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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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mit Mühe trugen.
    »Ich habe es nicht«, antwortete er.
    »Ihr habt es«, erwiderte Bralston hartnäckig.
    »Nein«, der Jüngling schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es nicht.«
    »Ich kann es spüren. Ich kann schmecken, wie Euer Blut brennt, und höre, wie Eure Knochen splittern. Ich bin dem gestern Nacht gefolgt. So habe ich Euch gefunden. Ihr müsst es doch auch spüren können. Ihr müsst es doch wissen.«
    »Es ist nichts«, antwortete Dreadaeleon.
    »Begleiter, wenn ich Euch dadurch über einen ganzen Ozean aufspüren kann, dann ist es ganz gewiss nicht nichts.
Um es überhaupt spüren zu können, müssen sich längst Symptome gebildet haben. Starke Temperaturschwankungen? Verlust von Bewusstsein? Spontane Mutation?«
    »Brennender Urin.« Draedaeleon blickte zu Boden.
    »Der Zerfall«, bestätigte Bralston.
    Es war undenkbar. Draedaeleon war davon überzeugt. Oder hatte er vielleicht einfach nicht darüber nachdenken wollen? Er wollte es immer noch nicht. Er wollte nicht einmal das Wort hören, und doch war es in sein Gehirn eingebrannt.
    Zerfall.
    Diese unerklärliche Krankheit, die Magier erfasste, diese unbekannte Veränderung innerhalb ihrer Körper, welche die unsichtbare Mauer niederbrach, die die Venarie vom Körper trennte und ein demütiges Gefäß in eine pervertierte, befleckte Mischung aus unkontrollierbarer Magie und Körperfunktionen verwandelte.
    Sie war es, die Männer und Frauen in lebende Infernos verwandelte, Haut in Schneeflocken, die dafür verantwortlich war, dass Gehirne in ihren eigenen elektrischen Strömungen kochten. Sie war der Tod der Magier, das Laster der Häretiker, die Konsequenz dafür, dass man die Gesetze missachtete.
    Und er hatte sie.
    Er stellte Bralstons Diagnose nicht infrage, empfand nicht einmal die Notwendigkeit, es zu leugnen. Es war jetzt alles viel zu klar: seine plötzliche Schwäche, seine Benutzung der roten Steine, sein veränderter Körperzustand.
    Aber dann... wie hast du dich letzte Nacht erholen können?
    Vielleicht Glück? So etwas war bereits vorgekommen. Tatsächlich resultierte die wechselhafte Wirkung des Zerfalls auf die Magie oft in plötzlichen sporadischen Verbesserungen. Jetzt ergab das alles viel zu viel Sinn, folgte einer zu kalten Logik, und war viel zu ironisch, als dass er es noch hätte weiter abstreiten können.
    »Was...?« Seine Stimme klang schwach. »Was jetzt? Was passiert jetzt?«
    »Euer Mentor hat Euch das zweifellos gesagt.«
    Draedaeleon nickte. »Der vom Zerfall Besessene meldet sich im Venarium, um...« Er schluckte. »... geerntet zu werden.«
    »Wir sind Magier. Nichts kann verschwendet werden.«
    »Ich verstehe.«
    Bralston runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Meine Pflichten erfordern eine Kontrolle des Ozeans«, erklärte Bralston, »um nach Spuren des Häretikers zu suchen. Danach werde ich nach Cier’Djaal zurückkehren. Ihr werdet mich begleiten.«
    Draedaeleon nickte schwach. Ein schmerzhafter Ausdruck flog über Bralstons Gesicht.
    »Es ist... es ist wirklich nicht so schlimm«, meinte der Bibliothekar. »Ihr seid in der Akademie von Cier’Djaal dem Venarium immer noch nützlich. Ihr werdet der Forschung dienen können, selbst nachdem Ihr gegangen seid. Und bis dahin werden sich Leute um Euch kümmern, die Euch verstehen, ganz gleich, wie lange Ihr durchhaltet.«
    Draedaeleon nickte wieder.
    »Bis dahin...«, Bralston suchte nach Worten und seufzte, weil er keine fand. »Versucht zu ruhen. Es wird eine sehr anstrengende Rückreise.«
    Er ging, verschwand im Dorf, und Draedaeleon ließ sich auf die Knie sinken. Komisch, dachte er, wie allein die Andeutung einer Krankheit, das Wissen, dass das Leben enden muss, einem das Gefühl gibt, als wäre es bereits vorbei.
    Lächerlich, sagte er sich. Als wenn du nicht schon gewusst hättest, dass du irgendwann sterben musst. Hölle, du warst mit Abenteurern zusammen. Du wusstest, dass der Tod unausweichlich war, richtig? Richtig. Jedenfalls erfüllst du auf diese Art und Weise deine Pflicht. Du dienst der Sache. Du wirst die Gesetze stärken. Du wirst das Wissen vorantreiben. Ernten... na ja, das passiert eben. Du kannst es ihnen nicht verübeln. Du benutzt selbst Merroskrit. Eines Tages werden auch deine Knochen und deine Haut von irgendeinem anderen Magus benutzt werden. Alles ist in Balance. Alles ist ein Kreis .
    Er starrte auf seine Hände: Hände, die Feuer geschleudert hatten, Hände, die gehalten hatten, Hände, die berührt hatten. Er schätzte, dass

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