Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Unaufmerksamkeit als an seiner Verstohlenheit. Selbst mitten in dem Treibgut konnte es nicht allzu schwer sein, einen Kopf mit silberblondem Haar auszumachen. Er blieb regungslos liegen; sein Körper konnte nur einer Stimme gehorchen.
Der Echsenmann drehte sich herum, blickte finster zum Kamm der Düne und knurrte.
»Nah-ah. Shii man-eh. «
»Shaa?«, antwortete ihm ein beleidigtes Zischen von der anderen Seite der Düne.
Drei weitere grüne Echsen krochen über den Kamm. Lenk schenkte ihnen jetzt mehr Aufmerksamkeit, vor allem ihren Knüppeln, die mit spitzen Zähnen besetzt waren, und den primitiven Macheten, die von ihren Lendenschurzen herunterhingen. Das war eine eindeutig bösartigere Variante der spitzen Stecken, die sie in der Nacht zuvor getragen hatten, aber auch das ließ ihn nur grimmig lächeln.
Ihre Waffen waren scharf, sahen sehr gefährlich aus. Sie konnten ihn innerhalb eines Lidschlags aufschlitzen und das Leiden mit einem schrecklichen Schlag beenden, der rote Flecken und rosafarbene Fleischbrocken auf dem Sand verteilen würde. Es ginge so schnell, wäre so einfach.
Er spürte, wie sich seine Beine auf dem Sand verkrampften.
Trotz seiner steigenden Erregung fand er es merkwürdig, dass sie diese Waffen nicht auch in der Nacht zuvor gehabt hatten. Und noch sonderbarer war es, dass sie irgendwie größer zu sein schienen als gestern. Ihre kräftigen Muskeln zeichneten sich unter der straffen grünen Haut ab. Ihre Tätowierungen waren ebenso wüst wie ihre Waffen und bedeckten ihre Körper abwechselnd mit breiten Streifen, gezackten Bändern und einem getigerten Muster in roter und schwarzer Tinte. Doch erst als Lenk auf die Stelle unter ihren langen Schnauzen blickte, begriff er.
»Kein Schuppenbart«, flüsterte er. »Es sind nicht dieselben.«
»Das hier sind Kämpfer. Sieh dir an, wie sie sich bewegen.«
Jetzt sah Lenk es sofort. Kein Schritt, den sie taten, war zufällig; kein Blick aus ihren gelben Augen war verschwendet. Sie untersuchten das Wrack des Alten Kleppers mit weitaus räuberischeren Blicken als die Echsen in der Nacht zuvor.
Es sind die Blicke von Killern, dachte Lenk. Sie können mein Blut riechen. Sie gieren danach. Es sind brutale, blutrünstige Kreaturen. Sein Grinsen wurde so stark, dass er sich auf die Unterlippe biss, um es zu unterdrücken. Bei allen Göttern, sie werden mich sehr schnell umbringen.
Er umklammerte das spärliche Gras hinter den Dünen ekstatisch. Ob die Stimme die Pflanzen ebenfalls spüren konnte, ließ sie sich nicht anmerken.
»Die da«, murmelte sie. »Die Echse mit dem Bogen. Das ist der Anführer. «
Das war nicht gerade eine Offenbarung. Denn die Echse blieb etwas hinter den anderen zurück und strahlte die kühle
Gelassenheit des Befehlshabers aus, im Unterschied zu der Wachsamkeit ihrer Gefährten. Die Art, in der ihr blanker schwarzer Bogen von ihrer Schulter hing, drückte die vertraute Beziehung zwischen einem Herrn und seiner Waffe aus. Und hätte es noch Zweifel gegeben, wäre er durch die Tätowierungen beseitigt worden, die bei dieser Echse weit mehr Haut bedeckten als bei den anderen.
»Cho-a?«, rief sie, eindeutig desinteressiert.
»Na-ah!« Eine der anderen Echsen, diejenige, die zuerst aufgetaucht war, blickte hoch und fauchte. »Man-eh sshii ko ah okah!«
»Shaa«, erwiderte ihr Anführer und winkte mit seiner schuppigen Hand. Dann deutete er mit dem Kopf auf den Kamm der Düne, von der sie gekommen waren. »Igeh ah Shalake. Na-ah man-eh hakaa. «
Die beiden anderen Echsenmänner blickten von dem Wrack hoch, das sie untersuchten, und nickten. Sie grunzten einmal, traten dann aus dem Wrack heraus, gingen an dem Anführer vorbei, die Düne hoch, und verschwanden dahinter. Der Anführer seufzte und verschränkte die Arme über seiner tätowierten Brust, während er den widerspenstigen dritten Echsenmann erwartungsvoll anstarrte.
»Mad-eh kawa yo!«, fauchte er und deutete erneut mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf die Düne. »Kawa!«
»Sia-ah!«, zischte der andere und betrachtete das Wrack sehr genau. »Shii ko a man-eh !«
»Sie scheinen aufgeregt zu sein«, flüsterte Lenk, der unbewusst etwas näher gerutscht war. Er betrachtete den Köcher mit den bunten Pfeilen, der auf dem Rücken des Anführers hing, und seine Stimme nahm einen hysterischen Unterton an. »Sogar ausgesprochen wütend. Wie nah an ihnen müssen wir sein, was glaubst du?«
»Wofür?«
»Dafür, dass er einen dieser Pfeile direkt zwischen
Weitere Kostenlose Bücher