Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
wurde. »Deshalb weiß ich, welchem Schicksal du diese Menschen überantwortest. Ich habe gesehen, was mit meinem Volk auf Komga geschah. Ich werde nicht zusehen, wie du andere Kreaturen demselben Schicksal auslieferst.«
    »Du hast vor, dem Einhalt zu gebieten?« Grünhaars Stimme enthielt den melodischen Hauch einer Drohung.
    Hongwe knurrte etwas. »Es ist dein Volk, Togu. Ich kann dich nur bitten, die schurkische Dummheit in diesem Plan zu erkennen.«
    Dreadaeleon achtete nicht mehr auf das Zischen des Erbrochenen auf dem Sand oder den stechenden Schmerz in seinem Bauch. Er hielt den Atem an und lauschte angespannt auf das lange Schweigen, das den Worten Hongwes folgte. Unten im Tal wurden das Geräusch der Trommeln und der Lärm der Feiernden schwächer. In der einkehrenden Ruhe hörte Draedaeleon förmlich, wie sich die Brust des Königs unter seinem tiefen Seufzer hob und senkte.
    »Ich tue das, was für mein Volk am besten ist. Unternimm
alles, was erforderlich ist, damit die Menschen den Langgesichtern übergeben werden können.«
    Draedaeleon drehte sich um und unterdrückte einen Schrei, als er in sein brodelndes Erbrochenes trat. Er zog den Fuß hinter sich her, als er, so schnell es ihm sein verkrampfter Körper erlaubte, ins Tal rannte. Er zwang sich, den Schmerz zu ignorieren, der ihn wie eiserne Stacheln durchbohrte. Er musste nach unten, seine Gefährten warnen, oder zumindest eine von ihnen.
    Er prallte plötzlich mit einer nackten Brust zusammen und blickte stirnrunzelnd hoch. Das war zwar nicht der Gefährte, auf den er gehofft hatte, aber trotzdem ...
    »Denaos!«, stieß er keuchend hervor, »wir müssen uns verstecken. Togu, er hat...«
    »Wen kümmert’s?« Der Assassine lachte und stieß taumelnd eine stinkende Atemwolke aus. »Wer gibt einen fliegenden Misthaufen darauf, was noch alles passiert?«
    Draedaeleon wusste nicht genau, wie viel Denaos getrunken hatte, um so vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren, aber es kümmerte ihn auch nicht. Sein einziges Ziel war jetzt, Togu und seine Mitverschwörer aufzuhalten, wenn sie auftauchten. Folglich verschwendete Draedaeleon keine Worte mehr und versuchte sich an dem Assassinen vorbeizudrängen. Aber ein langer Arm versperrte ihm den Weg.
    »Du begreifst nicht, was los ist, hab ich recht?« Denaos lachte. »Du bist gar nicht so schlau, wie du geglaubt hast, was? Verstehst nicht, dass wir alle verdammt sind, wenn Asper uns nicht folgt, wenn die Götter nicht auf unserer Seite stehen.«
    »Niemand wird niemandem nirgendwohin folgen, wenn du mir nicht aus dem Weg gehst«, knurrte Dreadaeleon. »Die Langgesichter sind ...«
    »Ich sagte, wen kümmert’s?« Denaos unterstrich diese Frage mit einem rechten Haken, der den Jüngling zu Boden schleuderte. »Mach dir nichts draus, Dread. Dafür werde ich meine Strafe bekommen. Dafür und für verteufelt viel mehr.«
Er hob die Hand und deutete auf seine Augen, die nicht mehr nur eingesunken waren, sondern mittlerweile fiebernd in tiefen Höhlen glühten. »Ich kann nicht... es gelingt mir einfach nicht aufzuhören, sie zu sehen. Das Flüstern hört nicht auf. Ich dachte, es wäre der Dämon, aber ... es ist etwas in mir. Etwas, was ich getan habe, verstehst du das nicht?«
    »Nein, und es interessiert mich auch nicht.« Draedaeleons Worte klangen weinerlich, als er sich wieder aufrappelte. »Ich ... es fällt mir schwer, mich zu bewegen, Denaos. Du musst runtergehen und die anderen warnen, ihnen sagen, dass...«
    »Das ist nicht wichtig«, fiel Denaos ihm ins Wort. »Asper verschwindet. Sie sollte sich meine Sünden anhören, mir sagen, dass alles in Ordnung wäre, aber jetzt noch nicht, nicht jetzt. Und nun wird sie mir niemals mehr verzeihen. Ebenso wenig wie die da oben.« Er deutete zum Himmel. »Was jetzt passiert, ist nur ... ist einfach nur ...«
    Als seine Worte erstarben, hörten sie die Musik, die sie durchströmte. Draedaeleon erkannte das Lied der Sirene sofort, während Denaos nicht darauf achtete. Der eine presste sich die Hände auf die Ohren; der andere brach auf der Erde zusammen. Dreadaeleon betrachtete seinen am Boden liegenden Gefährten, bis er jemanden neben sich spürte und den Kopf hob.
    Grünhaars fremdartige Miene sollte offensichtlich gleichgültig wirken, um das Mitgefühl in ihren Augen zu kaschieren, jedoch vergeblich. Dreadaeleon warf ihr einen Blick zu, in den er all die Flüche und das Gift zu legen versuchte, die ihm nicht über die Lippen kommen wollten.

Weitere Kostenlose Bücher