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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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überhaupt weiter ansah. Er musste sie nicht töten oder so etwas. Er brauchte einfach nur die Phiole zu öffnen, die
Milch in das Becken zu kippen und Vater zu befreien. Und genau genommen brauchte er sie nicht einmal hineinzugießen... er konnte auch einfach nur das ganze Gläschen hineinwerfen, dann hätte er sein Ziel bereits erreicht.
    Die Veränderung würde eintreten.
    Menschen würden sterben.
    Er hatte versucht, seine Erinnerungen zu unterdrücken, den Schmerz zu ersticken, der in ihm aufstieg. Er hatte dem Propheten gedient, um Vergessen zu erlangen, dasselbe Vergessen, das der Rest der Gesegneten erfahren hatte. Und doch, als er das Mädchen anblickte, erhoben sich Erinnerungen in ihm und nährten Instinkte, die er nicht mehr empfunden hatte, seit er neben einem kleinen Bettchen gesessen und Geschichten erzählt hatte. Und der stärkste dieser Instinkte war der Wunsch zu lügen.
    »Ich bin hier, weil ich helfen will«, sagte er.
    »Helfen?«
    »Diese Stadt war einmal mein Heim. Ich habe hier ein Kind großgezogen. Und jetzt will ich dieser Stadt wieder zu ihrer früheren Größe verhelfen.«
    »Größe?« Sie hob ungläubig eine Braue.
    »Wohlstand?«
    »Also...«
    »Also gut, nennen wir es Stabilität«, erklärte er. »Ich werde diese Stadt verändern.«
    »Wie?«
    Er lächelte sie an. »Indem ich mit den Menschen beginne.«
    Sie starrte ihn einen Moment an, und als er ihre Miene betrachtete, durchströmte ihn plötzlich instinktive Furcht. Zweifel. Er zeichnete sich deutlich auf ihrem ungewaschenen Gesicht ab, auf den viel zu frühen Fältchen und der sonnenverbrannten Haut. Es war die Miene von jemandem, der schon zu viele Versprechen gehört hatte. Wo in ihr auch ihre Unschuld begraben liegen mochte, sie wusste, dass manche Lügen, ganz gleich, wie tröstend sie auch sein mochten, trotzdem einfach nur Lügen waren.
    Er hatte diese Miene erst einmal zuvor gesehen. Und er erinnerte sich noch sehr gut daran.
    Dann grinste sie plötzlich breit.
    »Das ist ziemlich albern«, sagte sie. »Es gefällt mir. He, ich glaube es nicht, aber ich mag es.«
    »Und warum willst du es nicht glauben?« Er erwiderte ihr Grinsen. »Wenn ein rasierter Affe sich unbemerkt in einen Tempel schleichen kann, warum sollte er dann nicht auch fähig sein, die Menschen zu ändern?«
    »Weil mir jeder ständig dasselbe erzählt. Ich bin mittlerweile zu alt, das zu glauben.«
    »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn.«
    »Wie heißt du?«
    »Kasla.« Sie lächelte. »Und du?«
    Er wollte antworten, öffnete den Mund, und im selben Moment erlosch ihr Grinsen, verschwand unter dem Ausdruck von Furcht und Panik, der ihr Gesicht überzog. Er hob eine Braue, als sie sich umdrehte und flüchtete, hinter einen Pfeiler huschte und im Schatten des Tempels verschwand. Er wollte ihr gerade etwas hinterherrufen, als er die Stimme hörte.
    »Ich werde dich nicht fragen, wie du hereingekommen bist.«
    Er drehte sich um und sah den Priester, einen beleibten, schnauzbärtigen Mann, der eine verschlissene Kutte trug. Der Mann schloss behutsam die Tür hinter sich und strich mit den Fingern über das Schloss, bevor er sich umdrehte. Dann sah er den Mund an. Sein dunkles Gesicht wirkte drohend.
    »Ich werde dich auch nicht fragen, mit wem du geredet hast.« Er trat einen Schritt vor. »Ebenso wenig will ich wissen, was du hier machst. Denn das weiß ich bereits.« Er schob eine Hand in seine Kutte. »Ich möchte nur herausfinden, wie ein Lakai von Ulbecetonth auf die Idee kommt, er könnte in meine Stadt kommen...«
    Als er seine Hand herauszog, umklammerte er eine Kette, von der ein Symbol baumelte: ein Handschuh, der dreizehn schwarze Pfeile umklammerte. Mesri hielt die Kette vor sich wie eine Laterne, während er den Mund gelassen betrachtete.
    »...ohne dass ein Mitglied Ihres Hauses davon erfährt.«
    Der Mund spannte sich an. Er war sich seiner Entfernung zum Becken sehr deutlich bewusst. Dann senkte er den Blick auf die Phiole, die er umklammerte. Als er Mesri wieder ansah, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er sie immer noch nicht in das Wasser geworfen hatte.
    »Wie viel weißt du noch?«, flüsterte er.
    »Nur was auch du weißt«, erwiderte Mesri. »Wir beide wissen, was unter dieser Stadt gefangen gehalten wird. Wir beide wissen, dass du den Schlüssel bei dir trägst, diese Missgeburt auf die Welt loszulassen.«
    »Vater ist...«
    »Eine Missgeburt«, wiederholte Mesri hartnäckig. »Eine Bestie, die nur dafür lebt zu töten, im Namen einer

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