Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
überzeugt, als das Heulen zu ihr gesprochen hatte, sie gedrängt hatte, es anzuhören.
    Jetzt hörte sie nur ihr eigenes Herz. Es schlug schnell, unregelmäßig, unsicher, unentschlossen.
    Leicht.
    Unerfreulich.
    Furcht einflößend.
    »Schwester?« Naxiaw verzog finster das Gesicht. »Was stimmt nicht?«
    Du, dachte sie. Du stimmst nicht. Dein Herzschlag ist zu regelmäßig. Du bist deiner selbst zu sicher. Du weißt alles, was ein Shict wissen sollte, und du hörst das Heulen, als wäre es ein anderer Shict. Wahrscheinlich hörst du das jetzt sogar auch, durch das Heulen ... habe ich recht?
    Sie sagte jedoch nichts dergleichen, stattdessen schüttelte sie den Kopf und sprach Worte aus, die niemand in ihrer Familie jemals gesagt hatte, und die von ihrem leichten, launenhaften Herzen zu kommen schienen.
    »Ich weiß es nicht.«
    Naxiaw wirkte sicher, als wollte er mit der Stimme des Heulens selbst sprechen, und als könnte das, was er jetzt sagen würde, auch ihr vollkommene Sicherheit geben. Sie beobachtete ihn scharf, während er sie ansah. Er sagte jedoch nichts, sondern blickte nur auf den Boden des Frachtraums.
    »Ah. Sie sind fast da.«
    »Wer?« Katarias Verwirrung war stärker als ihre Verzweiflung.
    »Du kannst sie nicht hören?« Naxiaw ließ sie los, kniete sich dann mit seinen langen Beinen hin und starrte nachdenklich auf die Planken des Bodens. »Sie sind diesem Schiff jetzt schon seit Stunden gefolgt. Aber sie warten auf etwas.«
    Seine Finger glitten über das Holz. Seine Ohren mit den jeweils sechs Kerben spitzten sich. Jetzt hörte sie es auch: das Ächzen von Holz, ein Protestschrei, von dem es wusste, dass er sinnlos war, als etwas hartnäckig dagegendrückte. Naxiaw hob seinen Blick zu ihr. Seine Augen waren scharf und seine Miene düster.
    »Und jetzt«, flüsterte er, »ist gekommen, worauf sie warteten.«
    Das Boot schwankte heftig, als etwas von unten dagegenrammte. Der Boden erzitterte, ein Zittern, das durch Katarias Füße bis in ihr Herz drang. Das Ächzen des Schiffs steigerte sich zu einem Schrei, als gezackte Risse das Holz zeichneten und Salzwasser hindurchsickerte.
    Naxiaw sprang hoch und ein Stück zurück und stellte sich zwischen sie und den rasch breiter werdenden Riss im Boden. Er versucht, mich zu beschützen , erkannte sie. Wer ... das hat noch keiner für mich gemacht. Der Gedanke hätte ihr eigentlich weit weniger Probleme bereiten sollen, als er es tat.
    Sie trat ebenfalls einen Schritt zurück, als ein weiterer mächtiger Schlag das Schiff erschütterte. Durch den Spalt hörte sie sie: Stimmen, Verkündigungen, Hymnen, Gesänge, Aufforderungen, jede Einzelne von ihnen zielstrebig, und jedes Ziel von Tod durchtränkt.
    Noch ein Schlag, und der Boden explodierte in einem Hagel aus Splittern; der Riss wurde zu einer Wunde, aus der klares, salziges Blut auf den Boden sprudelte. In der Mitte erhob sich, wie ein schwarzes Messer, ein Arm: titanisch, ausgemergelt, mit vier Gelenken und in einer großen, mit Schwimmhäuten bestückten Klaue auslaufend.
    »Oh nein, nicht sie«, flüsterte Kataria mit ihrem letzten Atem.
    »Wer sind sie?«, erkundigte sich Naxiaw.
    Seine Frage wurde von der zweiten schwimmhäutigen Faust beantwortet, die sich durch die Hülle bohrte und die Wunde zu einem großen, klaffenden Loch ausweitete. Klauen
gruben sich in das Holz, packten fest zu und zerrten eine ungeheure schwarze Gestalt auf die Planken.
    Ein Skelett, gehüllt in Schatten, gekrönt mit einem massigen Kopf, mit riesigen, klaffenden Kiefern, zog sich aus dem Mutterleib von Wasser und Holz. Seine Haut schimmerte unter den Flammen der Lampen, als es sich von den Knien erhob. Jeder Wirbel war unter der schwarzen Haut zu sehen, als sich die Kreatur zu ihrer ganzen, beeindruckenden Größe aufrichtete. Auf Füßen, deren Zehen mit Schwimmhäuten verbunden waren, drehte sie sich langsam herum und richtete den Kopf eines schwarzen Fisches auf die beiden Shict.
    Das Abysmyth starrte Kataria an, mit großen weißen und vollkommen ausdruckslosen Augen.
    »In der Mitte der Pilgerreise«, verkündete es, seine Stimme erstickt von den Stimmen der Ertrunkenen, »blickte ich auf die ursprüngliche Schöpfung und sah ein schwimmendes Geschwür. Mutter bat mich, in ihrem Namen zu handeln, unfähig, die Qual der ungläubigen Langgesichter auf ihrem Endlosen Blau zu ertragen. Und in dieser schwarzen Eiterbeule fand ich die Verlorenen und Einsamen.« Er streckte seine große, mit Schwimmhäuten besetzte

Weitere Kostenlose Bücher