Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Owauku geriet. Soweit ich aus der Ferne beurteilen kann und fähig bin, ihre Sprache zu verstehen, war Teji einmal ein prosperierender Handelsfleck, ganz wie Argaol sagte ... jedenfalls früher einmal.
Früher einmal haben hier Menschen gelebt. Das kann man schon an dem ablesen, was den Einheimischen widerfahren ist. Ich habe einige der entlegeneren Gemeinden in den Randbezirken von Toha gesehen, als wir angefangen haben, nach dem Aeonstor zu suchen, wofür Miron uns ursprünglich angeheuert hat. Sie hegten sowohl ein starkes Misstrauen mir gegenüber als auch gleichzeitig ein vehementes Interesse daran, mir irgendetwas vorzugsweise Scharfes in die Eingeweide zu rammen.
Oder einen Pfeil in die Schulter zu schießen, wie in meinem Fall.
Die großen tätowierten Echsenmänner ... werden »Shen« genannt, wie die Owauku mir erklärt haben: Sie sind Plünderer, Leichenfledderer und gewöhnlich so unzivilisiert, wie man es bei nur mit einem Lendenschurz bekleideten Reptilien wohl erwarten darf. Viel mehr weiß ich über sie nicht, außer dass die Owauku sie vertrieben haben. Sie sind verschwunden.
Behaupten sie jedenfalls.
Die Owauku ... sind freundlicher als die meisten anderen Kreaturen, mit denen wir zu tun hatten. Fast etwas zu freundlich. Sie haben uns großzügig Fleisch und Wasser angeboten, jedenfalls was bei ihnen als Fleisch und Wasser durchgeht. Das jedoch mit einem subtilen Funkeln in den Augen, das darauf schließen lässt, dass sie dafür im Gegenzug auch etwas erwarten. Jedenfalls entnehme ich das diesem Funkeln, wann immer ich es über mich bringe, in diese gigantischen Pampelmusen zu blicken, die sie Augen nennen. Sie machen damit dieses ... dieses Ding, sehen mich mit einem Auge an und richten den Blick des anderen auf etwas anderes. Dabei bewegen sich beide Augen ständig in unterschiedliche Richtungen und ...
Schon gut. Das ist einfach zu widerlich, um es wiederzugeben. Man sehnt sich irgendwann tatsächlich nach der Gesellschaft der
Gonwa. Diese größeren, schuppenbärtigen Kreaturen, die ich im Wald gesehen habe, teilen sich offenbar das Dorf mit den Owauku. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, warum; die Gonwa sind groß und stoisch, die Owauku dagegen klein und hektisch. Die Gonwa sind reserviert und argwöhnisch, während sich die Owauku schon fast aufdringlich offen geben. Die Gonwa sehen mich nur an, wenn sie glauben, dass ich sie nicht beobachte, und ihre Blicke drücken dabei zumeist Mordlust aus. Die Owauku dagegen betrachten mich ...
Nein. Nein. Es ist einfach ekelhaft.
Der entscheidende Punkt ist der, dass die Owauku alles haben und lieben, was man in einer Stadt finden kann: Glücksspiel, Zigarren und Wasserpfeifen, selbst gebrannten Alkohol und verschiedene andere Güter und Dinge aus der Zeit, in der die Menschen noch mit ihnen Handel getrieben haben, und die Gonwa haben nichts davon und verachten das alles. Die netten Kleinen beten die Idee des Handels geradezu an und fragen uns unaufhörlich, ob wir in dieser Hinsicht nicht irgendetwas anzubieten hätten.
Dabei kann ich mir nicht einmal im Entferntesten vorstellen, was wir ihrer Meinung nach haben sollten. Denn unsere Hosen haben sie uns schon genommen ...
Nun, wie ich gerade sagte, trifft die Idee, dass alles Bedeutsame von wirtschaftlichen Interessen angetrieben wird, nicht nur auf die Gesellschaft zu. In unserem Zeitalter hat diese Haltung sogar den Instinkt verdrängt. Wenn etwas mehr kostet, als es wert ist, ist es die Mühe nicht wert. So einfach ist das.
Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf habe ich mich entschlossen, meinen Instinkten zu folgen ...
... und aufzugeben.
Ich habe genug davon. Ich habe von allem genug. Ich will nichts mehr mit Miron zu tun haben oder mit Büchern, mit Belohnungen, Monstern, Niederlingen oder Dämonen, nie wieder. Aber vor allem mit Büchern will ich nichts mehr zu tun haben. Ich habe auf der Suche nach dieser blöden Fibel fast alle meine Gefährten verloren, und einen ganz sicher.
Früher einmal, vor langer Zeit, wäre mir dieser Gedanke nicht so
schlimm erschienen. Aber ... das war eben früher. Bevor ich aufgehört habe zu kämpfen, bevor ich mein Schwert niederlegte und die Chance bekam, Luft zu holen. Ich bin nicht zufällig über diese Erkenntnis gestolpert. Auf Teji gibt es nichts, wogegen man kämpfen, was man töten könnte; ich muss mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was mich möglicherweise umbringen könnte.
Und ... ich habe festgestellt, dass mir
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