Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
nicht. Er braucht dich nicht, und er will dich nicht. Überlebe zuerst. Töte später. «
Sie sieht verletzt aus, sie braucht Hilfe. Ich muss ...
»Schon bald. Zuerst die Fibel. Zuerst die Pflicht.«
Nein! Nicht zuerst die Pflicht; sie ist wichtiger. Sie ...
»Ist geflüchtet, vor dir geflüchtet.«
Was?
»Sie hatte Furcht im Blick. Es war richtig von ihr, es uns zu zeigen.«
Nein, sie ...
»Sie versteht nicht.«
»Sie kann nicht verstehen.«
»Deine Pflicht ... unsere Pflicht ... ist wichtiger. Das kann sie nicht begreifen. Sie weicht ihr aus, sieht zur Seite.«
Jetzt sieht sie nicht weg.
Es kam keine Antwort; und außerdem hätte er sie ohnehin nicht gehört. Sein Blick war auf Kataria gerichtet, er sah ihr in die Augen und sie in seine, während sie von gepanzerten Händen vorwärtsgestoßen wurde, begleitet von gutturalen Lauten purpurner Lippen. Sie wehrte sich kaum, und außerdem hätten ihre gebundenen Hände ohnehin nicht viel Widerstand leisten können. Trotzdem war Lenk von der Passivität überrascht, mit der sie sich zu der Gruppe von Niederlingen stoßen ließ; er hatte erwartet, dass sie fauchen, um sich schlagen, beißen und fluchen würde.
Noch überraschender war jedoch, dass dieser Widerstand von der Gestalt kam, die hinter Kataria auftauchte.
»Sobald ich sie dir abgerissen und sie ausgespuckt habe, denn ich bin ziemlich sicher, dass ihr Kreaturen nur behauptet, Frauen zu sein«, fauchte Asper die Niederling an, die sie vorwärtsstieß, »werde ich dir die Augen ausreißen und sie ebenfalls fressen!« Sie grub ihre Fersen in den Sand, stemmte sich gegen ihre Häscherin, versuchte sich zu befreien. Es waren vergebliche Bemühungen, aber ihr Scheitern tat ihrer spitzen Zunge keinen Abbruch. »Geh weg, du Sklavenhändlerin, du mieses, kleines ...«
»Ich kenne vielleicht nicht mal drei dieser Wörter«, erwiderte die Niederling fauchend und hob eine eiserne Faust. »Und ich weiß nicht, was ich sagen soll, damit du den Mund hältst, aber ich weiß, womit ich dich schlagen kann.«
»Nein.«
Knochen erzitterten in Körpern, das Meer zog sich vom Strand zurück, alle blickten auf und bereuten es sofort. Sheraptus’ Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, als er seinen Blick auf die Niederling richtete, welche die Priesterin festhielt. Wie eine Blume vor dem Feuer verwelkte die Entschlossenheit der Frau; ihre Hände zitterten, sie schlug die Augen nieder und starrte in den Sand.
Asper jedoch senkte ihren Blick nicht. Sie hatte die Augen weit aufgerissen, ihr Kiefer hing schlaff herunter, und es war ganz klar ersichtlich, dass sich jeder Muskel in ihrem Körper verkrampft hatte, sodass nicht ganz klar war, ob sie ihren Blick überhaupt hätte abwenden können. Aber dennoch bedeutete das nicht, dass ihr Kampfgeist sie verlassen hätte. Im Gegenteil, in dem Moment, in dem sie seinem Blick begegnete, schien etwas in sie gefahren zu sein und nicht vorzuhaben, sie wieder zu verlassen.
Sheraptus’ strahlendem Lächeln nach zu urteilen, war das niemandem klarer als ihm.
»Das ist es«, flüsterte er und näherte sich ihr langsam. »Deshalb bin ich gekommen, das wollte ich sehen, das werde ich weiterhin sehen. Diese ... vollkommene Zurückweisung der Welt.« Er hob seine schlanke purpurne Hand und grinste, als Asper davor zurückzuckte. »Das. Was ist das? Warum tut ihr das? Ihr wisst, dass ihr nicht fliehen könnt, wisst, dass es keine Fluchtmöglichkeit gibt, aber dennoch versucht ihr es. Der Instinkt diktiert, dass ihr euch hinsetzt und es akzeptiert, und dennoch weigert ihr euch. Warum?« Er richtete seinen Blick zum Himmel. »Ich hatte einmal gedacht, es wäre eure Vorstellung von Göttern, so oft, wie ihr zu ihnen betet, aber ich kann dort oben niemanden sehen.«
Seine Stimme veränderte sich, wurde leiser, heiser, schien aus seinem Herzen zu kommen. Doch so weich sie auch wurde, sie blieb schmerzhaft klar, sodass jeder sie hören musste. Sein Blick glitt von Aspers entsetzten Augen suchend über ihren halb nackten Körper. Langsam ließ er seine Hand seinem Blick folgen, legte seine Handfläche auf ihren Bauch und trommelte mit den Fingern nachdenklich auf ihrer Haut.
Ihr ersticktes Keuchen war nicht zu überhören.
»Es sind nicht die Götter, habe ich recht?« Seine Hand glitt über ihren Unterleib, als wollte er etwas unter der Gänsehaut hervorlocken, es dazu verführen, sich ihm zu zeigen. »Nein, nein ... es ist mehr. Oder weniger?« Sein Lächeln zitterte,
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