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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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großen Mann in schwarzem Leder, der den Stuhl ihres Meisters durch die Luft schwang. Ihre Augen und ihr Gesicht wurden jedoch auf den Boden gedrückt, als er den Stuhl immer und immer wieder auf ihren Rücken herunterkrachen ließ. Er zerbarst, splitterte, zerfiel in seinen Händen, und doch schlug er mit den Resten immer weiter auf sie ein, bis sie sich nicht mehr rührte und er nur noch zwei Bruchstücke von Stuhlbeinen in den Händen hielt.
    Die er sechs Schläge später sinken ließ.
    Denaos nahm sich keuchend nur einen Moment Zeit für die Niederling und überzeugte sich, dass sie nicht mehr aufstehen würde. Sobald das klar war, und nachdem er dem steinharten Körper noch einen saftigen Tritt versetzt hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf seine Gefährtin.
    »Asper«, flüsterte er zärtlich.
    Sie hatte sich zusammengerollt, versuchte, ihren linken Arm unter ihrem bebenden Körper zu verstecken, und weinte krampfhaft. Etwas zögernd kniete er sich neben sie, ängstlich, sie nach dem, was er gesehen hatte, zu berühren oder auch nur anzublicken.
    Kataria war geflüchtet. Das konnte er ebenfalls tun. Asper war jetzt in Sicherheit. Es gab keinen Grund, hierzubleiben. Auch er konnte jetzt fliehen. Außerdem würde sie sowieso nicht ausgerechnet ihn sehen wollen, wenn sie endlich wieder den Kopf hob. Er war ein Feigling, ein Dieb, ein Halunke. Diese Namen hatte sie ihm zuvor gegeben. Und er war auch schon vor ihr weggelaufen. Das konnte er jetzt ebenfalls tun. Es wäre ganz leicht.
    Das sagte er sich.
    Aber er tat es nicht.
    Er legte eine Hand sanft auf ihren Körper und wartete, als sie vor seiner Berührung zurückzuckte. Unerschrocken drehte er sie dann auf den Rücken.
    Und unterdrückte den starken Drang zu schreien.
    Sie starrte ihn an, mit einem tränenüberströmten Auge.
Das andere war nur eine schwarze Augenhöhle, die in rotes Licht getaucht war. Ihre nackte Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug, während die Rippen, wo die andere hätte sein sollen, bebten. Ein halbes Lippenpaar flüsterte ihm bebend Worte zu, während ein halber geschwärzter Kiefer sich mit mechanischer Sicherheit auf und ab bewegte.
    »Ich...«, begann sie. »Ich habe den starken Verdacht, dass mit mir etwas nicht stimmt.«

Sein Schädel brannte. Wenn er auch in dieser Dunkelheit, in die er gestürzt war, sonst nichts wusste, das wusste er.
    Und die Stimme, die das Feuer begleitete, kochte vor Zorn.
    »Es hätte so einfach sein können ...«, siedete sie in seinem Schädel. »Du hättest längst weg sein können, dann wären wir alle glücklich gewesen. Du hättest sie vergessen können, alles vergessen können. Es hätte wehgetan, aber du hättest überlebt. Und jetzt?«
    Die Dunkelheit in seinem Kopf wurde hell, rot vor Wut.
    »Jetzt sehe ich zu, wie du stirbst.«
    Lenk öffnete ruckartig die Augen. Er wusste, dass sie offen waren, auch wenn er nicht genau wusste, ob er wach war oder überhaupt am Leben. Ihm verschwamm alles vor den Augen, und seine Ohren klangen. Er konnte purpurne Schatten sehen, die sich durch große rote Laken bewegten. Er hörte das ferne Krachen am Himmel. Sein Kopf brannte immer noch, und der Schweiß rann ihm über das Gesicht.
    Natürlich konnte das alles auch an dem Feuer liegen.
    Die Hitzewelle, die über ihn hinwegrollte, brachte ihn wieder zur Besinnung. Eine Woge aus knisternden orangefarbenen Flammen folgte ihr auf dem Fuß. Er kroch hastig auf Händen und Knien hinter den Mast, bevor er mehr fühlte, als den flüchtigen Kuss eines Brandeisens auf seinem Hinterteil.
    Das ist jedenfalls Grund genug herauszufinden, was hier eigentlich vorgeht , dachte er.
    Er warf einen Blick um den Mast herum, und ihm bot sich das Bild eines Gemetzels. Die großen roten Feuerzungen, die aus dünnen purpurnen Handflächen zuckten, hatten Lenk schon längst vergessen. Hinter dem Schleier aus Feuer, das Gesicht orange gefärbt vor Hitze, schnarrte Sheraptus und schleuderte die Flammen in den Himmel. Das Deck unter ihm loderte.
    Sein Ziel und die Quelle der Wut auf seinem wutverzerrten Gesicht wurden sichtbar, als der Himmel in Flammen aufging.
    Ein Mann segelte über dem Schiff, jedenfalls war Lenk ziemlich sicher, dass es ein Mann war. Das Feuer leckte an seinen Absätzen, während lederne Schwingen ihn über das Deck trugen. Die Frauen der Niederlinge, die nicht zu Kohle verbrannt oder zu Eisblöcken gefroren waren oder beides, scharten sich beschützend um ihren Meister und richteten ihre Bögen auf ihr

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