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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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getötet«, erwiderte eine schnarrende Stimme. »Dafür lohnt es nicht zu töten.« Ein finsteres Lachen übertönte das Geräusch von Eisen, das aus einer Scheide gezogen wurde. »Andererseits ...«
    Das Geräusch von knirschendem Metall lenkte seine Aufmerksamkeit
auf das Ufer. Dort hatten sich Langgesichter versammelt, in einer Traube aus Eisen und purpurner Haut. Einige von ihnen beobachteten Lenk, andere zogen ein Boot ans Ufer, das aus schwarzem Holz gezimmert war. Eine trat aus der Menge und musterte Lenk finster, ein Schwert in der Hand. Sie wurde jedoch von einem eisernen Handschuh aufgehalten, der unvermittelt gegen ihr Kinn krachte. Sie stolperte und trat wieder zu den anderen zurück, eingeschüchtert von der finsteren Miene einer größeren Frau.
    »Niemand tötet niemanden«, knurrte die große Frau, »bis der Meister es sagt.«
    Ein kollektiver Seufzer der Enttäuschung entrang sich den versammelten Frauen, einschließlich der, die neben Lenk stand. Sie verlor schlagartig das Interesse an ihm und trat wieder in die Gruppe der anderen zurück. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf diese Frauen, aber er konnte seinen Blick nicht fokussieren. Seine Augen verdrehten sich in ihren Höhlen, als versuchten sie verzweifelt, sich in seinem Schädel zu verkriechen und ihn wieder ins tröstliche Dunkel zu stürzen.
    Er wäre ihrem Wunsch gern gefolgt, während er den Kopf auf einem Hals drehte, der sich wie Gummi anfühlte. Sein Blick streifte über den Strand. Seine Augen vor dem Anblick zu verschließen, der sich ihm dort bot, war vollkommen unmöglich.
    Hätten die Skelette noch Lärm machen können, hätten sie vermutlich geschrien. Ihre Mäuler waren weit aufgerissen, die knochigen Kiefer ragten zum Himmel empor, und ihre riesigen schwarzen Augenhöhlen waren leer. Außerdem , sagte sich Lenk, hätten die Schreie, die diese gigantischen Mäuler ausgestoßen hätten, die Erde erschüttert.
    Sie lagen zu Dutzenden am Strand, titanische Hügel aus gewaltigen Wirbelsäulen und ausgestreckten Krallen, die mit Ketten am Boden festgehalten wurden, die sich weigerten, sie freizugeben, ungeachtet des Rosts, der sie zu brechen drohte oder der Tatsache, dass ihre Gefangenen schon lange
tot waren. Sie lagen in stummer Qual da, gebunden, mit eingeschlagenen Schädeln, Wurfspießen in leeren Augenhöhlen und zertrümmerten Schläfen, die Mäuler zu Schreien aufgerissen.
    Es waren Abysmyths, das sah er an ihren titanischen, fischartigen Schädeln. Es waren gigantische Abysmyths. Was hatte sie dazu gebracht zu schreien? Was hatte ihnen einen solchen Schmerz zufügen können? Was hatte sie auf die Erde gebannt?
    »Etwas Grausames und Gnadenloses «, antwortete die Stimme mit einem warmen Flüstern. »Sie sind schreiend gestorben.«
    Aha.
    »Und wir haben sie dazu gebracht.« Die Stimme lachte kalt.
    Was? Wir haben sie getötet?
    »Du brauchtest es nicht zu tun.«
    Aber ...
    »Wir haben es getan.«
    Ich verstehe dich nicht.
    »Es gibt wichtigere Probleme.«
    Er blinzelte, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, dass er den Schmerz in seiner Seite spürte und dass er die Stimmen von sehr brutalen, sehr muskulösen Frauen mit sehr scharfen Schwertern hörte. Die Relikte eines uralten Gemetzels am Strand hatten ihn so fasziniert, dass er beinahe vergessen hatte, dass er selbst vermutlich sehr bald sterben würde.
    Im Hinblick darauf war es vermutlich ein Glück, Draedaeleon neben ihm am Strand zu sehen, ebenfalls gefesselt.
    »Du bist wach«, merkte der Jüngling mit seinem üblichen eklatanten Mangel an Besorgnis an. »Gut.«
    »Was geht hier vor?«, erkundigte sich Lenk.
    »Das ist wirklich sehr schwierig herauszufinden, aber ich helfe dir gern.« Dreadaeleons Seufzer war so tief, dass er Lenk fast wie eine Keule traf. »Die Ankunft der Langgesichter, die zufällig erfolgte, nachdem wir mit ungeheuren Mengen von Alkohol unbekannter Herkunft abgefüllt wurden?
Die Tatsache, dass die einzigen Lebewesen auf diesem Strand, die gefesselt sind, rosa Haut haben, keine grüne?«
    Obwohl die Gedanken in Lenks Kopf verschwammen, begriff er, dass ihre unersprießliche Situation nicht vermocht hatte, Draedaeleons Zynismus zu dämpfen, aber das war auch so ziemlich alles, was offenkundig war. Seine Gedanken waren zu durcheinander, um die tieferen Zusammenhänge zu begreifen, geschweige denn, mit einer bissigen Bemerkung zu reagieren. Ihn zu schlagen, wäre vermutlich die richtige Reaktion

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