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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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willst?«
    Ihr kam das wie eine angemessene Frage vor. Ihr Arm hatte nie jemanden so unfehlbar gesucht wie Lenk. Natürlich antwortete ihr Arm nicht, ob die Frage nun angemessen sein mochte oder nicht. Vielleicht hatte er diese Frage schon einmal gehört. Oder aber sie stellte nicht die richtige Frage. Sie runzelte die Stirn, als ihr ein neuer Gedanke kam.
    »Wer hat dich geschickt?« Sie hob ihre Hand zur Sonne empor, als würde das Licht sich endlich herablassen, ihr eine Antwort zu geben, die Antwort, nach der sie all die Jahre verlangt hatte, indem sie durch die Haut ihres Arms schien und seinen Zweck transparent machte. »Warum willst du ausgerechnet ihn? Was hat er dir ...?«
    Sie erinnerte sich an seine Augen, seine Stimme, seinen eisigen Griff.
    »Hat er ...?«, flüsterte sie. »Verdient er es? Sollte er sterben?«
    Sie spürte einen Windhauch, die Wolken rissen auf, Zweige wurden geteilt. Die Sonne schien mit stärkerer Intensität als zuvor und richtete ihr großes goldenes Auge direkt auf sie. Sie keuchte und starrte das Auge an, ohne zu blinzeln.
    »Ist es das?«, flüsterte sie. »Ist das die Antwort? Ist es das, was ich mit diesem Arm machen soll?« Sie biss sich auf die Unterlippe, um das Zittern zu unterdrücken, das sich rasch über ihren ganzen Körper ausbreitete, als sie den Kopf hob. Ihre Stimme klang schrill. »Bitte, ich möchte doch nur...«
    Ein Schatten fiel über sie, das Licht erlosch. Sie blinzelte. Riesige grüne Kreise und helle weiße Spitzen füllten ihr Gesichtsfeld aus, wurden schmaler und formten sich zu einem
schrecklichen Umriss, während herabhängende, fettige gelbe Haarsträhnen ihre Haut kitzelten.
    Sie erkannte Kataria zu spät. Viel zu spät, um nicht zu erschrecken, und viel zu spät, um der Stirn der Shict auszuweichen, die mit einem lauten Krachen auf ihrer landete. Asper schrie auf, umklammerte ihre schmerzende Stirn und versuchte wegzukriechen. Dann setzte sie sich auf den Hintern und starrte die Shict an, wie erstarrt in einem Zustand zwischen Schock und Wut.
    Kataria schien sich mit einem harten, aufreizenden Grinsen zu begnügen.
    »He«, sagte sie.
    »Warum hast du das gemacht?«, schrie Asper sie an.
    »Was habe ich gemacht?«
    »Du hast mir einen Kopfstoß gegeben!«
    »Ach das, ja. Du sahst so weggetreten aus.«
    Asper sah sie eindringlich an. »Wie ... wieso erklärt das...?«
    »Willst du jetzt noch lange darauf herumhacken, oder soll ich dir das Geschenk überreichen, das ich dir mitgebracht habe?«
    »Was?«
    Die Frage genügte offenbar als Einladung, jedenfalls reagierte die Shict. Sie riss ihren Arm nach vorne und schleuderte einen braunen Körper mit mehreren Gliedmaßen in Aspers Schoß. Die Priesterin blickte entsetzt auf das Gohmn; es war deshalb so braun, weil es offensichtlich gekocht und mit etwas paniert worden war, dessen Herkunft sie auf gar keinen Fall erfahren wollte.
    Stattdessen runzelte sie nur die Stirn, und ihr Ekel verstärkte sich noch, als die Shict einen noch mit Fühlern besetzten Kakerlakenschenkel zum Mund führte und einen Bissen davon abriss.
    »Schmeckt wie Rehbraten«, erklärte sie grinsend. Ihre Zähne hoben sich weiß von dem braunen Fett um ihren Mund ab. »Nur ein bisschen kakerlakiger.«
    »Ich ...« Verschwinde, könnte ich sagen, dachte Asper, oder ›ich bin wütend‹, oder ›ich werde dich gleich erwürgen‹. »...bin nicht hungrig.«
    »Du solltest essen, so lange du kannst«, antwortete Kataria. »Du kannst nicht wissen, wie sehr du paniertes Ungezieferfleisch vermissen wirst, wenn wir auf dem Boot sind und es keinen Platz mehr dafür gibt.«
    »Es gibt ein Boot?« Asper riss die Augen auf. »Sebast! Geht es ihm gut? Ist er also endlich gekommen?«
    »Nein, nein.« Kataria schüttelte den Kopf. »Togu leiht uns ein Boot, damit wir zum Festland zurückkönnen ... das heißt, eigentlich schenkt er uns eines, da wir es ihm ja aus naheliegenden Gründen nicht wiedergeben können. Wir stechen morgen in See, sagt Lenk, nach der Feier heute Nacht.«
    »Es gibt eine Feier?«
    »Ich nehme an, es ist eine Abschiedsfeier. Togu hat darauf bestanden, also sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es weniger Ärger macht, wenn wir uns heute Nacht betrinken und morgen über die Reling kotzen, als heute darüber zu streiten.«
    »Wie ... erfreulich.« Asper erbleichte. »Warum war er denn so hartnäckig?«
    »Bedürftigkeit? Einsamkeit? Oder das starke Verlangen, halb bekleidete rosa Haut zu sehen statt halb bekleideter

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