Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
kannte. Und er war sich sicher, schrecklich sicher, dass er diese Kreatur zuvor noch nie gesehen hatte.
    Und doch hatte sie sich eingemischt, hatte ihn vor dem Tod gerettet. Zweimal, gab Gariath zähneknirschend zu; einmal mit einem Pfeil und dann durch die Woge gewalttätiger Entschlossenheit, die ihn hinterher durchströmt hatte. Doch diese Energie war verebbt, hatte sich in unbehaglichen Juckreiz und quälende Fragen aufgelöst.
    Fragen, rief er sich ins Gedächtnis, für die du keine Zeit hast. Konzentriere dich. Wenn du schon keine Hoffnung empfinden kannst, kannst du es dir ganz bestimmt nicht leisten, Verwirrung zu fühlen, bis du sie gefunden hast.
    »Bis du was gefunden hast, Weisester?«, murmelte der Ältere. »Der Strand ist öde. Hier gibt es nichts für uns.«
    »Es muss ein Zeichen geben, eine Spur, wohin sie gegangen sind«, erwiderte Gariath und bereute es im selben Moment.
    »Hier sind keine Rhega. «
    »Du bist hier.«
    »Ich bin tot.«
    »Der Geruch ist sehr stark.«
    »Du hast ihn schon einmal gewittert.«
    »Und ich habe Grahta gefunden.«
    »Grahta ist tot.«
    Die Worte des Älteren wogen schwer. Gariath ignorierte sie. Er konnte es sich nicht leisten, sich jetzt damit zu belasten. Stattdessen marschierte er weiter, die Schnauze witternd in die Luft gereckt und den Blick auf den von Wolken umhüllten Mond gerichtet.
    Er konnte sich jetzt nicht mit Grübeleien aufhalten. Sie würden seinen Kopf senken, seinen Blick auf den Boden zwingen, und er würde nicht sehen, wohin er ging.
    »Die Antwort liegt hinter dir, Weisester«, sagte der Ältere. »Geh weiter, und du findest etwas zum Fürchten.«
    Der Geist war ebenfalls etwas, was er ignorieren musste, noch etwas, dem Aufmerksamkeit zu schenken er sich nicht leisten konnte. Solange er einen Geruch hatte, dem er folgen konnte, solange er Antworten suchte, musste er nicht nachdenken.
    Er musste nicht darüber nachdenken, wie der Strand sich endlos vor ihm ausdehnte, wie die Wolken über den Himmel zogen und das Mondlicht auf den Sand malten. Trotzdem machte er den Fehler, seinen Blick zu senken. Er sah die Schatten, die in großen, geschwungenen Bögen weiter vor ihnen am Strand lagen.
    Er erkannte sie. Knochen. Weitere riesige Skelette, noch mehr stummes Schreien, andere flache Gräber. Wie viele, konnte er nicht erkennen. Außerdem hatte er auch keine Lust zu zählen, denn im nächsten Moment traf ihn der Geruch von Tod wie eine Faust.
    Er zuckte zurück, denn was ihn dazu brachte innezuhalten, die Augen aufzureißen, den Kiefer zu öffnen, war die plötzliche Erkenntnis, dass er nicht nur von einem einzelnen Geruch getroffen wurde. Ein anderes Aroma war in diesen Gestank des Verfalls eingeschlossen, darin gefangen, untrennbar damit verbunden.
    Flüsse. Felsen.
    Rhega.
    Nein.
    Es war nicht richtig. Der Geruch der Rhega war das
Aroma des Lebens, stark, mächtig. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, zwang sich weiterzustolpern. Er würde zweifellos bald mehr riechen, die Lebenskraft und die Erinnerungen der Rhega , die zweifellos dahinter warteten. Dann würde alles gut. Er würde seine Antworten bekommen. Er durfte wieder Hoffnung empfinden, und diesmal würde er ...
    Er stieß sich den Zeh und verspürte einen Schmerz, zu scharf, als dass er davon kommen konnte. Ein weißer Knochen lag vor seinen Füßen, zu klein, um zu einer dieser großen Bestien zu gehören, und zu groß für die Leiche eines unseligen Menschen. Außerdem war der Geruch zu ... zu ...
    »Nein ...«
    Er sank auf die Knie; seine Hände gruben wie von selbst im Sand. Er schluchzte, bat seine Hände erstickt, nicht weiterzugraben. Die Gedanken lasteten schwer auf ihm, während die Furcht seine Hände antrieb, und mit jedem Sandkorn, das er entfernte, wurde ein weiteres Stück des ausgebleichten Knochens enthüllt.
    Nein .
    Eine Augenhöhle starrte zu ihm hoch, eine Höhle, in der eigentlich dunkle Augen hätten glühen sollen.
    Nein!
    Scharfe Zähne, abgeschliffen von Gebrauch und Alter grinsten ihn an.
    NEIN!
    Zwei Hörner, Mulden, wo Ohrlappen gewesen waren, ein klaffendes Loch in der Seite des ausgebleichten Schädels ...
    Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, war unfähig aufzustehen, den Blick abzuwenden oder den Schädel zu berühren. Er kniete davor und starrte ihn an.
    Der tote Rhega erwiderte seinen starren Blick.
    »Deshalb ist der Geruch so schwach.«
    Gariath erkannte die Stimme, deren Alter und Tiefe wie zerschmetterte Felsen klangen und wie Blätter, die

Weitere Kostenlose Bücher