Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
vor Schmerz das Gesicht. »Heiß kalt kalt heiß. Warum hört es nicht auf? «
Lenk spürte es ebenfalls; nicht den Wind, aber die Blätter, die ihn aufnahmen, den Duft von Rauch, die Feuchtigkeit, die er mitbrachte. Ein Makel, einer, der ihm vertraut war.
»Ein Dämon?«
»Ihr Diener. «
»Ulbecetonth?«
»Ihr Feind.«
»Unser Freund?«
Er wusste die Antwort, als er den Schatten auf dem Wasser sah.
Er erkannte ein Schiff, das durch das Wasser zum Strand pflügte, ohne Ruder, ohne Segel, ohne irgendeine sichtbare Quelle, die es bewegte. Im Bug stand eine Säule aus gedämpftem Licht. Ein Mann, groß und schwarz, gekrönt von drei rot leuchtenden Punkten, Feuer auf Schatten auf Schatten.
Er.
Das Schiff stoppte sanft, fast ohne den Sand zu berühren. Die Gestalt winkte mit der Hand, schickte alle fort, verlangte alles. Alles gehorchte.
Die Niederlinge wichen zurück. Die Erde erbebte; der Sand zog sich zusammen, glättete sich, richtete sich für ihn
her, erhob sich zu einer perfekten Treppe. Sein Fuß berührte die Stufe ohne jedes Geräusch, und die Niederlinge hielten die Luft an, wagten kaum, den Namen zu äußern.
»Meister«, murmelten sie.
»Sheraptus«, sagte Togu und verstummte, als die Gestalt die Treppe hinabstieg und ihn betrachtete.
Die drei roten Lichter schwankten vor und zurück, winzige Feuer in einem Heiligenschein aus Schwarz, der sich um eine hohe purpurne Stirn wand. Sein Seufzer drang über zwei dünne purpurne Lippen. Langes, seidenes weißes Haar reichte bis auf dünne, schmale Schultern. Die Meere schwiegen, die Himmel verstummten; die Welt hielt den Atem an, aus Furcht, ihn zu verärgern.
»Und alles, was mich grüßt ...«, seine flüsternde Stimme klang ruhig und düster, »ist Tod.
Ich habe den Tod schon gesehen.« Er neigte den Kopf und blickte zum fernen Wald. »Aber in meinem Land, Togu, habe ich nie etwas Grünes gesehen. Keine Flüsse und blauen Himmel, keine Vögel und Insekten, keine Regenwolken...« Er schüttelte den Kopf. »Und du empfängst mich im Dunkeln, in einer klaren Nacht auf einem Strand, schwer von Tod. Tod habe ich schon gesehen.«
Zwei Augen öffneten sich. Hell. Rot. Wild.
»Ich werde mehr davon sehen.«
Die Stimme war träge, geschmeidig, und die Drohung, die darin lag, verebbte, nachdem die Worte über seine Lippen gekommen waren, war scheinbar verschwendet. Vielmehr unnötig, sagte sich Lenk. Der Mann selbst strahlte etwas Drohendes aus, etwas, das weit über die schwarze Robe hinausging, die glühenden roten Juwelen und die schwarze Krone um seine Stirn.
»Macht ...«, flüsterte Draedaeleon schmerzerfüllt. »Sie leckt förmlich aus ihm heraus.«
Magie, vielleicht, dachte Lenk. Das war nicht schwer zu erraten, vor allem, weil die charakteristischen roten Feuer, welche in den Augen eines Hexers aufflammten, ständig in
seinem Blick zu brennen schienen. Doch was Lenk spürte, war keine Magie. Es war der unsichtbare, reglose Hauch um ihn herum, der geruchlose Gestank.
Der Makel, der sowohl für Lenk als auch für die Kreatur in seinem Kopf viel zu deutlich war.
»Wittere es «, murmelte die Stimme. »Er hat viele getötet. Dämonen, Sterbliche ... Kinder, Mütter ... er hat sie leiden sehen; er hat ihren Schmerz aufgeleckt.« Die Stimme veränderte sich, wurde hart und starr. »Das wird er erneut tun, wenn wir unsere Pflicht nicht erfüllen. «
»Wer ...?«, erkundigte sich Lenk. »Wessen Schmerz?«
Ein kalter Seufzer. Ein warmer Seufzer. Zwei Antworten.
»Das weißt du.«
»Wo ist es?«
Das war eine andere Stimme, weder warm noch heiß, dafür voller Langeweile und Hass. Er. Sheraptus.
Togu gab sich nicht die Blöße, auf seine Frage trotzig zu reagieren oder sie als etwas anderes als das zu interpretieren, was sie war: eine Forderung. Er warf einen Blick über die Schulter und stieß ein Wort in seiner Sprache aus. Hinter einem aufrecht stehenden Fischschädel tauchte ein Quartett von Owauku auf. Sie trugen eine hölzerne Sänfte auf ihren Schultern. Bagagame, offensichtlich mit einem dicken Kopf und verquollenen Augen von der Feier, ging voran.
Sie gingen an Lenk vorbei, ohne ihn anzusehen. Er achtete nicht auf sie, sondern betrachtete stattdessen die Gegenstände, die auf der hölzernen Plattform aufgehäuft waren. All seine Habseligkeiten und die seiner Gefährten. Er sah Denaos’ Messer, Aspers Anhänger, Katarias Bogen. Sein Schwert lag ebenfalls dort; vermutlich hätte ihn das ärgern sollen. Ebenso wie es ihn hätte
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