Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
gewesen, allerdings verbot sich das aus naheliegenden Gründen.
    »Wir wurden hereingelegt, Lenk«, erklärte Draedaeleon. »Und wenn du mich jetzt fragst, von wem, dann schwöre ich, dass ich dich ankotze.«
    Die Versuchung, trotzdem zu fragen, verpuffte, als Lenk eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte.
    Am Rand des Ufers erhoben sich die Knöchel einer riesigen Klaue aus der feuchten Erde. Das gewaltige Skelett, zu denen sie gehörten, lag ein Stück weiter dahinter. Die Kreatur hatte ganz offensichtlich die Klauen nach dem Meer ausgestreckt, während sie vergeblich versuchte, sich dorthin zu flüchten. Togu, der auf den Knöcheln der Klaue hockte, wirkte gegen dieses Ungetüm bedeutungslos, wie ein düsteres, kleines Geschwür, das missmutig auf den gewaltigen Ozean starrte.
    »Togu ...«
    Lenk stieß den Namen gedehnt aus, unsicher. Er sah den Echsenmann verzweifelt an, suchte in seinem Gesicht nach einer Erklärung, wie das hatte passieren können, nach einer Erläuterung, warum es passiert war. Als ihm jedoch nur gleichgültiges Schweigen antwortete, schlug seine Unsicherheit in Zorn um, und er stieß die nächsten Worte wutentbrannt hervor.
    »Du schleimiges Stück pervertierten Auswurfs!«, schnarrte er und versuchte die Ohnmacht seiner Worte zu ignorieren und auch die seiner Muskeln, als er an den Fesseln zog. »Du
hast uns verkauft, du grüner kleiner Schleimer! Du hast uns verraten, du ... du ... !«
    »Er wird dir nicht antworten.« Dreadaeleon unterband weitere Ausbrüche ohnmächtiger Wut. »Ich habe es auch schon versucht, und zwar mit weit besseren Beleidigungen.«
    Diese Antwort war höchst unbefriedigend. Allerdings war alles unbefriedigend, außer aufzuspringen und das Echsenwesen zu erwürgen, bevor er ihm die schlaffe Kehle herausbiss und sie ausspie. Togu zuckte nicht einmal zusammen. Sein Kopf hing von Schultern herunter, die plötzlich zu schmal wirkten. Er trug offenbar eine schwere Bürde aus Schuld, Bedauern und noch etwas anderem; aber auch das konnte Lenk nicht befriedigen.
    Da er die Echse nicht erwürgen konnte, drängten sich hasserfüllte Beleidigungen auf seine Zunge, was natürlich völlig sinnlos war. Sie erstarben, erfroren, als eine eisige Erkenntnis den jungen Mann wie ein Schlag ins Gesicht traf. Er ließ seinen Blick fieberhaft über den Strand gleiten, sah jedoch nichts als Sand, Knochen und Niederlinge. Jede Menge Fleisch, und keins davon rosa. Jede Menge Zähne, alle scharf und spitz und gefletscht. Viele Ohren, aber ...
    »Wo sind sie?«, fragte Lenk atemlos. Furcht tränkte jedes Wort, er erwartete die Antwort voller Entsetzen, zu Tode geängstigt, weil er nichts von den Geschehnissen wusste. »Wo ist sie, Togu? Wo ist Kataria?«
    »Er wird dir keine Auskunft über sie geben«, erwiderte Dreadaeleon. Der Magus hielt inne und hustete. »Ebenso wenig über Asper. Ich ... ich habe es versucht, Lenk.«
    »Spielt keine große Rolle «, meldete sich eine Stimme in seinem Kopf. »Hat uns keinen Gefallen getan, also ist es nicht schlimm.«
    »Er ... er hat uns verraten«, flüsterte Lenk gepresst. »Er ... er ...«
    »Wird bestraft. Verräter sterben mit den Missgeburten.«
    »Du bist zu ruhig«, murmelte Lenk. »Du bist viel zu ruhig.«
    »Du hast dir das selbst eingebrockt. Du hättest fliehen können.«
    »Sie ist ... sie ist ...«
    »Höchst wahrscheinlich. vielleicht aber auch nicht. Sie kann vielleicht gerettet werden. «
    Er atmete tief ein, und plötzlich war ihm unerträglich heiß.
    »Doch das spielt keine Rolle. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen.«
    »Was für eine Aufgabe?« Er erschauerte.
    »Sie haben auf diesen Moment gewartet. Sie haben darauf gewartet, dass er eintrifft. Sie sind gekommen. Sie sind nahe. «
    »Wer?«
    Er konnte nicht erklären, wieso er es sofort wusste, als plötzlich eine Welle von Furcht in ihm hochstieg, ihn in dieser öligen Dunkelheit durchströmte, versuchte, ihm den Atem zu rauben.
    Sie versuchte es und scheiterte. Er atmete trotzdem, und die Luft glitt über seine Lippen, scharf, frisch. Kalt.
    »Sie sind nahe.«
    Lenk wusste genau, wovon die Stimme sprach, wusste, dass sie nicht log.
    »Heute Nacht werden wir töten.«
    Auch das war unausweichlich.
    »Mein Vater hat mir erzählt wie sein Vater ihm, dass die Owauku ohne Leben geboren wurden.«
    Togus tiefe Stimme klang eher müde als traurig. Lenk sah zu ihm hoch, ohne Wut, ohne Hass, sah nur die Kehle, aus der die Worte drangen, das Blut, das unter der Haut floss. Er

Weitere Kostenlose Bücher