Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
dir nicht?«
Aspers Arm schien sich zusammengezogen und eine schreckliche Infektion ausgebrütet zu haben; das Blut bildete
Flecken unter der Haut und tauchte ihn in eine sündige rote Farbe. Das Rot war viel zu dunkel, um normal zu wirken, wie Kataria erkannte, und es war noch unheimlicher, weil es pochte, pulsierte und den Arm verspannte, während der Rest des Körpers der Priesterin regungslos dalag.
»Nimm es«, hauchte Asper. »Nimm alles.«
Xhai vermochte darauf nur mit einem beunruhigten Blick zu reagieren. Dann sah sie voller Sehnsucht zur Tür, die Rückkehr ihres Herrn erwartend. Katarias Blick blieb auf Asper gerichtet, während sie versuchte, in dem unablässigen Murmeln in ihrem Kopf die richtigen Worte zu finden, die richtige Frage zu stellen. Doch obwohl das Heulen sie bedrängte, hörte sie das Geräusch.
Das Knarren ungeölter Angeln. Etwas glitt durch einen schmalen Rahmen. Zwei Füße landeten auf dem Boden.
Kataria sah, wie das Fenster des Bullauges in den Angeln hin und her schwang, sah den Schatten, der darunter entlangglitt, in die Finsternis am Rand des Lichtkegels der Glühlampe. Sie konnte ihn kaum sehen, in seinem schwarzen Leder ein Schatten im Schatten, und sie erkannte ihn nur mit Mühe. Sein Gesicht war zu lang, seine Augen zu hart. Und das Lächeln, das er ihr schenkte, als er ihren Blick bemerkte, hatte sie noch nie mehr beunruhigt.
Denaos hob einen Finger an die Lippen. Sie nickte, sagte nichts, während er außerhalb des Lichtkegels weiterschlich. Ein Seil glitt wie eine Schlange in seine Hände, und seine Fäuste spannten es. Dann erhob er sich hinter Xhai wie eine schwarze Blume und hielt die Garrotte über ihren Kopf. Seine Hände waren unnatürlich ruhig.
Er hatte gerade angefangen, die Schlinge zu senken, als ein grausames Lächeln sich auf ihrem langen Gesicht ausbreitete.
»Ich wusste, dass du kommen würdest«, flüsterte sie.
Seine Augen weiteten sich nur kurz, bevor er reagierte. Die Garrotte glitt rasch herunter, legte sich um die zarte Haut ihrer Kehle und wurde gespannt. Sie schnarrte, hämmerte ihren Ellbogen nach hinten in seine Rippen. Er taumelte, ließ
jedoch nicht los, presste sich dichter an sie, und seine Hände zitterten, als er versuchte, das Seil um ihre Luftröhre enger zu ziehen.
»Ich wusste es.« Ihre Stimme klang etwas heiser, mehr nicht. »Denn ich kenne dich, und ich kenne mich. Ich wusste, dass ich meinen Feind nicht einfach nur mit ein paar Narben zurücklassen würde, auf dass er sich an mich erinnert.«
Denaos musste einen weiteren Hieb mit dem Ellbogen einstecken und biss die Zähne zusammen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eindeutig Frustration ab, kein Schmerz, als er die Garrotte so fest zusammenzog, dass das Seil protestierend knarrte.
»Woraus zum Teufel bist du gemacht?«, zischte er.
»Und ich wusste auch, dass sie dich nicht würden töten können«, fuhr Xhai fort, die sowohl seine Worte als auch das Seil ignorierte. »Mir war klar, dass du nicht tot bist...«
Ihre Hand zuckte hoch über ihre Schulter und legte sich wie ein purpurner Schraubstock um seine Kehle.
»Weil ich dich noch nicht getötet habe.«
Sein Schrei klang leise und erbärmlich, als sie mit einem lauten Brüllen zog. Er flog über ihre Schulter und landete vor ihr, so leicht, als wäre er nur eine mit Stroh gestopfte Puppe.
Allerdings verpuffte dieser Eindruck bei seiner Landung, als sein Körper gnadenlos krachend auf den Planken landete.
Es hätte eigentlich funktionieren sollen, stimmt’s? , überlegte er. Allerdings wusste er nicht genau, wer seine Frage beantworten sollte. Jedenfalls war ich sicher, dass es klappen würde.
Macht nichts, jeder macht mal Fehler, beruhigte er sich.
He, ist das da ihr Fuß über meinem Gesicht?
Isses.
Dann sollte ich mich wohl besser bewegen, hm?
Er brauchte jedoch nicht von einer Antwort ermuntert zu werden, sich zur Seite zu rollen. Ihr mit Stacheln bewehrter Fuß krachte in die Holzbohlen, dort, wo gerade noch sein Kopf gelegen hatte. Er sprang hoch und sah, wie sie ihren
Fuß aus dem Loch riss, während sich Holzstücke hartnäckig an den gebogenen Stacheln festklammerten.
»Das ist gut«, erklärte sie gelassen. »Wir nehmen uns Zeit füreinander, lernen uns kennen.« Sie lächelte, eine Grimasse, die vermutlich so etwas wie Herzlichkeit ausdrücken sollte. »Wenn einer von uns den anderen tötet, dann möchte ich, dass es etwas zu bedeuten hat.«
Sie sprang ihn an, ebenso rasch, wie das Messer in seiner
Weitere Kostenlose Bücher