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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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und so weiter. Die Schlange ist abgelenkt. Die Langgesichter sind abgelenkt. Die Shen... beobachten dich.
    Er bemerkte Dutzende gelber Augen, die ihn aus den Langkanus anstarrten.
    Ihm war klar, dass sie warteten, denn sie hatten die Bogen gesenkt und beobachteten ihn angespannt.
    Sie warteten auf ihn. Das wurde ihm klar, als er den Blick des einen bernsteinfarbenen Auges in dem Haufen von zweiäugigen Echsenmännern fand. Er erwiderte Yaikes Blick.
    Sie beobachteten ihn. Sie wollten herausfinden, was dieses rote Ding wirklich war. Sie wollten erfahren, ob das, was sie über Rhega wussten, stimmte, oder ob tatsächlich alle schon vor langer Zeit gestorben waren.
    Er würde es ihnen zeigen.
    Gariath stürmte vor, rannte über die Toten, trampelte die Lebenden nieder und fräste mit seinen Klauen über das Deck, als die Akaneed sich befreit hatte. Ihr Kiefer war rot gefärbt und von Splittern gespickt. Er sprang hoch und breitete seine Schwingen aus, damit sie ihn zu der Schnauze der
Kreatur trugen. Er landete mit einem Fauchen und grub seine Krallen in blaue Haut.
    Splitter flogen durch die Luft, und ein donnerndes Brüllen ertönte, welches den Drachenmann zu einer wütenden roten Zecke verwandelte, die sich hartnäckig mit ihren scharfen Klauen in die zarte Haut der Nüstern der Seeschlange grub. Sie verbog den Hals und kreiselte wie ein Wirbelwind, um diesen mit Klauen und Reißzähnen bewaffneten Parasiten abzuschütteln.
    Das durfte Gariath nicht zulassen. Sein Pfad wurde immer klarer, als er sich mühsam, Klaue um Klaue, den Hals der Kreatur hinaufzog, mit den Krallen frische Wunden grub und seine ebenfalls krallenbewehrten Füße in die alten stieß. Jedes Mal, in jedem Moment, war ihm klar, wie einfach es wäre, loszulassen und in das dunkle Wasser einzutauchen, zu sinken, bis er nicht mehr sehen, fühlen und atmen konnte. Und jedes Mal zog er sich an seinen Krallen weiter.
    Er war Rhega. Sie würden es sehen. Sie würden es erfahren.
    »Dir bin ich noch nicht begegnet«, erklärte er der Akaneed grollend. »Aber einer anderen. Ich habe ihr vieles genommen, Augen, Zähne...« Die Kreatur antwortete mit einem lauten Brüllen und einem weiteren vergeblichen Versuch, ihn abzuschütteln. »Du jedoch, du wirst mir mehr geben. Der Kampf, das Blut... das bedeutet sehr viel mehr als nur Augen und Zähne.« Er zerrte sich weiter hoch, zu den Augen, die gelb vor Hass brannten. »Vielen Dank.« Er holte mit der Faust aus. »Tut mir leid.«
    Während die Membran mit einem nassen Schmatzen nachgab, dem schlagartig ein schrilles, wehklagendes Heulen folgte, schoss Gariath durch den Kopf, dass ein Auge eigentlich einem weich gekochten Ei glich, sowohl was die Konsistenz anging als auch die Art und Weise, wie sich der Dotter in eine glibbrige Masse verwandeln konnte. Sein zweiter Gedanke jedoch galt dem Brausen der Luft unter ihm und dem Ozean, der sich ihm entgegenbäumte, als die Akaneed ihn endlich abschütteln konnte.
    Er flatterte heftig mit den Flügeln und landete auf einer wogenden blauen Säule, die sich ihm entgegenbog. Seine Klauen gruben sich in gummiartige Haut, zerfetzten sie und ließen rotes Blut heraussprudeln. Während er an dem Hals der Akaneed herunterrutschte und sich bemühte, die Klauen so tief wie möglich in ihr Fleisch zu graben, um seinen Sturz zu verlangsamen, begleitete ihn das laute Heulen der Bestie. Seine Hände verkrampften sich qualvoll, und seine Krallen drohten ihm aus den Fingern gerissen zu werden.
    Als sein Sturz endlich endete, hatte die Kreatur keine Kraft mehr, um ihre Qual herauszuschreien; ihr Brüllen war zu einem leisen Grollen herabgesunken. Die Akaneed schwankte benommen auf dem Wasser, kämpfte gegen den Schmerz, bemühte sich, bei Bewusstsein zu bleiben, weiterzuschwimmen, weiterzuleben.
    Gariath durchzuckte so etwas wie Mitgefühl. Allerdings dauerte es nur einen Moment, bis er sich umdrehte und Dutzende von gelben Augen bemerkte, deren Blicke auf ihn gerichtet waren. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Bewunderung... jedenfalls dachte er das, redete es sich ein. Es war schwer, aus dieser Entfernung diese starren Blicke richtig einzuschätzen, erst recht, solange er an der Haut der Seeschlange baumelte und seine eigenen Augen von Schmerz und Erschöpfung verschleiert schienen.
    »Ich lebe!«, schrie er ihnen heiser zu. »Die Rhega leben. Die Rhega leben immer noch.« Er hämmerte eine Faust auf seine Brust. »Ich lebe! Seht! Seht mich an!« Er konnte weder die schrille

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