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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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mit.
    »Sollte ich das nicht?« Er sah sie an.
    »Hat es dich denn gar nicht verwirrt ... was da gerade passiert ist?«
    »Ein besoffener Rüpel verhält sich besoffen und rüpelhaft«, erwiderte der Jüngling gleichgültig. »Morgen wird er mit Kopfschmerzen und dem verzweifelten Wunsch aufwachen, dass wir alle vergessen, was er heute Nacht gesagt hat. Kurz danach werden wir wieder seine schneidenden Bemerkungen, seinen Zynismus und seinen Sarkasmus zu hören bekommen, bis seine Neurose ihn dazu zwingt, erneut zu versuchen, sich zu ertränken.« Er warf einen Blick über die Schulter der Priesterin. »Wo wir gerade davon reden ...«
    Sie folgte seinem Blick zu einer Pfütze hinter ihnen, die von einem kleineren Rinnsal gespeist wurde. Ein Owauku lag nahezu ohnmächtig darin, mit dem Gesicht nach unten, und die Luftblasen, die aus seinem Mund drangen, wurden immer weniger. Sie wollte aufstehen und der Kreatur helfen, aber Dreadaeleons Lippen waren schneller. Er murmelte ein fremdartiges Wort, der Echsenmann wurde von einer unsichtbaren Kraft umgedreht und ohne viel Federlesens auf den Rücken gewuchtet. Offenbar hatte er von der Grobheit dieser Bewegung nichts bemerkt, denn er starrte mit glasigen Augen, sofern Augen von der Größe von Pampelmusen glasig sein konnten, in den Himmel und grinste.
    »Oh Vetter«, lallte er und entblößte vom Schnaps verfärbte Zähne, »heute Nacht liebt mich jemand.«
    Sie lächelte den Jüngling unwillkürlich an. »Das war sehr nett von dir.«
    »Ach ja?« Er wirkte ein wenig überrascht. »Ja, vermutlich war es das.«
    »Ich dachte immer, Magier würden keine Macht verschwenden.«
    »Na ja, sehr wahrscheinlich wäre er gestorben.« Dreadaeleon rieb sich den Nacken. »Ich nehme an, wir hätten ihn auch mit den Händen aus der Pfütze ziehen können, aber möglicherweise hätte er dann eine Menge Wasser inhaliert,
und Ihr hättet Euch gezwungen gefühlt, ihm den Kuss des Lebens zu geben und ...«
    »Ah.« Sie lachte. »Wie edel von dir, mich davor zu bewahren, eine Echse zu küssen.« Ihr Lachen verklang, aber sie lächelte, während sie ihn forschend betrachtete. »Woher wusstest du das?«
    »Ich nehme an, dass es die Sache wert war, Euch zu ersparen, ihn wiederzubeleben und ...«
    »Nein, woher weißt du so etwas?«, unterbrach sie ihn. »Wie kannst du dir immer so sicher sein?«
    »Was?« Er sah sie verdattert an. »Ich bin nicht sicher, ob ich...«
    »Doch«, widersprach sie, »das bist du immer. Du warst sicher, dass du uns ans Ufer bringen konntest, als das Boot zerstört wurde, du weißt, dass es Denaos gut gehen wird, und du wusstest, dass du diese Echse retten musstest ... woher?«
    Er betrachtete sie aufmerksam, und plötzlich wurde ihr klar, dass ihr Gesicht das seine spiegelte; irgendwie hatte sich ihre Miene von lächelnder Neugier in sorgfältige Musterung geändert. Seine Stimme jedoch klang nicht annähernd so unsicher wie ihre.
    »Warum«, erkundigte er sich, »wollt Ihr das wissen?«
    »Weil ich mir nicht sicher bin«, platzte sie heraus. Die Antwort kam ihr unwillkürlich über die Lippen. »Ich bin mir schon sehr lange nicht mehr sicher gewesen.« Sie senkte ihren Blick auf den Boden. »Das war nicht immer so. Ich war auch einmal zuversichtlich, weil die Götter ja alles wussten, und ich mich damit zufriedengegeben habe.«
    »Ich weiß, dass Ihr das nicht gern hört«, gab Dreadaeleon zurück, »aber ich glaube nicht, dass Ihr irgendeine Antwort bei den Göttern findet. Und ich glaube außerdem auch nicht, dass irgendjemand das irgendwann einmal getan hat.«
    Sie hätte wütend werden, sich zumindest beleidigt fühlen sollen. Stattdessen sah sie ihn mit gerunzelter Stirn an. »Wann ist dir das zum ersten Mal klar geworden?«
    »Was?«
    »Dass du nicht an die Götter glaubst?«
    »Ah«, gab er zurück. Jetzt starrte er auf den Boden. »Es war ein Jahr, nachdem ich ins Venarium kam. Ich war etwa elf Jahre alt, und meine Eltern hatten sich von mir verabschiedet, als ich zehn war.« Er seufzte. »Sie waren Karnerianer, die nach Muraska eingewandert waren, und glühende Anhänger von Daeon.«
    »Dem Eroberer«, sagte sie.
    »Allerdings. Sie haben mich in dem Glauben erzogen, dass ihr gehörnter Gott eines Tages vom Himmel herabsteigen, die Sainiten unterjochen und die bestialischen Rassen vernichten würde. Danach würde er ein Zeitalter des Fortschritts für die Menschheit einläuten. Als ich zufälligerweise meine Macht entdeckte ... ich habe aus Versehen mein

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