Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
sein schien.
Dennoch brachte er es nicht fertig, böse auf diese Kreaturen
zu sein, wenngleich das auch daran liegen konnte, dass es ihm schwerfiel, ihnen in ihre ungeheuerlichen runden Augen zu blicken. Was die Sache doppelt schwierig machte war, dass es ihm gleichzeitig einfach nicht gelingen wollte, diesen Kreaturen aus dem Weg zu gehen.
Er blickte von oben auf das Dorf in dem ausgedehnten, kreisförmigen Tal hinunter. Sandwege waren auf den konzentrischen Steinkreisen angelegt, die Straßen bildeten und auf denen ihre Schilfhütten standen. Winzige schnell fließende Bäche flankierten jeden Kreis. Auf diesen Wegen und in diesen Bächen tollten Dutzende kleiner grüner Kleckse umher.
Herumzutollen war offenbar eines der wenigen Dinge im Leben dieser Echsen, bei dem sie einen gewissen Ehrgeiz entwickelten. Ein anderes war, sich zu streiten und die anderen Echsen anzuschreien. Noch lieber als diesen beiden Beschäftigungen gaben sie sich jedoch der Untätigkeit hin. Im Schatten ihrer Hütten, in den Becken, die von den Wasserfällen gespeist wurden, die aus dem Wald über ihrem Tal herabströmten oder auf dem halb unter Wasser stehenden sandigen Boden ihres Dorfs; es spielte keine Rolle, wo sie lagen ... die Owauku hatten Faulheit zu einer Kunstform kultiviert.
Und eben aus diesem Grund überlegte Draedaeleon zum wiederholten Mal, welche Geschichte dieses Dorf eigentlich haben mochte. Die Steinkreise waren viel zu glatt und zu geordnet, als dass sie eine Laune der Natur hätten sein können. Die Wasserfälle rauschten nicht willkürlich herab, sondern wurden durch Aquädukte und Gräben zu Flüssen und Bächen geformt, die zweifellos von sehr vielen geduldigen Männern über einen sehr langen Zeitraum aus dem Fels gehauen worden waren. Diese Echsen-Kreaturen jedoch schienen nicht einmal genug Aufmerksamkeit aufbringen zu können, um auch nur eine Kerbe in eine Kokosnuss zu schlagen, geschweige denn, dass sie dieses Wunder aus Stein, Sand und Strömen erschaffen haben konnten.
Er betrachtete das Dorf verstohlen so lange, bis er einen
Ruf vernahm, bei dem es sich offenbar um einen Gruß handelte. Er nahm jedenfalls an, dass es ein Gruß war; die Sprache der Owauku neigte dazu, Grüße, Flüche und andere Äußerungen durch relativ ähnliche Worte auszudrücken. Dutzende von grünen Klecksen unter ihm manifestierten sich zu Dutzenden von grünen Kugeln mit zwei riesigen goldenen Scheiben, die alle zu ihm hinaufblickten, während sie ihm grinsend die gelben Zähne zeigten und ihm mit ihren stummeligen Extremitäten zuwinkten. Er grinste und winkte verlegen zurück. Gleichzeitig registrierte er zumindest ein wenig erleichtert, dass offenbar nur die Owauku diese Reaktion erwarteten.
Die Gonwa verhielten sich erfreulicherweise deutlich reservierter.
Diese größeren, schuppenbärtigen Echsen waren ebenfalls auf den sandigen Wegen zahlreich vertreten. Die eher stoischen Kreaturen ließen sich nur sehr selten herab, auf die Präsenz eines der Gefährten zu reagieren, und wenn doch, kommentierten sie das mit einem kurzen Knurren in ihrer eigenen Sprache, bevor sie den Blick abwandten.
Neben den Owauku wirkten sie jedenfalls nicht übermäßig fremdartig, und ihre kleineren Artgenossen schienen nicht das Geringste gegen ihre Anwesenheit zu haben. Sie lagen gemeinsam in den Dutzenden von Felsenbecken, welche die ansteigenden sandigen Ränder des Tales säumten. Jedes einzelne wurde von sanft rieselnden Wasserfällen gespeist, die aus dem Wald über dem Dorf herabrauschten und sich in die Becken darunter ergossen, wobei sie ihre Gischt auf die feuchte Erde spritzten und ...
Dreadaeleon riss die Augen auf, als er plötzlich einen warmen Wasserfall an seinem Innenschenkel spürte.
»Also wirklich«, flüsterte er und fuhr hastig wieder zur Hüttenwand herum.
Die Wirkung einer Überdosis Venarie war willkürlich und nicht vorhersehbar; sie reichte von rosa Schweiß bis zu sofortiger innerer Übererregung, der rasch die äußere Übererregung
folgte. Es kursierten auch grauenvolle Geschichten über gelegentliche Anfälle bei extremer Überdosis, die in spontaner hermaphroditischer Verwandlung resultierten, kombiniert mit dem plötzlichen Auftreten von Schwänzen, Flossen, Hörnern oder zusätzlichen Mündern.
Draedaeleon vermutete, dass er sich freuen konnte, nur unter einer schwachen Blase zu leiden.
Und seine Laune besserte sich tatsächlich bis zu dem Augenblick, als er eine vertraute, unangenehme Stimme hinter
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