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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Tage
abgehärtet worden, durch den glühend heißen Sand an der Küste, durch die Dornen im Wald und in letzter Zeit durch die zahlreichen Schluchten, die er durchmessen hatte, und in denen noch viel schärfere Steine gelegen hatten als diese hier.
    Nein, es war die Wiederholung, die endlose Monotonie all dessen, die ihn dazu trieb, seiner Frustration Ausdruck zu verleihen, wenn auch nur, um ein wenig Erholung von dem endlosen Schweigen des Waldes zu finden. Die Landschaft der Insel mochte jemand anderen erfreuen, jemand Schlichteren. Zum Beispiel ein blatthirniges, baumschnüffelndes, furzatmendes blasses Stück Dreck.
    Dieses spitzohrige Ding würde das hier genießen, dachte er. Sie mag Dreck und Bäume und Dinge, die noch schlimmer riechen als sie. Das hier würde ihren Kopf mit vielen glücklichen Gedanken füllen. Er hielt inne, holte tief Luft und grollte. Ein weiterer guter Grund, ihr Gehirn auf den Felsen zu verteilen.
    »Tatsächlich? Denkst du schon wieder über Hirne nach?«
    Die Stimme kam von vorn. Er hob den Kopf und sah zu seinem Missvergnügen den Älteren, der auf einem riesigen, runden Felsbrocken hockte. Seine Neigung, willkürlich seine Position zu verändern, beeindruckte den Drachenmann nicht mehr sonderlich.
    »Du wirst vorhersehbar, Weisester«, tadelte ihn der Ältere.
    »Darüber zermartere ich mir bereits das Hirn«, grunzte Gariath. »Und ihr Hirn wird irgendwann auf dem Boden liegen.« Er marschierte steifbeinig an dem Älteren vorbei, versuchte dessen Blick zu ignorieren. »Und zwar, sobald ich ihre Witterung wiederaufgenommen habe.«
    »Es ist schon Tage her, seit du sie das letzte Mal gerochen hast.«
    »Es ist wichtig.«
    »Warum?«
    »Weil sie mich zu Lenk führen wird.«
    »Was aus welchem Grund wichtig ist?«
    »Weil Lenk der Schlüssel dafür ist, wieder Bedeutung zu finden.«
    »Wie?«
    »Weil...« Er blieb stehen und wirbelte herum. Es überraschte ihn nicht, dass der Felsbrocken leer war, aber er knurrte trotzdem böse. »Das hast du mir selbst gesagt.« Er drehte sich herum und musterte den Älteren finster, der jetzt an der Wand der Schlucht lehnte. »Hast du mich etwa belogen?«
    »Nicht sehr, nein.« Der Geist zuckte gleichmütig mit den glänzenden Schultern. »Ich habe nur einfach gedacht, du hättest möglicherweise das Interesse daran verloren, wie die meisten Jungen es tun.«
    »Jungen sind nicht groß genug, um jemandem den Schädel einzuschlagen, Großvater.«
    »Größe steht in Beziehung zum Alter.«
    »Ganz gleich, wie alt du bist, ich bin trotzdem groß genug, um dir den Schädel einzuschlagen.«
    »Also gut, dann ist Größe für jemanden, der keinen Kopf hat, der ihm zerschmettert werden könnte, bedeutungslos, und das ist ein Vorteil, wenn man sehr alt ist.«
    »Und tot.«
    Der Ältere hob einen krallenbewehrten Finger. »Entscheidend ist, dass ich dachte, du hättest mittlerweile etwas anderes zu tun, womit du dich beschäftigen könntest.«
    »Etwas anderes ...?«
    »Etwas anderes.«
    Er erübrigte einen kurzen bösen Blick für den Älteren, bevor er sich an ihm vorbeidrängte. »Etwas anderes als einen Grund zu finden zu leben? Ich nehme an, ich könnte jederzeit sterben.« Er schnaubte. »Aber damit hatte ja jemand ein Problem.«
    »Ich meinte, einen Grund zum Leben zu finden, der nicht beinhaltet, dass man so viele Dinge töten muss. Das hast du bereits ausprobiert. Hat es dich dem Glück auch nur einen Schritt näher gebracht?«
    »Ich strebe nicht nach Glück. Ich suche nach einem Grund weiterzumachen.«
    »Die Sonne? Die Bäume? Hier ist so viel, Weisester, und alles so weit weg von den Sorgen, die dich so unglücklich gemacht haben. Ein Rhega könnte hier sehr gut leben, ohne dass es ihm an etwas mangelte und ohne irgendwelche Menschen, ganz gleich welcher Rasse.«
    »Und was soll ich tun? Dir den ganzen Tag lauschen? Nette Gespräche über das Wetter führen?«
    »Wäre das so schlimm?« Die Stimme des Älteren drang sanft in seine Ohren. »Es ist heute ein ziemlich sonniger Tag, Weisester ... Ist dir das schon aufgefallen?«
    Seine flüsternde Stimme beschwichtigte Gariaths Groll, also schnaubte er nur. »Ich habe es bemerkt.«
    »Wann hast du das letzte Mal so viel Leben um dich herum gesehen?«
    Gariath sah sich um. Der Wald war stumm. Die Bäume raschelten nicht einmal. »Hier gibt es nichts als den Tod, Großvater.«
    Er brauchte nicht hochzuschauen, weil er die finstere Miene des Älteren so deutlich spürte wie einen spitzen Stein unter

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