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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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vermutete jedenfalls, dass es Wut war, weil er nicht die Fähigkeit besaß, die Emotionen eines Langgesichts zu entschlüsseln. Wie Denaos im Angesicht dieser Fratze ruhig bleiben konnte, war ebenfalls ein Mysterium. Lenk war daran gewöhnt, dass Denaos eine hinterhältige, verstohlene Kreatur war und kein Mann, der ohne mit der Wimper zu zucken einen Berg aus bebenden Muskeln und Eisen anstarrte.
    Der Anblick war jedenfalls so beeindruckend, dass Lenk sich vermutlich immer so an den Assassinen erinnern würde, und ihn nicht als den Haufen von zitternden roten Fleischbrocken im Gedächtnis behalten würde, in den er zweifellos gleich verwandelt werden würde.
    »Du hast mich mit einem Messer durchbohrt«, sie kreischte fast, und in ihrer Stimme kochte noch etwas anderes als Wut.
    »Das ist mein Beruf«, antwortete er, ohne zu blinzeln.
    Dass er daraufhin erneut zu Boden geschleudert wurde, hatte Lenk erwartet. Dass das Langgesicht den Fuß hob, ebenfalls. Dass Xhai jedoch über den Assassinen hinwegstieg und zu den anderen Niederlingen ging, statt den Fuß in einer Gischt aus Knochenscherben und Hirnspritzern heruntersausen zu lassen, verblüffte ihn.
    »Holt mir meine Abschaumstampfer!«, brüllte sie die Langgesichter an. »Die mit den Stacheln!«
    Ah. Das klang schon besser.
    »Denaos«, grunzte er.
    »Oh, mir geht es fantastisch, danke der Nachfrage«, erwiderte Denaos stöhnend. »Wie? Du hast gar nicht gefragt? Nein. Warum auch? Mir werden gleich meine Eingeweide aus dem Leib gestampft, aber du Armer musst auf dem kalten, harten Boden sitzen. Wie hältst du das nur durch, Lenk?«
    Lenk hatte keine Zeit, auf dieses Spielchen einzugehen, und stellte hastig seine Frage. »Wo sind sie?«
    »Ganz offensichtlich hat er das nicht gesehen«, antwortete Draedaeleon anstelle des Assassinen. »Falls er betrunken genug gewesen sein sollte, um überhaupt so etwas wie Mitgefühl zu fühlen, hat er jedenfalls nichts gesehen außer der Pfütze seines eigenen Erbrochenen, bevor er ohnmächtig geworden ist.«
    »Ich hatte leider nicht genug Zeit, um auch nur etwas annähernd so Befriedigendes zu tun, bevor dieses Seeflittchen mich flachgelegt hat«, grunzte Denaos.
    Lenk blinzelte, als ihm der Nachhall eines verklingenden Liedes ins Gedächtnis kam. Die Sirene , dachte er. Grünhaar. Sie ist dafür verantwortlich? Sie hat mich zur Strecke gebracht?
    »Sie hat es versucht. « Die Stimme kicherte boshaft. »Hat sie aber nicht geschafft. Um dich außer Gefecht zu setzen, bedurfte es Eisen und Fäuste.«
    »Wahrscheinlich hat sie die anderen ebenfalls erledigt«, murmelte Denaos. »Gott sei Dank hatten wir jemanden unter uns, der ihnen aus dem Handgelenk mit Blitzen Feuer unter dem Hintern hätte machen können, und der nicht das Geringste unternommen hat! «
    »Als wenn das meine Schuld wäre«, schnarrte Draedaeleon. Ich war genauso machtlos wie du!«
    »Du kannst nicht gleichzeitig Feuer pissen und machtlos sein!«
    »Du solltest doch nicht darüber reden! Du hast gesagt, du würdest es nicht tun!«
    »Oh nein! Denaos hat gelogen? Tatsächlich?« Der Assassine keuchte und verdrehte die Augen. »Kann das denn immer noch jemanden überraschen?«
    Der Jüngling antwortete, schrill und jammernd. Lenk hörte, wie Denaos eine Erwiderung grollte. Er sah, dass die Langgesichter sie besorgt beobachteten, während sie sich mit Schleifsteinen über ihre stumpfen Schwerter hermachten. Er spürte Togus Gegenwart, den Atem, der aus einer bebenden
Kehle drang, die förmlich darum bettelte, aufgeschlitzt zu werden. Er wusste, dass er verraten worden war, dass er sehr wahrscheinlich schon sehr bald und sehr grausam getötet werden würde.
    Irgendwie jedoch kam ihm das plötzlich so ... unbedeutend vor.
    »Ich habe keine Angst«, flüsterte er. Einer der beiden Gefangenen neben ihm antwortete etwas darauf, aber er ignorierte sie beide. »Warum?«
    »Furcht ist nutzlos für uns. Sie ist anderen ... Kreaturen vorbehalten. Nicht uns.«
    »Aber ich bin besorgt ... ihretwegen.«
    »Das ist ebenfalls nutzlos.«
    »Ich wünschte, ich wüsste, ob sie in Sicherheit ist.«
    »Warum?«
    »Ich habe Dinge ... unbefriedigend hinterlassen.«
    »Befriedigung ist wichtig.«
    »Ich muss sie in Sicherheit bringen.«
    »Sie empfindet keineswegs ebenso.«
    »Das weißt du?«
    »Ja.«
    »Du kannst sie spüren?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du es dann?«
    »Es ist zwangsläufig so.«
    »Ich... ich muss ...«
    »Wir müssen nicht.«
    Er hatte der Stimme nichts mehr

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