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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Halluzination, sagte er sich . Ich habe in den ganzen letzten Wochen nichts anderes als Kakerlaken gegessen, Kakerlaken, die dafür bekannt sind, irgendwelche Substanzen aus ihren Ani zu spritzen, und die wahrscheinlich nicht einmal richtig gar gekocht worden sind. Ja, das alles ist gerade eben verrückt genug, um nahezulegen, dass es sich hierbei um eine Halluzination handelt.
    Allerdings erinnerte er sich auch daran, dass er sie schon gesehen hatte, lange bevor er auch nur den bitteren Geschmack von Kakerlakenfleisch gekostet hatte. Es hatte alles am Strand angefangen, mitten in den von Leichen übersäten Ruinen. Es hatte begonnen, als er das Flüstern hörte, als er gefühlt hatte, wie die schleimigen Windungen dieser doppelmündigen, mit einer Angellaterne bestückten Kreatur sich um seinen Verstand geschlungen hatten.
    Dann ist es eine Vergiftung des Geistes, sagte er sich . Es wäre durchaus logisch, dass ein Dämon ihre ... oder seine Klauen in mein Hirn eingraben und sie dort platzieren könnte. Das ist ebenso
einleuchtend wie alles andere, was wir über Dämonen wissen. Ich sollte wahrscheinlich jemanden danach fragen ... aber auf keinen Fall Lenk.
    Es war eine vertane Gelegenheit, das war ihm klar; denn Lenk hatte mit Dämonen weit mehr Erfahrung als alle anderen. Denaos hatte das begriffen, als er über die Schulter zurückgeschaut hatte, nachdem er letzte Nacht der Brandung entstiegen war. Er hatte gesehen, wie die Froschwesen über das sinkende Schiff hergefallen waren. Er hatte gesehen, wie Lenk an der Reling stand und zum Strand gestarrt hatte.
    Er wusste zwar nicht genau, ob der junge Mann ihn überhaupt ansah, aber er hatte sich trotzdem umgedreht. Es wäre Wahnsinn gewesen, zum Schiff zurückzukehren, hatte er sich gesagt; und es wäre höchst leichtfertig gewesen, Asper zu verlassen, die vor ihm zurückwich, sich zitternd und nackt am Strand zusammenkauerte und nicht einmal blinzelte, als er eine Decke stahl und sie darin einwickelte.
    Außerdem war es besser, Lenk sterben zu lassen, sagte er sich . Ja, es war besser, am Strand stehen zu bleiben und zuzusehen, wie er im Meer unterging. Du hast genau das Richtige gemacht ... du Arschloch.
    Er wusste nicht, wie Lenk überlebt hatte. Ebenso wenig, warum er zu Lenk gegangen war, nachdem Asper ihm stumm seine Wunden genäht hatte. Was ihn dazu gebracht hatte, Lenk alles von seinem Wissen über Dämonen auf Teji zu erzählen, oder darüber, warum er es Lenk niemals erzählt hatte, warum es nicht seine Schuld war, warum er froh war, dass Lenk noch lebte, warum er wusste, dass er hätte zum Schiff zurückkehren sollen, aber es trotzdem nicht getan hatte ... das alles wusste er nicht.
    Dann hatte Lenk ihn angesehen, ohne zu blinzeln, vollkommen ausdruckslos, ohne jeden Hohn, ohne Hass, nicht einmal überrascht darüber, was der Assassine getan hatte. »Oh, oh...« Das war alles, was er gesagt hatte.
    Denaos war nicht sicher, warum er hinterher den Wunsch verspürte, sich zu übergeben.
    »Das ist es.« Seine Stimme war ein heiseres Krächzen. »Keine Halluzination, kein Wahnsinn, keine Dämonen. Das alles ist nur die Manifestation eines schlechten Gewissens, eine Krankheit, geboren aus Scham. Wie funktioniert so etwas noch einmal? Du nimmst sie zur Kenntnis, dann verschwinden sie.«
    Er blickte hoch. Er blinzelte einmal. Er seufzte.
    »Du gehst nicht fort.«
    Die Frau sah ihn an und grinste. Sie sagte kein Wort. Sie sagte nie etwas, außer wenn er nicht wollte, dass sie etwas sagte, und dann sagte sie immer dasselbe.
    »Guten Morgen, mein Großer.«
    »Guten Morgen«, antwortete er. »Wie geht es uns denn heute?«
    Sie antwortete nicht. Und sie hörte nicht auf zu grinsen.
    »Mir geht’s prächtig«, fuhr er fort. »Naja, es geht so. Ich lebe noch... und bin im Großen und Ganzen auch einigermaßen gesund. Mein Geschmack hat sich in letzter Zeit ziemlich verändert. Nicht mehr so viel Curry, dafür jedoch mehr Kakerlaken. Viel mehr. Wahrscheinlich enthalten sie viele Ballaststoffe. Ist sicher gut für die Verdauung.«
    Er grinste. Sie grinste zurück.
    »Gestern Nacht war es etwas hektisch. Tut mir leid, dass ich nicht vorbeikommen und Hallo sagen konnte.« Er schmatzte. »Eine Freundin war in Schwierigkeiten. Asper. Sie würde dir gefallen. Sie ist eine Priesterin, eine gute. Sie ist jeden Tag in den Tempel gegangen, bevor sie sich uns angeschlossen hat, weißt du? Und betet immer noch sehr viel... jedenfalls hatte sie das getan. Im Moment ist sie

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