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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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aufzusetzen.
    Er biss in animalischer Wut die Zähne zusammen. Um die Augen herum fanden sich Müdigkeit und Verzweiflung. Die Falten auf seiner Stirn sprachen von Sorge, die an Panik grenzte. Welche dieser Eigenschaften zu dem Gesicht gehörten, das darunter lag, wusste sie nicht genau. Und es kümmerte sie auch nicht.
    Es ging nicht um ihn.
    Sie wusste jedoch genau, warum sie weiter auf ihn zuging, trotz seines fassungslosen und misstrauischen Blickes, und
vor ihn trat, während er angespannt und zitternd dastand. Sie wusste genau, warum sie nicht zurückgehen durfte, sich nicht zurückziehen konnte, um nachzudenken und zu beten.
    So etwas brachte einen nirgendwohin. Das wusste sie jetzt ebenfalls.
    »Du siehst nicht gut aus«, stellte sie fest.
    »Vielen Dank, ich habe nicht gut geschlafen«, gab Denaos zurück.
    »Du hast gestern Nacht gar nicht geschlafen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe auch nicht geschlafen.«
    Nicht, dass sie es nicht versucht hätte. Mehrmals hatte die Erschöpfung sie beinahe überwältigt. Aber ihre Augen waren ihr nur so lange zugefallen, wie es dauerte, das Grinsen in der Dunkelheit zu sehen, ihre eigenen Schreie zu hören und keine Antwort zu vernehmen.
    Ich habe gebeten... ich habe gebettelt... es war mein Moment der dringlichsten Not. Ich habe immer geglaubt, dass zumindest dann...
    Nein, nein, NEIN! Sie biss die Zähne zusammen und verschluckte ihre Gedanken. Grüble nicht mehr darüber nach. Hab keine Angst. Wenn du Angst hast, fängst du an zu überlegen. Und wenn du überlegst, dann fragst du warum. Sie runzelte die Stirn. Wenn du fragst, antwortet niemand, niemals.
    Sie nahm sehr deutlich das Fehlen eines schweren Gewichts auf ihrer Brust wahr. Ihr Medaillon nicht umzuhängen, das Symbol ihres Glaubens, war Blasphemie, ebenso wie die anzügliche Aufforderung, als sie den Verschluss ihrer Robe öffnete. Ihr war klar, dass die Götter das nicht schätzen würden.
    Aber es ging auch nicht um sie.
    Verbittert hoffte sie, dass sie ihr jetzt wenigstens zusahen.
    Obwohl sie plötzlich nicht mehr genau wusste, was passieren würde. Ebenso wenig wie Denaos, wie es schien, denn er wich vor ihr wie ein geprügelter Hund zurück, der sich nervös umsah, auf eine Belohnung hoffte und die Peitsche fürchtete,
zu viel Angst hatte, ruhig sitzen zu bleiben, und zu vorsichtig war, um einfach wegzulaufen. Doch damit konnte sie leben, denn er musste nichts tun.
    Es war ihre Entscheidung.
    Er stieß mit dem Rücken gegen einen Baum und hörte auf, hastig um sich zu blicken, konzentrierte sich auf sie, als sie sich ihm näherte. Ihre Beine zitterten nicht, wie sie es befürchtet hatte. Entschlossenheit durchströmte ihren Körper, verwandelte sich in ihrem Blut zu Eisen, wurde so schwer, dass sie nach einem weiteren Schritt stolperte und auf ihn stürzte, während sie die Arme ausbreitete, um ihn zu packen.
    Sein Körper war kalt. Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, als sie mit den Händen unter sein Wams glitt. Seine Haut war feucht und verschwitzt, als sie sich gegen ihn presste. Sie hatte erwartet, dass er warm wäre. Er atmete schnell, unregelmäßig, wie ein furchtsames Kaninchen. Als sie den Kopf hob, ihre Lippen wie Waffen auf ihn richtete, hatte sie nicht erwartet, dass er zurückwich. In seinen Augen sah sie, wie er gegen den Drang kämpfte, sich ihr zu nähern und nachzugeben.
    »Du weißt nicht, was du da...«, flüsterte er, verstummte jedoch, als sie einen Finger auf seine Lippen legte.
    »Doch, das weiß ich«, widersprach sie. »Ich weiß es sehr genau.«
    Er wich erneut zurück, aber sie war schneller. Sie presste ihre Lippen auf seine und schob ihre Zunge mit Gewalt in seinen Mund. Sie öffneten sich nach einer Weile freiwillig, so wie sie es erwartet hatte. Immerhin war der Mann ein Halunke. Er wollte das hier genauso wie sie. Er zögerte nur, weil sie so zielstrebig war.
    Was sich bestätigte, als einen Augenblick später seine Zunge die ihre berührte. Sie umschlangen sich, sie erforschte seinen Mund mit einer Gier, derer sie sich nicht bewusst war. Er zitterte am ganzen Körper; sie zog ihn noch dichter an sich heran. Er stöhnte leise; sie übertönte das Geräusch mit einem Knurren tief in ihrer Brust. Sie spürte, wie er sie anstarrte;
sie schloss fest die Augen. Sie wollte ihn nicht ansehen. Sie wollte nur...
    Es wurde ihr erspart, den Gedanken zu Ende zu denken, denn sie spürte, wie er seine Arme geschickt zwischen sie schob, sie anhob und ihre Umarmung

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