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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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»Aber angesichts dessen, dass das Venarium zumindest mit einem geringen Maß an Verschwiegenheit agiert, muss ich natürlich mehr als nur etwas misstrauisch werden, da du offensichtlich weißt, worum es sich bei meiner Mission handelt.«
    »Misstrauen ist eine sehr kluge Haltung, selbst in Friedenszeiten.« Miron schüttelte den Kopf und seufzte. In Zeiten des Aufruhrs dagegen... nun ja ...«
    »Das erklärt nichts.«
    »Offenbar schätzt du keine dramatischen Übergänge, wie ich sehe.« Der Priester lächelte und trank noch einen Schluck Tee. »Selbstverständlich ist mir auch klar, warum. Drama scheint ein Wort in einer vergessenen Sprache zu sein, welches
grob übersetzt lautet: ›geschwollenes, unbedeutendes Geplapper, welches sich ausschließlich dazu eignet, Idioten zu unterhaltene‹.«
    »Dem würde ich nicht widersprechen.«
    »Und ›geschwollen und unbedeutend‹ dürfte das genaue Gegenteil des prägnanten und intelligenten Stolzes der Magier sein, richtig? Knappheit, Direktheit, alles ist erklärt, alles verstanden. Das ist es doch, was ihr glaubt, oder irre ich mich?«
    »Priester glauben, Magier wissen.«
    »Allerdings. Anscheinend weißt du jedoch nicht, dass nicht alles so klar ist, wie du vielleicht denkst. Zum Beispiel die angebliche Rivalität zwischen dem Klerus und dem Venarium.« Das Lächeln des Priesters schien im Gleichmaß mit Bralstons Zorn zu wachsen. »Würde es nicht ein solches Wissen in Zweifel ziehen, wenn man erführe, dass möglicherweise ein oder zwei Magier existieren, welche die Gesellschaft von Priestern erträglich fänden?« Er lächelte und zwinkerte. »Selbst bis zu dem Punkt, Einzelheiten über Missionen preiszugeben, die mit einem Mindestmaß an Verschwiegenheit geplant werden?«
    Bralston riss die Augen auf und presste die Lippen zusammen.
    »Ihr sagt damit«, stieß er hervor, »dass wir einen Verräter unter uns haben!«
    »Wer ist denn jetzt dramatisch?« Der Priester lachte, und es klang, als würden Seiten in einem zerlesenen Buch umgeblättert. »Nein, nein, mein Freund. Ich meinte nur, dass Lektor Annis und ich selbst keineswegs davor zurückschrecken, Feindseligkeiten zu übergehen, die tief in Philosophie und Geschichte wurzeln, wenn sich unsere Belange überschneiden.«
    »Überschneiden?« Bralston hob eine Braue. »Der Lektor hat nichts dergleichen erwähnt.«
    »Das kann ich mir denken, aus Furcht, dass du möglicherweise glauben könntest, was ich dir jetzt erzählen werde,
wäre kein demütiges Ersuchen, sondern ein Befehl, was du zweifellos zurückweisen würdest.«
    »Und dieses Ersuchen ist?«
    Mirons Lächeln erlosch. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eine besorgte Miene ab, eine so vertraute Miene, wie sie auf das Gesicht jeder liebevollen Großmutter und jedes schwer arbeitenden Großvaters hätte gemeißelt sein können, die Bralston jemals gesehen hatte.
    »Ich möchte, dass du meine Mitarbeiter findest.«
    »Ich bin davon überzeugt«, antwortete Bralston, »dass Agenten der Kirche mehr als nur in der Lage sind, deinem Wunsch Folge zu leisten, angesichts der Mittel und der Unterstützung, die du zweifellos zu deiner Verfügung hast.«
    »Richtige Agenten vielleicht.« Miron nickte. »In Ermangelung solcher habe ich stattdessen jedoch Abenteurer gedungen.«
    Bralston verdrehte die Augen und legte einen Finger an seine Schläfe, als plötzlich nur allzu deutlich wurde, worauf dieses Gespräch hinauslief. »Du hast also irgendwelche vagabundierenden Tunichtgute engagiert, um deine Willkür zu befriedigen. Sie haben den Vertrag gebrochen und sind mit deinem Geld oder deiner Tochter oder was auch immer du unter deiner Kutte versteckst, wenn nicht sogar alles drei zutrifft, durchgebrannt, und du willst, dass ich sie dir wiederbringe?« Er saß aufrecht und unbeugsam auf seinem Stuhl. »Ich bin kein Söldner.«
    »Nein, du bist ein Bibliothekar«, antwortete Miron, unbeeindruckt von dem sarkastischen Ton. »Vor allen Dingen jedoch bist du ein guter Mann, Bralston.«
    »Ich habe dir meinen Namen nicht genannt.«
    »Aber Annis hat das getan, unter anderem.« Der Priester beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Er hat mir vieles über dich erzählt, viele schreckliche Dinge, die du aus den richtigen Gründen getan hast.«
    Der Bibliothekar war immer stolz darauf gewesen, nur schwer überrascht werden zu können. Aber nicht wegen der
Worte, die der Lord Emissär aussprach, fühlte er sich so klein in seinem Stuhl. Es war eher die

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