Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
ausdrückten, die das dicke, klebrige Ende der mehr als einen halben Meter langen Zunge eines Echsenmannes auf ihrer Wange fühlte.
Selbst als Bagagame sie zurückzog und die geflügelte Beute heftig zuckte, während er sie in seinem grinsenden Mund verschwinden ließ, war Lenk immer noch sprachlos.
Er verharrte einen Moment in diesem verdatterten Schweigen und blinzelte durch den Vorhang aus Speichel, der von seinem Augenlid heruntertropfte, während er ruhig seine trockenen Lippen leckte.
»Also gut«, sagte er. »Also, wie auch immer, wir reisen ab.«
»Abreisen.« Togu warf Bagagame einen finsteren Blick zu. »Abreisen . Warum abreisen?«
»Ich kann nicht ...«
Der König deutete mit einer ausholenden Handbewegung auf das Portal, durch das er getreten war. »Geh und hol die Kohlen.«
Bagagame nickte kurz und verschwand im Schatten. Der größere Owauku seufzte und schritt steifbeinig zu seinem Thron, während er die Gefährten mit einem Auge beobachtete. Lenk sah ihm verwirrt zu; er war zwar nicht sicher, wie der König die Neuigkeit hätte aufnehmen sollen, aber diese Gelassenheit hatte er nicht erwartet.
Andererseits war er auch nicht sicher, ob er wirklich vermutet hatte, einem gefiederten Echsenmann so etwas überhaupt erklären zu müssen.
»Natürlich bin ich ein bisschen neugierig«, sagte Togu. »Haben wir nicht alles getan, was in unserer Macht steht, um unsere Gastfreundschaft zu beweisen?«
Die geschliffene Wortwahl des Königs sollte vielleicht so etwas wie behagliche Vertrautheit erzeugen, doch im Vergleich zu den anderen Owauku wirkte er in Lenks Augen dadurch nur noch merkwürdiger.
»Ja, gewiss«, antwortete Lenk. »Aber Euch muss doch klar gewesen sein, dass wir irgendwann abreisen müssen.«
»Selbstverständlich.«
Der König sprang geschickt auf die Armlehne seines Throns, wäre jedoch fast auf dem Fett ausgerutscht, bevor er sich auf die samtgepolsterte Lehne hockte. Diese Position
im Verein mit seinen Federn verlieh ihm das Aussehen eines Vogels, was nur noch bedrohlicher wirkte, als er mit dem Fuß den Umhang von der stämmigen Figur schob, die auf dem Thron saß. Eine wirklich gewaltige Wasserpfeife kam zum Vorschein. Sie thronte selbstgefällig auf dem roten Samt. Togu bückte sich, nahm den Schlauch und hielt ihn an seine schuppigen Lippen.
»Wahrscheinlich habe ich wider besseres Wissen gehofft, dass ihr eine Weile bleiben würdet. Es war nett, wieder Menschen im Dorf zu haben.«
»Und Eure Gastfreundschaft war ...«, jetzt sag bloß nicht entsetzlich! »...entzückend«, antwortete Lenk. »Aber wir müssen irgendwo anders hin.«
»Und nichts, was ich sage, kann euch umstimmen, nehme ich an, sonst wärt ihr nicht zu mir gekommen.«
Ein großes gelbes Auge drehte sich zum Portal herum und betrachtete Bagagame säuerlich, während der kleinere Owauku hereinkam. Er trug ein winziges Rauchfass mit glühenden Kohlen. Er legte diese geschickt in die Wasserpfeife, und beinahe augenblicklich erfüllte der starke Geruch von würzigem Tabak den Raum, als das Wasser in dem Glasbehälter zu blubbern begann. Togu atmete so tief ein, dass es eine Ewigkeit zu dauern schien, und seine Brust blähte sich zu einer Größe auf, die für eine Kreatur seiner Größe beinahe lächerlich wirkte. Als er sprach, wurden seine Worte von einer Rauchwolke begleitet, die ihm das Aussehen einer großen Feuer speienden Bestie verlieh.
»Was in Togu die Frage auslöst, warum ihr überhaupt gekommen seid.«
Bagagame zuckte zusammen, als Togu ihn mit einer kurzen Handbewegung wegschickte, und verbeugte sich entschuldigend, während er zwischen den Gefährten hinauslief. Lenk sah ihm nach, bis er genau einen Meter vor der Tür stand, und drehte sich dann zu Togu herum.
»Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, waren wir nicht in der Lage, irgendwohin zu fahren«, erklärte er. »Wir haben erwartet,
dass ein...«, sag jetzt bloß nicht ›gedungener Söldner ‹, »... Freund uns abholen würde, aber wir haben keinerlei Anzeichen eines schwarzen Schiffes gesehen.«
»Habt Ihr eins gesehen?«, warf Kataria ein.
Togu hustete, weil er sich offenbar an etwas Rauch verschluckt hatte. Er schüttelte den Kopf und schlug sich schwach gegen seine Brust.
»Nein, nicht dass ich wüsste, nein«, erwiderte er. Er schien jedoch seine schuppigen Augenwülste nachdenklich zusammenzuziehen, jedenfalls kam Lenk das so vor. Aber das konnte auch nur der Ausdruck eines Gefühls sein, das so tief war, dass Augen von der Größe
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