Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
gewisse ... Schwierigkeiten verwickelt, bevor meine Mitarbeiter ihn zur Strecke brachten. Wir haben ihn der Obhut der Behörden in Port Yonder übergeben.«
»Ich werde ihn aufsuchen. Deine Hilfsbereitschaft nehme ich zur Kenntnis. Ich werde sie in meinem Bericht erwähnen.«
»Davon gehe ich aus.« Miron nickte ernst. »Geh mit Gott, Bibliothekar.«
Bralston erhob sich rasch und steif von seinem Stuhl und warf dem Priester einen Blick über den Tisch hinweg zu. Er rümpfte die Nase, setzte seinen Hut auf und fuhr mit den Fingern über seine Krempe.
»Ich brauche keine Götter.«
Die Tür schloss sich mit einem vernehmlichen Knall, sodass Mirons Teetasse auf ihrer Untertasse hüpfte. Es schien, als hätte der Bibliothekar sein Missfallen durch das Klirren von Porzellan verdeutlichen wollen. Der Lord Emissär wartete, bis sie sich wieder beruhigte, und lauschte den entschlossenen Schritten des Bibliothekars, während der braune Tee schwappte und Blasen warf.
Als alles wieder ruhig war, nahm er behutsam die Tasse in die Hand und lächelte durch einen Schleier aus Dampf zur Tür.
»Idiot.«
Im Hafen von Port Destiny war es ruhig. Nur wenige Schiffe dümpelten in dem blauen Wasser, das an die blauen Strände spülte und die Stadt und das Meer miteinander zu verschmelzen schien. Die Fracht war ausgeladen, ihre Mannschaften waren in der Stadt verschwunden, um Wein, Weib und Würfeln zu frönen. Die meisten würden vollkommen mittellos und ruiniert zurückkehren, bereit, für eine neue Heuer zur See zu fahren. Wie gewöhnlich würden einige wenige nicht zurückkehren, weil sie für Schulden zu zahlen hatten, die sie weder durch ihren Dienst noch durch ihre Leber angehäuft hatten.
Das ist ein Problem für jeden Kapitän, dachte Argaol, als er sich zurücklehnte und in der hellen Morgensonne die Augen schloss. Auch er würde bald wieder dazugehören, würde bald wieder ein Kapitän sein, der Probleme mit ungebührlichen Matrosen und widriger See hatte und Verpflichtungen gierigen Männern gegenüber. Jetzt jedoch war er ein Mann, dessen lange, dunkle Beine nackt über der Pier hingen, und an dessen großem Zeh eine Angelschnur befestigt war.
Sein gewaltiges Schiff, die Gischtbraut, dümpelte ebenso faul wie der Kapitän an ihrem Liegeplatz, schaukelte neben ihm sanft auf und ab. Sie beide würden schon in Kürze wieder in See stechen müssen. Jetzt jedoch waren sie vollkommen damit zufrieden, sich in ihrer Bedeutungslosigkeit zwischen
der riesigen Stadt und dem grenzenlosen Ozean zu verlieren und sich damit zu begnügen, dass sie keine bessere Gesellschaft haben konnten.
»Es geht immer unaufhörlich so weiter, stimmt’s?«
Er hatte nie nach schlechter Gesellschaft verlangt. Wie es schien, fand sie ihn auch so.
»Riesig... ... endlos ...«
Argaol unterdrückte ein Stöhnen, als er versuchte, so zu tun, als würde er sie nicht hören. Er erinnerte sich an viele schreckliche Unterhaltungen, die mit dieser besonders platten Pseudoeinsicht begonnen hatten.
»Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, wie ungeheuerlich es ist ...«
Jeden Augenblick musste dieses Gespräch in eine schreckliche Beichte umschlagen, wahrscheinlich in eine, die einen Ausschlag an der Pelvis beinhaltete oder die Bitte, ihr zu helfen, einen Fischhaken aus einem besonders empfindlichen Körperteil zu lösen. Er biss die Zähne zusammen und hoffte insgeheim, dass sie aufgab, bevor sie sagte ...
»Immer weiter und weiter und weiter und ...«
»Bei Zamanthras nährendem Busen, ist ja gut!«, stieß er schließlich hervor. »Was in drei Teufels Namen hast du auf dem Herzen, was ich so unbedingt hören muss?«
Quillian sah verächtlich auf ihn herunter, als er ein Auge öffnete, während er sich auf der Pier lümmelte. Ihre Miene war hart und ebenso wenig weiblich wie ihr metallgepanzerter Körper. Sie schob eine Locke ihres schwarzen Haares zur Seite und entblößte damit die roten Striche eines nicht zu entziffernden Schandmals, das unter ihr Auge tätowiert war.
»Wie kommst Ihr darauf, dass ich etwas auf dem Herzen habe?«
Argaol starrte sie so ungläubig an, dass es fast schon beleidigend war. »Wahrscheinlich bin ich einfach nur der empfindsame Typ.«
Ihre Verwirrung dauerte nicht lange, und Besorgnis zeichnete
sich auf ihrem Gesicht ab, als sie wieder an den Hafenanlagen vorbei aufs Meer blickte.
»Ich habe gehört, was der Lord Emissär plant«, sagte sie, »bevor er sich mit dem Heiden getroffen hat.«
Argaol
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