Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
deinen Namen nicht«, sagte Mesri. »Und ich kenne auch den Namen deiner Tochter nicht. Aber ich kenne die Namen aller Menschen in dieser Stadt. Ich werde sie dir alle nennen, damit du weißt, wessen Leben du in deiner Hand hältst.«
»Kennst du Kasla?«
»Ihre Eltern sind tot. Sie weigert sich, sich von mir helfen zu lassen. Sie ist sehr stolz.«
»Meine Tochter war stolz.« Er blickte hoch. Mesri lächelte ihn an.
»Dann, so glaube ich, hast du deine Entscheidung getroffen.« Er trat einen Schritt näher. Der Mund wich nicht zurück. Mesri hob die Hand. Der Mund hob die Phiole. »Es ist eine sehr kluge Entscheidung, mein Freu...«
»QAI ZHOTH!«
Der Schrei hallte laut durch den Himmel über der Stadt. Eine eiserne Stimme zerriss die Luft, durchschnitt einen Chor aus Schreien, der von allen Mauern zurückgeworfen wurde.
»WIR WERDEN ANGEGRIFFEN! LAUFT! FLIEHT!«
»BEI ZAMANTHRAS, WER IST DAS?«
»MESRI! WO IST MESRI?«
Und auf jeden Schrei antwortete ein Schlachtruf.
»AKH ZEKH LAKH!«
»AUFSCHLITZEN! ENTHAUPTEN! VERNICHTEN!«
»WO IST ES? WO IST DAS RELIKT, ABSCHAUM?«
Mesri brauchte nicht zu fragen, was da vorging. Das Geräusch von Feuer, von Schmerz und Tod hallte in seinen Ohren. Und er musste auch nicht fragen, wer die Angreifer
waren. Es kümmerte ihn nicht. Außerdem hatte er keine Zeit dafür.
Er drehte sich herum. Der Mund war verschwunden, hatte sich in einen dunklen Teil des Tempels geflüchtet und in einen finsteren Winkel seiner eigenen Gedanken. Der Priester fluchte und warf einen flüchtigen Blick auf das Becken. Es war immer noch da. Unbefleckt. Verwahrte immer noch seinen Gefangenen.
Der Priester konnte nur ein leises Gebet für den Mund murmeln, als er sich umdrehte und in die Stadt zurückrannte.
Im Tempel hinter ihm lag jetzt das Schicksal in den Händen eines gequälten Sklaven der Dämonen.
In der Stadt vor ihm erfüllte sich das Schicksal in dem Gestank von Rauch und den Schreien der Sterbenden.
Draedaeleon hatte in letzter Zeit begonnen, die Theorien zu überdenken, die hinter der reinigenden Qualität des Feuers steckten.
Natürlich hatte er diesen Unsinn, dass Feuer die Sünden verbrennen würde, niemals geglaubt. Er hatte seine Wirkung stets für weit praktischer gehalten. Rein theoretisch konnte jedes Problem mit Feuer gelöst werden. Wenn zwei Freunde um, sagen wir, den Besitz eines Gegenstands kämpften, würde es den Wert dieses Gegenstandes schlagartig mindern, wenn man ihn in Brand setzte. Wenn sie hinterher trotzdem noch kämpften, würde es sie zweifellos von ihrem Disput ablenken, wenn man ihnen Feuer unter dem Hintern machte.
Die Leute sind nur so lange aufgeregt, dachte er, bis sie etwas verbrennen können. Dann ist alles wunderbar.
Es war ihm klar, dass die Theorie auf wackeligen Beinen stand, aber der Anblick von Togus Hütte, aus der orangefarbene Flammen züngelten und dichter Rauch in den Himmel stieg, deutete daraufhin hin, dass seine Gefährten ein exzellentes Beispiel dafür abgaben.
»Erklärt mir noch einmal die Gründe für all das hier.« Bralston betrachtete aufmerksam die brennende Hütte.
»Üblicherweise bezeichnet man es als ›Gevrauchs Schuld«‹, antwortete Dreadaeleon.
»Benannt nach dieser Gottheit, welche angeblich die Toten beherrscht.«
»Ganz genau. Und wie Ihr zweifellos folgern könnt, handelt es sich dabei niemals um irgendetwas Angenehmes. Die Abenteurer benutzen diese Schuld normalerweise als Mittel, um ihre Bezahlung von den Auftraggebern zu erzwingen, die sie für ihre Dienste nicht bezahlen wollen oder können. Zumeist findet dabei auch so etwas wie Plünderung statt.«
»Und wenn der Auftraggeber nichts von Wert besitzt?«
»Verbrennen.«
Es krachte, als das Dach der Hütte zusammenbrach und die Funken in den Himmel emporstoben. Bralston schnüffelte, und ein Hauch von herablassender Missbilligung zeigte sich auf seiner Miene.
»Barbarisch.«
»Er hat Schlimmeres verdient.«
Aspers Stimme war in dem knisternden Feuer kaum zu verstehen. Sie würdigte die beiden Magier keines Blickes, sondern starrte vollkommen ausdruckslos in die Flammen.
»Er hat uns verraten«, sagte sie leise. »Er sollte selbst in dieser Hütte sein.«
vielleicht hättest du sie fragen sollen, dachte Draedaeleon. Sie hat mit keinem Wort erwähnt, was passiert ist, sicher, aber das muss nicht unbedingt bedeuten, dass sie nicht darüber reden würde. Wartet sie vielleicht einfach darauf, dass jemand sie fragt? Vielleicht ist sie ja deshalb
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