Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Rücken an eine Wand stieß, und er dachte auch nicht daran zu betteln oder zu flehen oder ihr einen Handel vorzuschlagen. Ihr Gesichtsausdruck ließ dafür keinen Raum. Was er noch darin sah, die Spuren von Freude, Verlangen, Lust, wollte er auf keinen Fall als letzten Eindruck behalten, bevor er zu Mus verarbeitet wurde.
Als er die schlanke Gestalt von Asper sah, die mit unsicheren Schritten auf die Frau zuging, am ganzen Körper zitternd, die Arme immer noch auf dem Rücken gefesselt, konzentrierte er sich sofort auf sie.
»Ich habe so lange dagegen angekämpft«, flüsterte die Priesterin. Es war nicht ganz klar, wen sie ansprach. »Ich wollte so sehr glauben, dass es einen Grund gab, aus dem
ich es tun sollte.« Etwas zischte, und eine kleine Rauchwolke stieg hinter ihr auf. »Ich wollte unbedingt glauben, dass die Götter etwas anderes für mich vorgesehen hätten als das hier.«
Xhai warf einen verächtlichen Blick über die Schulter auf die Frau und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf den Assassinen. »Es gibt keine Götter«, erklärte das Langgesicht.
»Und ob es sie gibt«, flüsterte Asper. Sie hob die Schulter und streckte ihren Arm aus: einen schwarzen skelettierten Arm, der von einem roten Glühen umhüllt war, das wie ein verfaulendes Herz pulsierte. »Aber es kümmert sie einfach nicht.«
Als Asper eine rot-schwarze Hand, die ganz offensichtlich nicht wirklich ihr gehörte, in den Nacken des Langgesichts legte, ließ Xhai ihr Schwert fallen. Es war ein sanfter Griff, hinter dem kaum mehr Kraft lag, als eine Frau aufbringen würde, die ihrem Ehemann die schmerzenden Schultern massierte. Die fünf Finger ruhten leicht auf der Haut der Niederling.
Xhai brüllte.
Das Langgesicht fiel auf die Knie, und jeder Muskel unter ihrer Haut verkrampfte sich sichtlich und zerfetzte. Ihr Kiefer drohte aus seinen Gelenken zu brechen, so schrecklich brüllte sie, ihre Augen drohten aus ihrem Schädel in zähen Tropfen in ihren Mund zu fallen.
»NEIN!«, kreischte sie. »NEIN!«
»Das habe ich mir selbst auch häufig gesagt«, antwortete Asper und schüttelte den Kopf, während die Tränen über ihre Wangen liefen. »Ich habe es versucht. Aber man kann nichts dagegen tun.« Sie erstickte fast an einem Schluchzen. »Sie haben mich im Stich gelassen. Ich habe alles für die Götter getan, und sie lassen einfach zu, dass... dass mir so etwas passiert. Welchen Sinn hat es jetzt noch, dem zu widerstehen? Wen kümmert es noch?«
»Ich ... ich werde nicht...«
Xhais Arm hob sich, als wollte sie Asper aufhalten. Es krachte laut, als eine unsichtbare Kraft ihre Hand zerschmetterte und ihre Finger sich vor Schmerzen verkrampften. Aspers Arm reagierte sofort, offenbar gestärkt durch ihr Leiden. Das Fleisch ihrer Schulter schien sich qualmend aufzulösen, als das rote Geschwür sich weiter auf ihrem Arm ausdehnte.
»Oh, das ist noch nie passiert«, sagte sie, »andererseits, warum auch nicht? Warum sollte mir nicht alles genommen werden, Körper und Seele?«
»Ha... Halt...«, wimmerte Xhai.
»Das kann ich nicht... ich habe ihnen gesagt, sie sollen alles nehmen«, flüsterte Asper. Das blutrote Licht verbreitete sich wie ein Farbfleck auf ihrer Haut. Das Fell, das sie sich um ihre Brust gewickelt hatte, verbrannte und fiel von ihr ab. Ihre linke Brust war in durchsichtiges Rot getaucht und gab den Blick auf geschwärzte Rippen darunter frei. »Alles.«
»Und... ich... sagte...« Xhai heulte auf und schlug mit ihrer unversehrten Faust zu. Sie traf Aspers Kiefer wie ein purpurner Schmiedehammer. »... Halt!«
Sie holte erneut aus, schlug zu, schlug wie wild hinter sich und kreischte, noch während ihr Unterarm zitterte und zerbarst wie ihre Hand.
»HÖR AUF! HÖR AUF! HÖR AUF! HÖR AUF!«
Asper hörte auf; ihr Griff löste sich unter diesem Hagel von Schlägen. Sie brach weinend zusammen, ohne auf die drohende purpurne Gestalt zu achten, die sich vor ihr aufrichtete. Xhai starrte sie entsetzt an, blickte von ihr zu ihrem zerstörten Arm. Ihr ganzes Gesicht bebte, ihr Kiefer hing schlaff herunter, als wollte sie fragen, warum, als wollte sie wissen, wie, als wollte sie zusammen mit der Priesterin weinen.
Doch als sie ihre Sprache wiederfand, drang nur ein Schrei aus ihrem Mund.
»QAI ZHOTH!« , heulte sie.
Mehr brachte sie nicht heraus, als etwas in ihrem Rücken zu explodieren schien.
Sie sackte unter dem Angriff zusammen, versuchte einen
Blick über die Schulter zu werfen und sah undeutlich den
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