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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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anständige Gesellschaft zurückkehrte. Was ihr wohl nicht allzu schwerfallen würde. Sie kratzte einen roten Fleck auf ihrem Bauch. Vor allem deshalb nicht, weil das auch bedeutete, von weniger Insekten gestochen zu werden.
    Aber ihr drängte sich der besorgniserregende Verdacht auf, dass sie weit größere Schwierigkeiten mit der zweiten Eigenschaft hatte, die sie an ihnen so beneidenswert fand: die vollkommene Zuversicht, die sie in ihren Glauben setzten. Asper hatte sich schon oft gefragt, warum Leute mit ganz offenbar höchst primitiven Vorstellungen von Haushaltung und Hygiene so sicher in ihrem heidnischen Glauben wurzeln konnten.
    In letzter Zeit jedoch fragte sie sich auch, was sie hatten, das ihr fehlte.
    Vielleicht ermöglichte ihr ja gerade ihr eigener Glaube diese einzigartige Position, überhaupt zu diesem Schluss zu
gelangen. Das Credo der Talaniten lautete zu heilen, unabhängig von ideologischen Unterschieden. Die seltenen Versuche, barbarische Rassen von ihren oberflächlichen, falschen Göttern zu befreien, wurden im Großen und Ganzen von den erheblich militanteren Glaubensrichtungen der Daeoniten und Galatauren unternommen. Von diesen Versuchen hatte sie zumeist nur die grausamen Nachwirkungen erlebt: die zerfetzten Körper von Shict, Tulwar oder Couthi oder wer sonst sich geweigert hatte, seinen Göttern abzuschwören und sich dafür entschieden hatte, sich den Missionaren entgegenzustellen. Zumeist hatte sich Aspers Anteilnahme darauf beschränkt, ein kurzes Gebet und eine stille Trauerklage für sie zu sprechen wegen der Sinnlosigkeit eines Todes im Namen eines Glaubens, der für sie einfach nicht sinnvoll war.
    Und du, rief sie sich ins Gedächtnis, betest die Sonne an. Auf den ersten Blick dürfte das ziemlich albern wirken. Sie seufzte, während sie sich fragte, ob sich diese barbarischen Rassen jemals dieselbe Frage gestellt hatten. Denkt Kataria jemals darüber nach? Sie sieht nicht so aus, als würde sie es tun ... andererseits sieht sie auch nicht so aus, als würde sie auf irgendetwas anderes Aufmerksamkeit verschwenden als auf Nahrung und ... Lenk.
    Sie verfluchte sich sofort, weil sie seinen Namen gedacht hatte. Mit seinem Namen kam sofort die Erinnerung zurück. Wie ein Fluss strömte sie von seinem Namen zu dieser Nacht, in der Kataria den Bewusstlosen in die Hütte geschleppt hatte. Und trotz der Häufigkeit, mit der sie auftauchte, wurde diese Erinnerung nicht leichter zu verdauen. Ihr Herz schlug jedes Mal schneller, wenn sie daran dachte.
    Es war in ihr Gedächtnis eingebrannt, und die Hitze der Erinnerung war ebenso intensiv wie jene, die in dieser Nacht durch ihren Arm geströmt war.
    Komisch, sie hatte ihren Arm fast vergessen, jedenfalls einen Moment lang. Und ebenso hatte sie die Nacht davor fast vergessen, als sie dieses Gesicht unter der Kapuze und das skeletthafte Grinsen gesehen hatte, und ihr Arm aufgeflammt war, während sie verwirrt mitten zwischen intelligenten
Reptilien aufgewacht war. Sie hatte kaum an etwas anderes denken können.
    Selbstverständlich hatte er das alles vollkommen verändert.
    Natürlich war sie neben ihm auf die Knie gefallen, hatte mit ihren geübten Händen seinen Körper abgetastet, nach Wunden gesucht, nach gebrochenen Knochen, nach Fieber. In dem Augenblick hatte sie alles ignoriert: Katarias lautstarke Forderungen, Denaos’ abwägenden Blick, das unverständliche Gebrabbel der Owauku. In dem Augenblick war nur ihr Patient wichtig gewesen, ihr Gefährte. In einem solchen Moment konnte sie alles andere ignorieren.
    Bis auf ihren Arm.
    Sie war viel zu sehr daran gewöhnt, an den Schmerz, das Brennen. Sie fühlte es kommen, spürte, wie er sich anspannte, nahm die Gier unter ihrer Haut wahr. Sie hatte den Schrei, der sich ihr entrungen hatte, raffiniert kaschiert, den Schmerz unter einem Befehl verborgen, der alle anderen hinausschickte. Möglicherweise hatten sie bei dem zweiten und dritten Schrei Verdacht geschöpft, Schreie, die viel zu schrill waren, als dass es sich um Befehle hätte handeln können.
    Aber sie waren gegangen, hatten sie allein gelassen.
    Mit ihm.
    Der Arm war vielleicht einfach nur gnädig gewesen, als er mit seinem Ausbruch darauf gewartet hatte, bis die anderen verschwunden waren. Oder aber er hatte sich nicht mehr zurückhalten können. Der Grund war ihr genauso wenig wichtig wie in jener Nacht. Wenn sie nur daran dachte, weckte das schon entsetzliche Furcht in ihr, so wie es damals entsetzlichen Schmerz erzeugt

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