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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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eine gesunde Mischung aus Wut und Staunen über diese Beleidigung an den Tag zu legen. Und Asper fühlte kurz den Drang, Denaos zu fragen, woher dieses plötzliche Interesse an der Blase des Jünglings kam. Doch etwas anderes an dem Assassinen lenkte ihre Aufmerksamkeit ab.
    Er hatte schon bei ihrem ersten Treffen unmissverständlich klargemacht, dass Schnaps der zweite Punkt auf seiner Liste von Vorlieben war, unmittelbar hinter seiner Liebe zu billigen Hetären und dicht gefolgt von Porträts teurer Kurtisanen. Er hatte keine Mühe gescheut, ihr zu erklären, dass man sich niemals hetzen lassen durfte, wenn man eines davon genoss.
    Deshalb gab es Asper zu denken, als sie jetzt sah, wie er sich mit einer derartig rücksichtslosen Verzweiflung betrank.
    »Warum trinkst du eigentlich so viel?«, erkundigte sie sich.
Die Schnelligkeit, mit der er sich zu ihr herumdrehte, um sie anzusehen, war nicht halb so erschreckend wie sein Gesichtsausdruck. Es dauerte nur einen Atemzug, aber Asper erkannte es ganz deutlich; es war dasselbe Erschlaffen seines Kiefers, dieselbe subtile Tiefe in seinen Augen, wie sie es schon einmal bemerkt hatte.
    Und dann, schneller noch, war der Ausdruck wieder verschwunden, wurde von einem Grinsen vertrieben, das viel zu anzüglich war, um einen von ihnen beiden überzeugen zu können.
    »Es ist eine Feier, oder etwa nicht?« Er lachte wenig überzeugend. »Wer hat keinen Spaß auf einer Feier? Abgesehen von dir, meine ich?«
    »Ich habe deshalb keinen Spaß, weil ich brutal angegriffen wurde und von Trunkenbolden umringt bin«, sie unterbrach sich kurz, um einem taumelnden, um sich schlagenden und laut keckernden Owauku auszuweichen, »und zwar verschiedenster Größen und Farbschattierungen.«
    »Vielleicht solltest du es auch einmal versuchen?«, schlug er vor. »Ich meine, es wird nicht mehr lange dauern, bis du wieder in kalten Tempeln herumhockst, schale Schwüre rezitierst und dich selbst auspeitschst, wann immer du etwas auch nur halbwegs Amüsantes denkst. Dies hier ist vielleicht deine letzte Chance, etwas wirklich Interessantes zu tun.«
    »Warte, was?« Draedaeleon warf Asper einen unverkennbar besorgten Blick zu. »Ihr verlasst uns?«
    »Was wird deiner Meinung nach sonst passieren, wenn wir das Festland erreicht haben?«, kam Denaos der Priesterin mit seiner Antwort zuvor.
    »Ich weiß nicht ... vielleicht suchen wir ja eine neue Arbeit oder so etwas?«, gab Dreadaeleon zurück. »So etwas machen Abenteurer doch, stimmt’s?«
    »Abenteurer ergreifen jede Gelegenheit, die sich ihnen bietet«, erwiderte der Assassine verächtlich. »Und angesichts dessen, dass nur einer von uns die Möglichkeit und den entsprechenden Ruf hat, wieder in die anständige Gesellschaft
zurückzukehren, warum sollte sie da diese Möglichkeit nicht ergreifen?«
    Asper antwortete nicht, sondern betrachtete den Assassinen forschend. Es lag ein Ausdruck in seinen Augen, ein Zittern, das er hinter seinen schneidenden Bemerkungen und Sarkasmen verstecken wollte, die er unaufhörlich von sich gab. Es war, als wäre dieser winzige Riss in seiner Maske größer geworden, in seine Stimme eingedrungen und brächte etwas Grässliches, Verzweifeltes darunter zum Vorschein.
    »Und was«, fragte sie leise, »wirst du tun, wenn wir uns trennen, Denaos?«
    Sie hatte nicht erwartet, dass er sie in dem Lärm der Trommeln und des Geschreis, das von den Felswänden der Schlucht zurückgeworfen wurde, überhaupt hörte. Doch sein Gesichtsausdruck machte unverkennbar klar, dass er sie verstanden hatte. Seine Fassade bekam keine Risse, sondern fiel in einem einzigen großen, bleichen Stück herunter, entblößte einen wilden Blick und ein von Schlafmangel gezeichnetes Gesicht.
    Er starrte sie an, vollkommen unbewegt, als wüsste er nicht genau, ob er nach Worten oder einem Messer suchen sollte.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er schließlich.
    Seine Worte trieben im Rauch der Feuer davon, wurden vom Wind der Nacht verweht. Und auch er verschwand, drehte sich herum und bahnte sich taumelnd einen Weg durch die grün geschuppte Jubelfeier. Sie sah ihm einfach nur nach.
    Mitten in den chaotischen Feierlichkeiten und dem allgemeinen Besäufnis fiel ihr Draedaeleons Gleichgültigkeit umso stärker auf. Als sie seine kalte Miene und die verschränkten Arme sah, bemerkte sie plötzlich, dass sie die Stirn gerunzelt hatte und ihr Mund offen stand.
    »Du siehst sehr ruhig aus.« Eine Spur von Neid schwang in ihrer Stimme

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