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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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als dieser endlosen stinkenden Liste von Tod.
    Aber er fand nichts.
    Dafür fühlte er sie, jeden Einzelnen, in seinen Nüstern.
    Und bei jedem Ausatmen fühlte er jeden Einzelnen von ihnen sterben.
    »Fünfhundert.«
    Als er die Stimme hörte, drehte er sich wie betäubt um. Er war vollkommen ausgelaugt, sein Körper war nur noch eine Hülle aus roter Haut und spröden Knochen, in der kein Wille mehr lebte, der hätte erschrecken, knurren oder fluchen können. Er vermochte nur noch sich umzudrehen und den Älteren mit Augen zu mustern, die tief in ihren Höhlen lagen.
    »Ganz genau«, sagte der Ältere.
    »Was?«
    »Es sind genau fünfhundert Rhega hier gestorben«, sagte sein Vorfahre, als er müde zum Rand des Teichs ging. »Ich habe über ein Jahr gebraucht, ihre Gerüche aufzunehmen und ihre Namen herauszufinden, Weisester. Ich bezweifle sehr, dass du so viel Zeit hast.«
    »Es gibt keinen Platz, zu dem ich gehen könnte.«
    »Oh doch. Du weißt nur noch nicht, wo er ist.«
    Sie standen Seite an Seite vor dem Teich und starrten ins unbewegte Wasser. Der Wind in den Bäumen hatte nichts weiter dazu beizutragen. Der Stammesälteste war das Grab, in dem sämtliche Geräusche bestattet wurden und verloren
waren, er war so durchtränkt von Tod, dass selbst das große Seufzen der Erde nichts bedeutete.
    »Wie hast du diesen Ort gefunden, Weisester?«
    Die Stimme des Älteren riss Gariath aus seiner Betäubung und lenkte seine Aufmerksamkeit auf das schwere Objekt, das von seinem Gürtel herunterbaumelte. Er griff danach, pflückte es von dem Lederriemen, an dem es befestigt war, und hob es hoch.
    Der Ältere blickte in leere Augenhöhlen unter einer knöchernen Stirn.
    »Ich habe den Schädel gefragt«, erwiderte Gariath.
    »Du bist zurückgegangen, um ihn zu suchen. »
    »Ich musste herausfinden, was du mir nicht erzählen wolltest. Der Schädel wusste es.«
    »Die Toten wissen es.« Der Ältere ließ seinen Blick über den Teich gleiten. »Ich hatte gehofft, du hättest keine Ohren für ihre Stimmen.«
    »Viel gesagt hat er nicht«, gab Gariath zurück. »Ich konnte nur Bruchstücke von Worten verstehen, als würde er im Schlaf reden. Aber er wusste, wo der Stammesälteste war.«
    »Alles Tote weiß, wo der Stammesälteste ist.« Der Ältere seufzte und deutete auf den Teich. »Er spricht, weil er nicht mehr weiß, dass er schlafen sollte. Tu, was richtig ist, Weisester.«
    Gariath nickte, kniete sich neben den Teich und ließ den Schädel von seinen Händen in das Wasser gleiten. Er sah in den leeren Augenhöhlen eine Art von Erleichterung, die Art von Erleichterung, die einen überkommt, wenn man sich an etwas Wichtiges erinnert, was man schon sehr lange vergessen hat.
    Oder aber ich bilde mir mittlerweile Dinge ein.
    Doch der Schädel verschwand nicht einfach im Wasser. Stattdessen hob er sich weiß in dem Blau ab. Während er sank, konnte er ihn deutlich erkennen, obwohl er immer kleiner wurde. Die Sonne fiel auf die Oberfläche des Wassers und verwandelte ihr Blau in ein reines Kristall, durch das er
bis zum Boden blicken und dort das Weiß erkennen konnte, das ihn überzog.
    Er starrte ins Wasser.
    Fünfhundert Schädel starrten zurück.
    »Es war eine Grube, als ich sie hierhergebracht habe«, sagte der Ältere. »Als alles vorbei war, als ich der Letzte war, der lebte... ich habe die Erde aufgegraben und sie hineingelegt. Es regnete... es regnete sehr lange, und so hat sich dieser Teich gebildet.« Er nickte. »Flüsse und Felsen. Die Rhega sollten im Wasser liegen.«
    Die Sonne wurde von Wolken verscheucht. Das Wasser wurde wieder blau. Gariath starrte dennoch hinein.
    »Wie?«, erkundigte er sich.
    »Auf dieselbe Weise, wie alles andere auf dieser Insel gestorben ist«, antwortete der Ältere. »In dem Großen Krieg.«
    »Zwischen den Aeons und den Sterblichen? Ich dachte, die Menschen hätten diesen Krieg geführt.«
    »Das haben sie auch. Überrascht es dich, Weisester, dass wir neben ihnen gekämpft haben? Damals haben wir an der Seite von vielen Kreaturen gefochten, die du schwach nennen würdest.«
    »Das überrascht mich nicht. Die Rhega hätten da sein sollen, um zu führen, um zu inspirieren, um ihnen zu zeigen, was Mut ist.«
    »Und du weißt, was Mut ist, Weisester?«
    »Ich weiß, was Rhega sind.«
    »Das wusste ich auch, damals. Deshalb sind wir alle gestorben. Wir dachten, wir wären voller Mut. Und das war Grund genug, um zu kämpfen.«
    »So wie die Menschen die Geschichte erzählen, haben

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