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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Mund, treffen würde.
    Doch nach etlichen schmerzhaften Atemzügen drang nur ein melodisches Wispern von zwei Stimmen aus der Tiefe empor.
    »Unser Mitgefühl ist dir gewiss«, erklärte der Prophet leise. »Vielleicht sind wir zu sehr wie die Götter geworden, die dein Flehen ignorierten. Wir jedoch sind nicht taub ...« Die Stimmen wanden sich an die Oberfläche wie Tentakel aus Lauten, liebkosten ihn mit zartem, schimmerndem
Klang. »Deine Qualen werden gehört. Dein Glaube wird belohnt.
    Du wünschst Absolution von deinen sündigen Erinnerungen, wünschst, dass die Tragödie deines Lebens in deinem Verstand ausgelöscht wird«, sagte der Prophet. »Das wird geschehen. Deine Ohren werden dem Lied von Mutter näher sein als die Ohren jedes Gläubigen. Von dir wird nur verlangt, Ihr noch einen letzten Gefallen zu erweisen.«
    Er holte tief Luft und lauschte dem erwartungsvollen Schlag seines Herzens.
    »Befreie den Vater«, flüsterte ein Herold. Seine Worte wurden vom Wind zu ihm herübergeweht.
    »Beende das Unrecht seiner Gefangenschaft«, zischte ein anderer.
    »Führe die Gläubigen zur Erlösung«, krähten mehrere Herolde.
    »Befreie ihn«, schnatterten sie. »Befreie ihn ... Befreie ihn ... Befreie ihn ...«
    »Auf dass er die Erde erneut unter seinen Füßen zermalme.« Die Stimme des Propheten brachte den Chor zum Schweigen. Goldene Augen richteten ihren Blick wieder nach oben; sie brannten vor Entschlossenheit. »Befreie DagaMer.«
    Während die Stimme des Propheten hallend verklang, mit jedem Moment schwächer wurde, schwoll ein anderes Geräusch an. Als würde es in dem Augenblick vor einem sehr tiefen Atemzug in der Tiefe des Leibes bis in seine Ohren dringen.
    Ein Herzschlag.
    Die Herolde zerstreuten sich bei diesem Geräusch, flatterten auf, kreischten ekstatisch und flogen in gefiederten Säulen in den Himmel empor, aus dem die Sonne gestohlen worden war.
    Erneut ertönte ein Herzschlag, noch lauter.
    Die Gläubigen starrten nach oben und rissen die Mäuler zu einem breiten, zähnefletschenden Grinsen auf. Ihre Augen
schienen im Licht der Sterne zu vibrieren, als versuchten sie, das Salz ihrer Freudentränen dem Meer zu geben.
    Noch ein Herzschlag.
    Die Hirten öffneten ihre klaffenden Kiefer, zeigten scharfe Zähne, als sie irgendeine uralte Hymne heulten, die jedoch nicht zu hören war, als sie in Luftblasen an die Oberfläche stiegen, die lautlos platzten.
    Wieder ertönte ein Schlag, so laut und klar, als wäre es der Herzschlag des Mundes.
    Er spürte sein Lächeln, als er ihn hörte.
    Das Wasser rief ihn, und er gehorchte, glitt hinein. Es umarmte ihn wie eine Familie, die ihn niemals verlassen, ihn nie verstoßen würde. Er schwamm lautlos auf einer Woge zu dem fernen Gefängnis aus Erde und Luft. Er schwamm, glitt durch die Wellen, während eine Welt aus dunklem Fleisch, dunklen Augen und glorreichem Glauben unter ihm ihn begleitete.
    Er schwamm, tauchte seinen Kopf unter die Wellen.
    Und durch das Wasser hörte er den Ruf des Vaters.

ZWEITER AKT
INSEL DER HOFFNUNG UND DES TODES

Das Aeonstor,
Insel Teji,
Sommer, sehr angenehm
     
    Eine der ernüchternderen Erkenntnisse, über die ich gestolpert bin, seit ich zum ersten Mal ein Schwert in die Hand genommen habe, ist die, dass die Gesellschaft, so wie wir sie uns vorstellen, nicht existiert.
    Selbstverständlich bin ich ein klein wenig enttäuscht, dass ich dies zu Papier bringen muss. Schließlich hat mir die Idee, die hinter der Zivilisation steckt, durchaus gefallen. Sich gegen gemeinsame Feinde zusammenzuschließen, Handelszweige, die die gleichen Interessen verfolgen und ihre Streitkräfte zum Zweck allgemeinen Wohlstands zu verbinden, die Koalition mehrerer einzelner Götter zum allgemeinen Nutzen, und selbstverständlich der starke Drang, den Nachbarn im Auge zu behalten, damit man wenigstens nicht sagen kann, man hätte es nicht kommen sehen, wenn er einem das Messer in die Nieren rammt und einem die Schafe stiehlt.
    Meine schrecklichste Entdeckung war die, dass die Gesellschaft nur eine Reihe sorgfältig kalkulierter Entscheidungen ist, die ausschließlich auf wirtschaftlichen Erwägungen beruhen. Das ist alles. Keine gemeinsame Philosophie, keine gemeinsamen Götter, nicht mal ein gesundes Misstrauen haben die Gesellschaft ermöglicht.
    Nur Gold und Gier.
    Wie jeder andere Gedanke, den ich zu diesem Thema hatte, verpuffte auch dieser sehr schnell, nachdem ich auf Teji gelandet war und in die merkwürdige Gesellschaft der

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