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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Du hast genug getan.«
    Eine warme, tröstende Decke aus Schatten senkte sich über ihn, hieß ihn die Augen zu schließen, bat ihn, den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren. Er fühlte sich wie aus eigenem Willen betäubt, vergrub sich in seinem eigenen Körper und überließ den Rest von sich ohnmächtig zwei gewaltigen Händen, die sich sanft auf seine Schultern legten.
    »Du hast so schwer gekämpft, vergeblich. Lass dies das Ende sein.«
    Er spürte die Finger auf seinem Gesicht, fühlte jedoch nicht
die Kälte der Handflächen, die sich auf seine Schläfen pressten. Das Wasser reichte ihm jetzt bis zur Taille, und die Schatten umhüllten ihn vollkommen. Schon bald würde es vorbei sein, schon bald würde es enden.
    Dann gab es keinen Schmerz mehr.
    »NOCH IST UNSERE ZEIT NICHT GEKOMMEN!«
    Sein Blut schien zu gefrieren, sein Gehirn vereiste, seine Muskeln verkrampften sich. Sein Schwert flog in seine Hand; sein Arm streckte sich, die Klinge traf auf Fleisch und drang tief ein. Die Schreie waren ein disharmonischer Chorus, erklangen in einem kochenden Schädel, spülten um einen eisigen Körper.
    Er sprang auf und drehte sich herum.
    Sie waren überall.
    Bleiche knochenweiße Hände packten die Reling und zogen schimmernde, haarlose Körper an Deck. Flüsse aus fahlem Fleisch strömten aus dem Niedergang, mit weit aufgerissenen, glitzernden schwarzen Augen und klaffenden, mit nadelspitzen Zähnen gefüllten Mündern. Sie sprudelten aus den Wunden des Schiffs, Trauben aus Haut und Zähnen, herangespült von dunklem, salzigem Blut.
    Zwischen den Froschwesen schritten ihre Herren. Drei Abysmyths beherrschten das sinkende Deck, staksten mit ihren dürren schwarzen Beinen über ihre Schützlinge, pressten ihre ausgemergelten Körper durch das splitternde Holz. Und vor Lenk umklammerte wie ein riesiger schwarzer Baum, aus dem Harz sickerte, der Dämon die Wunde in seiner Seite, die das Schwert des jungen Mannes ihm zugefügt hatte. Die riesigen, leeren Augen der Kreatur bemühten sich, Qual zu zeigen, während ihre ausgestreckte, mit Schwimmhäuten bestückte Klaue nach Lenks Kehle tastete.
    »Mutter schenkte mir Geduld mit jenen, die schwachen Geistes sind«, krächzte sie mit gurgelnder Stimme. »Ich vollbringe, was sie nicht vermögen, durch deinen Willen.«
    »ÜBERLEBE!«
    Ob es ein Rat oder ein Befehl war, mehr sagte die Stimme nicht, was allerdings auch nicht erforderlich war.
    Die Klaue schloss sich klackend um Luft, dort, wo eben noch Lenks Kopf gewesen war; er duckte sich und riss sein Schwert hoch, rammte es der Kreatur in den Wanst, der dünn wie ein Speer war. Es veranstaltete eine blutige Orgie, schleimige Flüssigkeit troff aus dem stählernen Maul, es fraß sich durch Rippen, während es die Schreie des Sterbenden ignorierte, ebenso wie der, der es schwang.
    In Lenks Hirn jedoch loderte ein anderer klagender Schrei.
    »HÖR AUF DAMIT!«
    So wild und glühend der Befehl auch war, Lenk kämpfte dagegen an. Als er der Stimme nicht gehorchte, schlug sie zu, versengte sein Gehirn und brachte das Blut in seinen Schläfen zum Kochen. Er taumelte von dem riesigen Dämon fort, statt rasch zur Seite zu treten, als das Abysmyth auf seinen gewaltigen Knien landete und dann mit seiner Fischvisage voran in die Fluten fiel.
    Eine Wand aus bleicher, haarloser Haut stellte sich ihm entgegen, nur unterbrochen von vier riesigen weißen Augen, die aus luftiger Höhe auf ihn herabstarrten. Die Froschwesen drehten sich zu ihm herum, zischten bösartig mit ihren aufgerissenen, mit spitzen Zähnen versehenen Mündern und streckten ihre glänzenden, schwimmhäutigen Hände aus. Die Abysmyths, die sie überragten, bahnten sich vorsichtig ihren Weg zu ihm und gurgelten mit Stimmen von Männern, die schon lange vom Meer verschlungen worden waren.
    »In der Unterwerfung liegt die Absolution«, krächzte eines von ihnen. »Sühne liegt in der Akzeptanz.«
    »Gnade spendet der Hirtenstab«, erklärte das andere. »Du kannst nicht so weitermachen, Lamm, dich in Verzweiflung und Zweifel wälzen.«
    »Mutter leitet uns«, stimmte der Chor der Froschwesen in einer perversen Harmonie an. »Der Prophet befehligt uns. Alles für dich.«
    Sie griffen mit ihren freien Händen nach ihm, während sie mit den anderen Knochenmesser umklammerten. Die Abysmyths rissen ihre gewaltigen Kiefer auf und öffneten
ihre schwimmhäutigen Klauen, als wollten sie ihn einladen, zu ihnen zu kommen. Er sah den Tod in jedem schwarzen schimmernden Blick,

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