. Solange ich auf diesem Schiff weile, wird es nicht zurückkehren.« Seine Miene verfinsterte sich. »Zudem hat es bereits, was es wollte.«
»Wie habt Ihr es genannt?« Kataria verzog das Gesicht. »Das Abysmyth?«
»Vielleicht wäre
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