Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
gesucht oder hielten sich dicht an der Seite ihres Meisters. Sie traten gelegentlich zwischen ihn und einen Blitz, der von dem dunkelhäutigen Menschen über ihnen herabgeschleudert wurde.
Von ihrer Selbstaufopferung nahm das Langgesicht mit den brennenden Augen jedoch keinerlei Notiz; seine Aufmerksamkeit war vollkommen von seinem Widersacher in Anspruch genommen. Die Verwirrung, die sich zunächst auf seinem Gesicht abgezeichnet hatte, war schon längst einem glühenden Ärger gewichen, der aus seinen Augen flackerte. Er versuchte nicht mehr, so zu wirken, als würde er nur eine lästige Mücke verscheuchen. Jetzt zeigte er den angemessenen Ärger eines Mannes, der nach einer Mücke schlug, die Feuer und Frost auf ihn herabregnen ließ.
Die Niederlinge, die sich entschlossen hatten, leichtere Beute zu suchen, hatten sie schnell gefunden, und zwar in den Schwächlingen, die sich flach auf das Deck pressten. Lenk weigerte sich nach wie vor, sich zu rühren, umklammerte seine Schulter und starrte ins Nichts, während er irgendeinen Blödsinn murmelte. Der dürre Mensch mit der kieksenden Stimme war offenbar hin- und hergerissen zwischen dem nutzlosen Versuch, ihn auf die Füße zu zerren, und dem genauso nutzlosen Versuch, dem fliegenden Menschen zu helfen, und zwar anscheinend durch Quietschen und irgendetwas, das er mit einer schlaffen Faust auf den Hexer der Langgesichter schleuderte.
Unfähig, erschöpft, nutzlos und vollkommen schwach; sie verdienten es zu sterben, das war klar.
Allerdings war Gariath nicht klar, warum sich den Niederlingen, die diesen Schwächlingen unbedingt ein Ende bereiten wollten, ein Hindernis in Gestalt eines Rhega entgegenstellte.
Der Gedanke schoss ihm erneut durch den Sinn, als er fauchend eine Klinge mit seiner Handfläche abfing, die Besitzerin dieser Klinge zurückstieß und ihr Grinsen mit einer finsteren Miene erwiderte. Immerhin war es nicht so, als gäbe es keine größeren Probleme zu bewältigen.
Zum Beispiel ein größeres Problem mit ungeheuren Zähnen.
Ein sehr großes Problem, das sich wie eine dunkle Blume über dem Niederling wiegte und die Dunkelheit durch den hallenden Donner schnappender blauer Kiefer bannte. Sowie durch ein Brüllen, das aus dem Inneren seines endlos langen Halses drang, während purpurne Beine heftig zwischen seinen Zähnen zappelten. Dabei richtete sich die riesige Schlange hoch auf und schüttelte heftig ihren großen Kopf, um den zappelnden, kreischenden Gefangenen in ihrem Schlund zum Schweigen zu bringen.
Selbst das dumpfe Brüllen in ihrer Kehle konnte das laute Geräusch von zerfetzendem Fleisch nicht übertönen. Unmittelbar darauf flog ein abtrünniges Bein durch die Luft, während der Rest der sehnigen Masse hinter den gewaltigen Reißzähnen verschwand und eine lange Speiseröhre hinabrutschte.
Die Akaneed war jedoch noch längst nicht gesättigt und richtete ihren gelben Blick jetzt auf Gariath. Der Drachenmann vergaß im selben Moment all seine anderen Feinde, wie auch die gewaltige Seeschlange all die anderen Leckereien auf Deck zu vergessen schien. Ihre Blicke bohrten sich ineinander, Neugier verwandelte sich in Respekt, der sich unmittelbar in Wut verwandelte. Sie erkannten einander.
Gariath sah scharfe Zähne gefärbt von Blut, riesige, zu Schlitzen zusammengezogene Augen, die in der Nacht loderten. Er sah in ihnen jetzt, was er schon vor einer Woche gesehen hatte, auf einem Strand, den er als sein Grab auserkoren hatte: Gier, Hass, das Ende.
Von allem.
Die Akaneed sah in Gariath etwas gänzlich anderes.
Was sie recht eindrucksvoll klarmachte, als ihr Hals nach vorne zuckte und das weit aufgerissene Maul auf ihn zuschoss. Der Drachenmann sprang zurück, als der Kopf der Schlange über das Deck furchte, Holz zersplitterte und Lebende und Tote aus dem Weg pflügte.
Das Schiff schüttelte sich und ächzte, als die Schlange versuchte, ihr Maul aus dem Schiffsrumpf zu reißen; die Kämpfer taumelten wild über das Deck, während sie verzweifelt und vergeblich versuchten, ihr Gleichgewicht zu behalten. Gariath klammerte sich an die Planken; seine Klauen gruben sich tief in das Holz, während er seinen Blick hastig über das Deck schweifen ließ.
Eine gute Chance zu entkommen, stellte er fest. Lenk wird sich nicht rühren. Der Winzling wird nicht verschwinden. Natürlich könntest du sie zwingen. Sie sind klein und dumm. Du willst sie doch beschützen, oder? Das Leben ist doch jetzt kostbar, richtig? Wert, gerettet zu werden
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