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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Niederlinge zu ihren Schiffen zurückkehrten und miteinander sprachen. Aber er achtete nicht darauf, sondern sein Blick war, wie schon seit einer Ewigkeit, auf Kataria gerichtet.
    Sie hatte die Lippen nicht bewegt, und auch ihre Ohren zitterten nicht. Nur ihre Augen machten ihm klar, dass sie ihm etwas sagen wollte. Aber was? Die Frage zerriss ihm fast den Verstand, als er ihren Blick nach einer Antwort darauf absuchte. War es ein Flehen um Hilfe? Eine Entschuldigung? Ein Lebewohl?
    Es war ihm klar, dass er nichts für sie tun konnte. Seine Fesseln erlaubten ihm nicht, sich zu erheben, geschweige denn zu entfliehen. Und die sengende Hitze und die eisige Kälte, die ihn durchströmten, gestatteten ihm nicht zu weinen oder zu sprechen. Also starrte er sie zitternd an, während seine Lippen sich bemühten, etwas hervorzubringen, irgendetwas: eine Beruhigung, ein Versprechen, eine Entschuldigung, ein Flehen, eine Anschuldigung.
    »Bringt die da auch aufs Schiff«, befahl Sheraptus der Niederling, die die Shict festhielt.
    Erst als Kataria über eine mächtige Schulter geworfen wurde, sie sich immer weiter entfernte, durch die Brandung geschleppt wurde und er ihren Blick schließlich gar nicht mehr wahrnehmen konnte, als sie über die Reling des schwarzen Schiffs geworfen wurde, begriff er, was in ihrem Blick gelegen hatte.
    Nichts.
    Keine Worte. Keine Fragen. Nichts als das vollkommene Fehlen von irgendetwas, außer dem verzweifelten Verlangen, das auszusprechen, was er in sich gefühlt hatte.
    Und erst in dem Moment begriff er, dass er nicht zulassen durfte, dass sie einfach so verschwand.
    »Also gut.« Sheraptus deutete auf eine Gruppe von Niederlingen. »Ihr fünf. Ihr habt mich... erfreut. Ich glaube, ihr verdient eine Belohnung.« Er konnte kaum seine Verachtung über ihre unerfreulich grinsenden Visagen verbergen. »Die Fibel ist alles, was wir brauchen. Der Rest kann vernichtet werden.«
    »Was?« Togu riss die Augen weit auf. »Wir haben eine Abmachung! Ihr sagtet... !«
    »Ich sage vieles«, unterbrach ihn Sheraptus. »Und alles trifft zu. Es ist mein Recht zu nehmen, was ich will und zu geben, wie mir beliebt. Und außerdem bist du ganz schön vorlaut.«
    »Sheraptus ... Meister«, sagte Grünhaar. »Ich habe ihnen mein Wort gegeben, dass ...«
    »Langweilig«, schnarrte der Mann. »Ich verlasse die Insel. Komm mit oder bleib, Kreischer. Es kümmert mich nicht.«
    In lärmendem Durcheinander kehrten die Niederlinge hastig zu ihren Booten zurück. Sheraptus schritt gelangweilt über seine Treppe aus Sand und bestieg sein eigenes Schiff. Grünhaar folgte ihm zögernd an Bord. Klingen wurden gezückt, grausames Gelächter schallte aus Mündern mit spitzen Zähnen. Togu schrie etwas, und sein Tross aus Reptilien flüchtete. Weiße milchige Augen richteten ihre Blicke auf hilflose, gefesselte Gestalten.
    Lenk kümmerte sich nicht darum und hörte sie auch nicht. Er hatte nur Augen für das Boot, das mit Kataria langsam in der Dunkelheit entschwand. Er schluckte schwer und spürte, wie seine Stimme schwach in seiner Kehle klang.
    »Sag mir«, flüsterte er, »kannst du ... kann einer von euch sie retten?«
    Es gab keine Hitze mehr. Kein Fieber. Stattdessen strömte etwas Kaltes durch sein Blut und spannte seine Muskeln gegen Fesseln, die sich plötzlich schlaff anfühlten. Etwas Eisiges kroch in seinen Verstand, und etwas Finsteres in ihm ergriff das Wort.
    »Ich kann.«

Der Ältere sprach nicht mehr zu ihm.
    Bedauerlicherweise bedeutete das jedoch nicht, dass er nicht mehr da gewesen wäre.
    Gariath konnte ihn aus dem Augenwinkel sehen, hatte seinen Geruch in der Nase. Und vor allem dachte der Geist gar nicht daran, keine Geräusche mehr zu machen.
    »Wir hätten es wissen müssen«, murmelte er von irgendwoher. Gariath wusste nicht, wo er sich befand, und es interessierte ihn auch nicht. »Irgendwann hätten wir wissen müssen, wie das alles enden würde. Die Rhega waren stark. Deshalb kamen sie zu uns. Sie waren schwach. Deshalb haben wir ihnen geholfen. Genau das haben wir damals gemacht.«
    Von dem ganzen sinnlosen Geschwätz erkannte Gariath nur das Wort Rhega . Wie lange es zurücklag, wer »sie« waren, wann die Rhega irgendwelchen Schwächeren geholfen hatten, war ein Mysterium für Leute, die weniger reizbar waren. Er war nicht einmal mehr sicher, zu wem der Ältere überhaupt sprach, ganz gewiss aber nicht zu ihm, und zwar schon seit etlichen Stunden nicht mehr.
    Die Veränderung hatte begonnen,

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