Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
bekommen oder nicht?«
    Bevor Togu seinen Mund öffnen konnte, fuhr Lenk zu ihr herum.
    »Was machst du da?«
    »Ich verhandle.«
    »Nein, du redest nur ziemlich laut. Du hast nicht die geringste Ahnung von Verhandlungen.« Er klopfte sich auf die Brust. »Verhandlungen führe ich.«
    »Na und ... dann machst du es diesmal eben nicht«, erwiderte sie und betrachtete ihn neugierig. »Ist das ein so großes Problem?«
    »Das ist es nicht, weißt du? «
    »Du bist still!«, schnarrte Lenk.
    »Wer ist still?«, erkundigte sich Togu.
    »Warum verhandelst du überhaupt? Und warum willst du abreisen? Alles, was du brauchst, ist hier .«
    »Alles, was wir brauchen ...«, flüsterte Lenk vor sich hin.
    Die Worte sickerten in das Schweigen in seinem Kopf und säten die Samen des Trostes in seinen Verstand. Dort begannen sie aufzublühen, als gelassen die Logik in ihm das Ruder übernahm. Warum ist das wichtig? , fragte er sich. Warum sollte ich aufs Festland zurückkehren, zu den Kämpfen und dem Tod dort? Welchen Sinn hätte das alles?
    Alles, was er brauchte, war hier: Sonne, Wasser, Nahrung, und auch wenn Kataria ihn mit einem Blick betrachtete, der zwischen Verwirrung und Sorge hin und her gerissen war, war auch sie hier. Er lächelte, ohne zu wissen warum und ohne sich darum zu kümmern.
    »Nein .«
    Da war es wieder, ein plötzlicher Frost, der durch sein Bewusstsein fegte und die aufblühende Ruhe abtötete. Sein Schädel pochte vor Furcht, Wut, Verachtung, und all das wirbelte durch seinen Verstand, über alldem schien die Stimme zu schweben.
    »Kannst jetzt nicht abreisen .«
    »Kann jetzt nicht abreisen«, flüsterte er.
    »Was?«, fragte Kataria.
    »Dann wünschst du also zu bleiben?« Togu schien neue Hoffnung zu schöpfen.
    »Müssen bleiben ... müssen töten  ...«
    »Töten«, stieß er ruhig hervor.
    »Was war das?«, wollte Togu wissen.
    »Lenk ...«, flüsterte sie und beugte sich zu ihm.
    »Um uns herum sind Lügen. Wir sind von Unwürdigkeit umringt. Müssen töten. Müssen bleiben .«
    »Müssen ...«
    »Schwert .«
    »Schwert.«
    »Schwert?«, fragte Kataria.
    »Brauchen Schwert .«
    »Brauche es«, flüsterte er.
    »Was braucht er?«, fragte Togu.
    »Schwert .«
    »Schwert.«
    »Schwert! «
    »Nicht schon wieder, Lenk...«
    »SCHWERT! «
    »WO IST ES?«
    Togu fuhr zurück und wäre fast von seinem Thron gefallen, als Lenk aufsprang und ihm einen eisigen Blick zuwarf. Der junge Mann spürte, wie sich seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammenzogen, fühlte, wie er trotz der Sonne fror, aber es kümmerte ihn nicht. Das Verlangen hämmerte in seinem Kopf; seine Hände gierten nach Leder und Stahl.
    »Wo ist es?«, fauchte er gereizt. Er hörte nicht, wie rau seine Stimme klang. »Wo ist mein Schwert? Ich brauche es ... ich ...« Er trat zitternd einen Schritt vor. »Ich brauche es .«
    Es war eiskalt in diesem Moment. Er spürte, wie seine Haut prickelte, wie ihm die Haare zu Berge standen, spürte, wie die Insekten davonsummten, als wäre seine Haut plötzlich unheiliger Boden. Die ganze Natur schien ihrem Beispiel zu folgen: Die Sonne zog ihre Wärme von ihm ab, und die Luft wurde von einer eisigen Kälte förmlich erstickt.
    »Nein.«
    Selbst er hätte sein Wimmern nicht gehört, hätte er nicht gewusst, dass er das Wort ausgesprochen hatte. Seine Stimme war erstickt, in seiner Kehle gefroren. Er wagte jedoch nicht, lauter zu reden, aus Angst vor dem, was dann aus seinem Mund kommen könnte.
    Er starrte in Togus Augen, die noch größer zu werden schienen; doch das war falsch, und zwar nicht nur, weil so etwas für die bereits ungeheuerlichen Augen der Kreatur unmöglich schien. Sondern eher, weil ihm eine solche Miene vertraut war, er kannte die Furcht, die sich auf einem Gesicht abzeichnete, dessen Mund von einer Stimme zum Schweigen gebracht wurde, die nicht Lenks eigene Stimme war.
    Diese Vertrautheit verwandelte sich in dem Moment in Schmerz, als er Katarias Blick auf sich spürte. Die Klarheit aus ihren Augen war verschwunden, ebenso das Weiche; jetzt waren sie hart, prüfend, musternd, beobachtend, durchdringend, forschend.
    »Starrend .«
    »Hör auf...«, flüsterte er so leise, dass nur er selbst es hören konnte.
    Jedenfalls dachte er das.
    »Wahnsinnig.« Togu mochte versucht haben zu flüstern; doch die Stimme des Königs war so tief, dass solch ein Versuch zum Scheitern verurteilt war. Sein Kopf schwankte zitternd vor und zurück, als weigerte er sich zu akzeptieren, was er sah.

Weitere Kostenlose Bücher