Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Boudoirfenster einer Lady interessiert. Draedaeleon ist auch nicht viel besser. Gespräche mit ihm sind rüde und kurz, und jedes Mal, wenn ich auftauche, springt er hinter einen Busch oder eine Hütte, um mir aus dem Weg zu gehen. Wäre ich nicht so vertrauensselig und würde es mich nicht so wenig interessieren, würde ich behaupten, dass er etwas vor mir zu verbergen sucht. Trotzdem danke ich jeden Tag Khetashe, dass pubertierende Magier ebenso ungern über ihre Probleme sprechen, wie ich mir Probleme pubertierender Magier anhöre.
Wir achten auch unablässig auf Spuren von Gariath, wenngleich auch nicht besonders aufmerksam. Vielleicht liegt es an dem friedlichen Gefühl, mit dem Teji mich infiziert hat oder aber an der Tatsache, dass er ein schwachsinniger fleischfressender Verrückter ist. Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass wir besonders angestrengt nach ihm suchen.
Kurz, ich muss sagen, dass Teji vielleicht das Beste ist, was mir widerfahren konnte. Obwohl mein Schwert, die Fibel und meine gesamte Kleidung verschwunden sind, bin ich ... fast glücklich.
Ein Schiff wird kommen. Irgendwann. Dann bekommen wir neue Hosen. Wir bekommen neue Stiefel. Wir werden den Sand von unseren Hintern klopfen, uns frisches Wasser ins Gesicht spritzen, Bücher mit richtigen Wörtern lesen und uns niemals mehr der Notwendigkeit gegenübersehen, zum Schwert zu greifen.
Hoffnung ... scheint doch gar kein so schlechtes Konzept zu sein.
Zu den wenigen Vorteilen, die es mit sich brachte, wenn man einen Lendenschurz trug, zählte Draedaeleon die Möglichkeit zu urinieren, ohne das Kleidungsstück so weit verschieben zu müssen, dass er seine Genitalien entweder Insekten mit großem Appetit auf zartes Fleisch aussetzte oder aber das Gefühl hatte, ein Nagetier hätte sich in seinem Rektum eingenistet.
Obwohl er seit seiner Ankunft auf Teji all das in beinahe schon obszönem Maße hatte genießen dürfen, praktizierte er Ersteres deutlich häufiger.
Natürlich, versicherte er sich, war das nicht seine Schuld. Venarie war keine präzise Kunst. Selbst der vorsichtigste Magus konnte sich überstrapazieren, seine Zaubersprüche nicht korrekt kanalisieren und sich in diesem Fall verfrühte Altersflecken oder aber eine schwache Blase einhandeln.
Überraschenderweise konnte den Jüngling das nicht sonderlich trösten.
Er presste seine Hände an die Schilfwand einer Hütte und versuchte sich einzureden, dass es unter diesem Haufen von Echsenmännern als ganz normales Verhalten galt, wenn man die Zähne zusammenbiss und grunzte. Sie mochten zwar das erste Dutzend Mal hingesehen haben, als er es tat, seitdem jedoch achteten sie schon längst nicht mehr auf diesen hageren
Burschen, dem ständig eine gelbe Urinspur am Bein herunterlief.
»Komm schon«, flüsterte er, »werd fertig, werd endlich fertig...«
Obwohl er wusste, dass dies längst nicht mehr seiner körperlichen Kontrolle unterlag, geschweige denn, dass er dem Drang hätte verbal Einhalt gebieten können, konnte er nichts anderes tun, als dies zu versuchen. Bis jetzt hatte er sich einreden können, dass nur seine Aufforderungen verhindert hatten, dass seine Gefährten sein Problem entdeckten. Es hatte ihn sehr erleichtert, dass Kataria angefangen hatte, sich um Lenk zu kümmern, und Denaos hatte sich nie wirklich für ihn interessiert.
Aspers Ausbruch dagegen bereitete ihm Probleme. Einerseits war es besser, wenn er den zweifellos unaufhörlichen Fragen nach seiner Gesundheit, mit denen sie ihn bombardiert hätte, aus dem Weg gehen konnte. Viel besser, sagte er sich, denn bisher hatte er noch keine Möglichkeit gefunden, wie er die Tatsache, dass er die Kontrolle über seine Blasenfunktion verloren hatte, so darstellen konnte, dass es ihr reizvoll erschien, sich damit zu beschäftigen. Gleichzeitig jedoch war sie ihm und allen anderen gegenüber zickig und kurz angebunden und bemühte sich nach Kräften, ihnen allen aus dem Weg zu gehen.
Und das, er seufzte, wo doch der Anblick von Asper in der Kleidung der Einheimischen Labsal und Freude für seine Augen war.
Der Urinstrom endete mit einem Tröpfeln, und er wischte sich vorsichtig mit einem Taschentuch ab, das einer der Owauku ihm als Bezahlung dafür gegeben hatte, dass Dreadaeleon kurz Feuer über seine Finger hatte tanzen lassen. Allerdings hatte er bei diesem Handel offenbar den Kürzeren gezogen, da seine Eitelkeit sehr wahrscheinlich der Grund dafür war, dass plötzlich der Damm seiner Blase gebrochen zu
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